Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen.
Stuttgart - Schnacken Sie Platt? Wahrscheinlich gibt es in Deutschland so viele regionale Dialekte wie es Dörfer gibt. Also richtig, richtig viele. Der Bajuware spricht Bayrisch, dr Schwob schwäbelt, in Hamborg snackt man Platt. Heute schon geschnackt? Nicht im Sinne von sich mit Fast Food den Bauch vollschlagen. Im norddeutschen Platt meint schnacken so viel wie klönen, plaudern, plauschen, schwätza.
Schnacken geht auf das mittelniederdeutsche snaken zurück, eine lautmalerische Wortbildung, die an das Geschnatter von Gänsen und Enten erinnern soll. Der Vergleich passt, wenn man sich zwei Damen im besten Alter und Kittelschurz mit Kehrwisch bewaffnet beim morgendlichen Gelaber zwischen Tür und Angel vorstellt.
„Nicht lang schnacken!“
Der Ausspruch „Kopp in’ Nacken! Nicht lang schnacken!“ ist norddeutscher Kneipen-Slang. Statt Dönekes zum Besten zu geben, soll mit man mit dem Geschwätz aufhören und stattdessen einen Schnaps in einem Zug runterkippen.
Schnacken ist auch ein Synonym für etwas verstehen, begreifen, durchschauen. Wer etwas geschnackt hat, ist ein Checker, der die Kontexte kapiert.
„Pass auf, lass dich nicht mitschnacken!“
Regelmäßig titeln Zeitungen im Norden: „Polizei fahndet nach einem Mitschnacker.“In einem Song der Hamburger Hip-Hop-Gruppe „Fettes Brot“ heißt es: „Ihr kennt doch Mitschnacker nicht Kinder, oder? Jaaa . . .“ Mitschnacker sind „nette Onkels“ – wie Herr Schrott in dem deutschen Kriminalklassiker „Es geschah am hellichten Tag“ aus Jahr 1958 – , der Kinder und junge Mädchen mit fadenscheinigen Versprechen zum Mitkommen übereden wollen. Was dann folgt, gehört in den Bereich der Sittlichkeitsverbrechen. Deshalb der gut gemeinte, präventive elterliche Rat: „Pass auf, lass dich nicht mitschnacken! Wenn’s dunkelt, sind die Mitschnacker unterwegs.“