Immer hungrig, immer auf Fressensuche: Der Namensgeber des Wortes Hamstern. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen.

Stuttgart - „Aquila teutonicus“, der Bundesadler, ist seit 1950 offizielles Wappentier der Bundesrepublik Deutschland. Der Entwurf von Karl-Tobias Schwab (1887-1967) diente einst schon der Weimarer Republik als Reichswappen. Nach dem Löwen ist der Adler das zweithäufigste Wappentier. Angesichts seiner heraldischen Dominanz ist es unmöglich den stolzen Greifvogel durch ein anderes tierisches Wesen zu ersetzen. Dabei wäre es sinnvoll, je nach temporärer politischer Großwetterlage ein Kurzeit-Wappentier zu installieren.

Hamster als Wappentier

Derzeit wäre der Hamster der geeigneteste Kandidat. Dem zur Familie der Wühler gehörenden Nager liegt das Hamstern wie keiner anderen Spezies in den Genen. Das Wort ist sprachgeschichtlich seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts belegt. Wobei das dahinter stehende Anhäufen von lebensnotwendigen Gegenständen für Notzeiten so alt ist wie die Menschheit. Das neue Zivilschutzkonzept der Bundesregierung reiht sich ein in die lange Liste präventiver Maßnahmen, welche das Überleben einer Gemeinschaft sichern sollen.

Kein Volk von Messies

Hamstern ist eine umgangssprachliche Ableitung von Hortung. Wer ohne Not und unabhängig von drohenden Versorgungsgenpässen hortet, wird leicht zum Messie – einer psychopathologischen Version des Hamsterers. Die Bundesregierung will allerdings kein Volk von Messies heranzüchten, sondern in Zeiten des Terrors und Krieges für schlechte Zeiten vorsorgen. Horte sind auch bei anderen Tieren wie Eichhörnchen oder Drachen äußerst beliebt. In der Literatur hat es der Nibelungehort, der fluchbeladene Schatz aus der mittelalterlichen Sage, zu Ruhm und Ehre gebracht. Was der Hamsterkauf-Empfehlung der Merkel-Regierung wohl nicht beschieden sein dürfte.