Tanken war 2013 relativ günstig. Foto: dpa-Zentralbild

Der Kunde kann jetzt in Echtzeit sehen, wenn bundesweit an einer Tankstelle die Preise steigen. Die Frage ist nur: Wem nützt das Instrument mehr, dem Verbraucher oder der Branche?

Der Kunde kann jetzt in Echtzeit sehen, wenn bundesweit an einer Tankstelle die Preise steigen. Die Frage ist nur: Wem nützt das Instrument mehr, dem Verbraucher oder der Branche?

Berlin. Der Kunde kann jetzt in Echtzeit sehen, wenn bundesweit an einer Tankstelle die Preise steigen. Die Frage ist nur: Wem nützt das Instrument mehr, dem Verbraucher oder der Branche? -

Die gute Nachricht zuerst: Seitdem die bundesweite Spritpreisdatenbank läuft, kann der Autofahrer an der Zapfsäule richtig Geld sparen. Er muss nur höllisch aufpassen. Nicht selten variiert der Spritpreis an seiner Stammtankstelle im Laufe eines einzigen Tages um zehn Cent und mehr je Liter Benzin und Diesel. Die Preise springen in Bruchteilen von Sekunden in die Höhe, wenn wieder einmal Aral, Shell oder sonst ein großer Anbieter generalstabsmäßig eine Preisrunde eingeläutet hat. Wieder herunter geht es dann nicht so abrupt, wenn sich das Preisniveau nicht halten lässt. Der Spritpreis zerbröselt dann vielmehr eher.

Wer per Handy oder PC die Preise der Tankstellen auf seiner Route abfragt und schnell beim günstigsten Anbieter vorfährt, hat gute Chancen, mehr Geld im Portemonnaie zu behalten. Drei Monate nach dem Start der Probephase für die staatlich angeordnete Spritpreisdatenbank im Internet und drei Wochen nach dem Beginn des Regelbetriebs ziehen der ADAC und Clever-Tanken, zwei von mehreren Anbietern der Daten, eine erste Bilanz. Steffen Bock, Geschäftsführer von Clever-Tanken: „Deutschlandweit beobachten wir in den Abendstunden zwischen 18 und 20 Uhr, dass ein Großer am Markt eine Preisrunde mit einem Sprung nach oben einläutet.“ Das Muster sei immer wieder gleich: Einer stürme voraus, die anderen zögen nach. Meist lasse sich der hohe Preis aber nicht durchsetzen, im Laufe des nächsten Tages gehe es dann mit dem Preis in Etappen wieder nach unten. „Tendenziell ist Tanken nachmittags zwischen 15 und 16 Uhr derzeit am günstigsten.“ Regional gebe es kaum Unterschiede.

Der ADAC beschreibt die Preisentwicklung im Laufe eines Tages ganz ähnlich. Die Preiskurven bei Benzin wie bei Diesel hätten inzwischen einen sehr regelmäßigen Verlauf. „Danach sind beide Kraftstoffsorten stets in den Nachtstunden zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens am teuersten.“

Auch niedrige Ölpreise wirken positiv

Branchenkenner betonen aber: Dieses Muster ist nicht in Stein gemeißelt. Es ist nicht garantiert, dass die Branche schon morgen ihre Preispolitik ändert und die Preissprünge womöglich nachmittags kommen, wenn die Menschen von der Arbeit nach Hause fahren.

Abgesehen von den Schwankungen im Laufe eines Tages hat sich an den Preisen aber wenig getan. Benzin ist im Bundesschnitt heute etwa fünf bis sechs Cent günstiger als noch vor drei Monaten, Diesel etwa drei bis vier Cent. Steffen Bock hält fest: „Zumindest lässt sich sagen, dass die neue Transparenz zum Vorteil für die Kunden ist. Die Preise gingen jedenfalls herunter und nicht herauf.“

Aus dem Tankstellenlager hört man jedoch, dass mancher in der Branche insgeheim sehr zufrieden ist über die neuen technischen Möglichkeiten. Jederzeit könne man sich nun über den Preis der Konkurrenz informieren. Wie in der Branche gemunkelt wird, führe dies zu noch mehr Preisänderungen als früher. Sicher ist, dass die Kartellwächter aufmerksam beobachten werden, ob sich die Preise mit dem neuen Instrument stärker aneinander anpassen.

Unter dem Strich kann man festhalten, dass die Autofahrer schon schlimmere Jahre an der Zapfsäule erlebt haben. Nach Information des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) zahlten die Autofahrer an den Tankstellen (Stand 18. Dezember) in diesem Jahr im Schnitt je Liter Super E10 1,56 Euro. Im Vorjahr waren es noch 1,615 Euro. Damit liegt Benzin 2013 5,5 Cent unter dem Vorjahres-Preis. Der Tankstellenpreis bei Diesel lag 2013 durchschnittlich bei 1,428 Euro. Gegenüber dem Vorjahr mit 1,493 Euro waren dies 6,5 Cent weniger. Ein MWV-Sprecher nannte zwei Gründe für die niedrigen Preise: „An den Weltrohölmärkten ist die Lage recht entspannt.“ Das Fass Brent-Rohöl sei 2013 im Schnitt um 3,40 Euro günstiger gewesen als 2012. Zum anderen leiste der stärkere Euro den Autofahrern Schützenhilfe an der Tankstelle: „Da Rohöl in Dollar bezahlt wird, fallen in Europa die Preise.“