Bezirksvorsteherin Brigitte Foto: Müller

Maria Theresia Löser backt ganz besondere Springerle, die sie für den guten Zweck spendet.

Stuttgart-Degerloch - Maria Theresia Löser ist nicht zu bremsen. Im Backofen wachsen die Springerle in die Höhe. Auf der Anrichte stehen Pappkartons, die randvoll mit dem Festtagsgebäck gefüllt sind. Das Besondere daran: Die Vorderseite der Springerle ziert allesamt das Degerloch-Wappen. Und auch das Wohnzimmer ist zum Teil zur Backstube umfunktioniert worden. Auf dem Tisch liegen die Model – die Holzformen – und der Teig bereit. „Ich bin so in Fahrt, da muss ich einfach weitermachen“, sagt Löser, der an diesem Tag die Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold zur Hand geht und begeistert ist: „Jedes dieser Springerle ist ein Kunstwerk.“

Ihre Gastgeberin gibt sich bescheiden: „Langsam entwickle ich eine gewisse Routine, aber ich bin ja noch Anfängerin.“ Eine Springerle-Tradition gibt es in ihrer Familie nicht – noch nicht. Die Kunsthistorikerin stieß vor einigen Jahren auf das Gebäck, das auch für erfahrende Plätzchenbäcker eine echte Herausforderung darstellt. Damals hielt sie ein Springerle mit dem Heumaden-Wappen in ihren Händen. „So etwas wollte ich auch haben“, sagt Löser. Also ließ sie sich ein Model schnitzen, eins mit den beiden Schwertern. An die große Glocke hängte sie dies aber nicht. Als der Schreiner Walter Wais bei ihr im Haus zu tun hatte, kredenzte Löser ihm einen Espresso und ein Degerloch-Springerle: „Der ist schier ausgeflippt.“ Wenig später hielt auch die Bezirksvorsteherin ein solches in den Händen: „Das habe ich immer noch. Ich habe mich nicht getraut, es zu essen“, sagt Brigitte Kunath-Scheffold und schmunzelt. Sie kann sich gar nicht satt sehen an den Models und den ganzen Springerle – ganz egal, ob mit oder ohne Wappen: „Das war das Weihnachtsgebäck meiner Mutter“, erzählt die Bezirksvorsteherin. Und die nahm es genau. Einmal schrieb sie auf die mit Springerle gefüllte Keksdose: „Vorsicht, sie sind abgezählt.“ Ihre Tochter ließ sich davon nicht beirren: „Auch abgezählte kann man essen“, schrieb sie drunter.

Mit frischen Eiern klappt es nicht

Vor dem Genuss kommt freilich erst die Arbeit – und die nimmt viel Zeit in Anspruch „Alles sollte die gleiche Temperatur haben“, erklärt Löser, bevor sie Punkt für Punkt erklärt, wie die Springerle entstehen. Ganz besonders wichtig: Mit frischen Eiern klappt es nicht. „Sie sollten mindestens zwei Wochen alt sein.“ Der fertige Teig kommt dann luftdichtverpackt in den Kühlschrank. Löser lässt ihn dort zwei Tage stehen. Sie hat für ihren Besuch alles vorbereitet, und der lässt sich nicht zweimal bitten. Die Bezirksvorsteherin greift beherzt zum Nudelholz und freut sich besonders über die originellen Mehlbestäuber, die aus einem Taschentuch oder einem Verbandschlauch bestehen. „Manche verwenden auch einen Kindersocken“, erzählt Löser und schaut mal kurz nach den Springerle im Backofen. „Sie haben Füßchen bekommen“, sagt die Hobbybäckerin. Will heißen: Die Springerle haben an Höhe gewonnen. „Kann ich Sie auch mal buchen?“, fragt Kunath-Scheffold, während sie ein weiteres Mal das Degerloch-Model auf den Teig drückt. Wie schafft man es, die imposanten Gutsle nicht steinhart werden zu lassen? Löser rät zu Pappkartons, die im Keller oder auf dem Balkon deponiert werden.

Kein Springerle verschwindet an diesem Morgen im Mund der beiden Bäckerinnen. Sie sind ja auch für einen guten Zweck gedacht. Wer am Sonntag, 2. Dezember, dem Vortrag Lösers über die Degerlocher Krippe lauscht und eine Karten-Serie kauft, der bekommt ein Degerloch-Springerle obendrauf. Der Erlös fließt in die Sanierung der Orgel der Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt. „Das ist mein erstes großes Ehrenamt“, sagt Löser. Ihre Backpartnerin freut sich über das Engagement und auch über die Springerle, die ihr ihre Gastgeberin einpackt. Auch wenn speziell die Degerloch-Springerle wohl eher Ausstellungstücke bleiben werden. Zum Essen sind sie nämlich viel zu schade.

Rezept, Vortrag und Krippenkarten:

Rezept:
Für den Springerle-Teig braucht man: 500 Gramm Mehl, 500 Gramm Puderzucker, vier Eier, eine Messerspitze Hirschhornsalz, ein bis zwei Esslöffel Kirschwasser und Stärkemehl zum Einpudern. Esslöffelweise wird der Puderzucker zu den Eiern gegeben. Die Masse wird 20 Minuten gerührt. Nach zehn Minuten wird das in Kirschwasser aufgelöste Hirschhornsalz hinzugegeben. Danach wird das gesiebte Mehl esslöffelweise druntergemischt. Dann den Teig im Kühlschrank ruhen lassen (Quelle: http://stzlinx.de/4i3 ). Dort gibt es auch weitere Infos zur Verarbeitung des Teigs.

Vortrag
: Maria Theresia Löser spricht am Sonntag, 2. Dezember, von 17 Uhr an in der Kirche Mariä Himmelfahrt, Karl-Pfaff-Straße 50, über die Degerlocher Krippe.

Karten
: Sechs Doppelkarten mit Bildern der Degerlocher Krippe kosten zehn Euro. Zwei Motive gibt es einzeln zum Preis von jeweils zwei Euro. Die Karten gibt es im Bezirksrathaus, in der Buchhandlung Müller, bei Optik Thorausch, im katholischen Pfarrbüro und im Weltladen Degerloch. Der Verkauf läuft laut der Initiatorin Löser „traumhaft gut“. Derzeit wird schon die zweite Auflage angeboten. Spenden für die Druckkosten sind immer willkommen: Spendenkonto (Kirchengemeinde): 2 176 671, BW-Bank Stuttgart, Bankleitzahl 600 501 01.