Die Sprache ist das Haus des Seins – und die Schule das Haus der Sprache. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen.

Stuttgart - Am 10. September wurde der Tag der deutschen Sprache begangen. Ein guter Anlass, um einmal zu beleuchten, was Sprache eigentlich ist. Der Philosoph Martin Heidegger (1899-1976) schreibt über sie: „Die Sprache ist das Haus des Seins. In ihrer Behausung wohnt der Mensch.“ Bevor er darin wohnen kann, muss er dieses Haus allerdings erst bauen.

Sprachloser Neandertaler

Ob es eine Ursprache gegeben hat, die Quelle menschlicher Kommunikation war, ist umstritten. Forscher vom Leipziger Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie haben jetzt herausgefunden, dass der Urmensch noch nicht über die genetischen Voraussetzungen zu eigenen Sprache verfügt hat. Der Schritt vom unverständlichen Grunzen und Raunen zum akustisch-zeichenhaft-symbolischem System der Kommunikation, das im Laufe der Zeit immer komplexer wurde, hat sich irgendwann vor 100 000 bis 200 000 vollzogen, so die Paläogenetiker. Der Neandertaler hat demnach noch nicht über die Redseligkeit und Eloquenz des modernen Menschen verfügt.

„Die Grenzen meiner Sprachen bedeuten die Grenzen meiner Welt“

Die Sprache ist neben der Schrift der wichtigste Träger von Sinnhaftem und Überliefertem, der entscheidende Schlüssel zum Welt- und Selbstverständnis, zentrales Medium zwischenmenschlicher Verständigung. Ohne sie verstummt der Mensch buchstäblich, weil er seine Gedanken und Emotionen, sein Agieren und Reagieren nicht mitteilen kann. ,,Die Grenzen meiner Sprachen bedeuten die Grenzen meiner Welt“, sagt der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein (1889-1951). Sprache ist die Brücke zwischen geistigem Bewusstsein und äußerer Welt. Nur durch sie kann der Mensch sein Inneres nach Außen kehren und die äußere Welt nach innen holen. Das meint der Satz: „Die Sprache ist das Haus des Seins.“