Wer „snuppt“, schneidet den Docht ab, um zu verhindern, dass die Kerzenflamme flackert und rußt. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen.

Stuttgart - „Meine süße Puppe, / Mir ist alles schnuppe, / Wenn ich meine Schnauze / Auf die Deine – bauze.“ Besonders charmant klingt das nicht, was der Dadaist und surrealisatische Künstler Kurt Schwitters (1887-1948) in den 1920er Jahren reimte. Er hätte auch sagen können: Liebling, Du bist mir schnurzpiepegal, einerlei, unwichtig, wurscht!

Schnuppe, snuppen, liechtschnupffen

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam die abwertende Redewendung „ist mir schnuppe“ von Berlin ausgehend in Deutschland auf, um etwas als wertlos abzutun und seine Gleichgültigkeit zum Ausdruck zu bringen. Der Sachverhalt, der sich hinter diesem verbalen Kinnhaken verbirgt, ist indes sehr viel älter.

Die Wortherkunft reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Schnuppe war die Bezeichnung für das überstehende, verkohlte Ende eines Kerzendochts. Wer „snuppte“, schnitt den Docht ab, um zu verhindern, dass die Kerzenflamme flackerte und rußte.

Sternschnuppen am Himmel

Ähnlich, so dachte man, verhält es sich bei Sternschnuppen. Wenn kleine Gesteinsbrocken – sogenannte Meteoroide – auf ihren interplanetarischen Reisen die Erdbahn kreuzen und in der Atmosphäre verglühen, leuchten sie für wenige Sekunden hell auf. Dieses Phänomen wird in der Astronomie als Sternschnuppe oder Meteor bezeichnet. Offenbar erinnerten die herabstürzenden glühenden Lichtsstreifen am Himmel, die man als Sternenabfall deutete, an verkokelte Kerzendochte.

Aus dem mittelhochdeutschen „snupen“wurde später „schnuppen“, was sowohl die Nase reinigen (von daher kommt schneuzen) wie das Sternenlicht putzen („liechtschnupffen“) meint.

Auch Bud Spencer war’s schnuppe

„Schnuppe“ war auch das Lebensmotto von Italo-Haudrauf-Mime Bud Spencer, der am 27. Juni mit 86 Jahren in Rom gestorben war. „Sag dir selbst einfach: ‚Ist mir schnuppe‘ und geh weiter!”