VfB-Sportvorstand Michael Reschke (re.) im Gespräch mit Trainer Hannes Wolf. Foto: Baumann

Der Stuttgarter Bundesligist gestaltet den Übergang vom Junioren- zum Profibereich neu. „Die Nachwuchsabteilung wird für den Verein überragend wichtig bleiben“, sagt Sportvorstand Michael Reschke.

Stuttgart - Auf den ersten Blick spricht ja alles für die These, der schon einige deutsche Proficlubs gefolgt sind – und ihre zweite Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet haben. Der VfB Stuttgart trat am Samstag im Auswärtsspiel der Fußball-Bundesliga bei RB Leipzig wieder mit zahlreichen jungen Spielern an. Fast zeitgleich unterlag der VfB II in der Regionalliga Südwest beim 1. FC Saarbrücken mit 0:5. Wozu also braucht es diese zweite Mannschaft?

Wolf: „Da ist ein Prozess im Gange“

Die Antworten sind vielschichtiger, als es einen das Wochenende glauben machen mag. Klar ist dennoch: Beim VfB geht der Trend klar in Richtung einer Zukunft ohne das bisherige Bindeglied zwischen U-19- und Bundesligateam. Zwar sagt Sportvorstand Michael Reschke: „Es gibt Überlegungen in alle Richtungen, diese sind noch nicht abgeschlossen.“ Er bestätigte damit die interne Diskussion, über die die Stuttgarter Zeitung am Samstag berichtet hatte. Und Trainer Hannes Wolf ergänzte: „Da ist ein Prozess im Gange.“ Dass an dessen Ende der Fortbestand der Regionalligamannschaft steht, gilt aber als nahezu ausgeschlossen.

Für den Verein käme das Ende des VfB II einer Zäsur gleich, schließlich gehören die „Amateure“ zum Inventar des Clubs, viele Fans und Mitglieder hängen emotional an diesem Bestandteil und sehen darin einen wichtigen Teil der Nachwuchsförderung. Tatsächlich haben viele früheren Toptalente zumindest einige Spiele in der damals noch dritten Liga gemacht, bevor sie bei den Profis durchgestartet sind. Zuletzt gelang das über diese Zwischenstation aber kaum noch. Auch deshalb sagt Reschke: „Die Zeiten haben sich geändert.“

Der Stuttgarter Sportchef verweist als Beleg für diese These gerne auf die deutschen Auswahlmannschaften. Bis vor einigen Jahren hätten in der U 21 kaum Talente gespielt, die in ihren Clubs zum Stammpersonal im Oberhaus gehörten. Mittlerweile seien alle dort eingesetzten Spieler mit jeder Menge Bundesligaerfahrung ausgestattet. Sogar in der U 20 sei das der Fall. Was bedeute: Wer gut ist, schafft den Sprung nach ganz oben viel eher als einst. Die Selektion beginnt viel früher, meist schon in der U 16 oder der U 17. Zudem ist der Sprung von der Regionalliga in die Bundesliga gewaltig – als Bindeglied taugt diese Spielklasse nur bedingt. Was für den VfB nur zwei Möglichkeiten lässt.

Der VfB II kostet jährlich 2,5 Millionen Euro

Der Club könnte seine zweite Mannschaft stärken, sie wieder in die dritte Liga hieven und so eine Plattform mit Perspektive bieten – wobei das bei der komplizierten Aufstiegsregelung in der Regionalliga ein höchst unvorhersehbarer Weg ist. Oder der Verein verzichtet auf dieses Team, steckt dessen Etat von rund 2,5 Millionen Euro stattdessen in die Jugendarbeit, zieht die Toptalente konsequent in den Profikader und kooperiert darüber hinaus mit einem Club aus der zweiten (1. FC Heidenheim?) oder dritten Liga (SG Sonnenhof Großaspach?), um hoffnungsvollen Nachwuchsspielern Spielpraxis auf höherem Niveau zu bieten. Dass die letztere Variante die wahrscheinliche und nahezu beschlossene ist, legen Reschkes Aussagen nahe. „Die talentiertesten Spieler, die aus der Jugendabteilung kommen, wollen wir optimal fördern“, sagte der VfB-Sportchef und betonte: „Die Nachwuchsabteilung wird für den Verein überragend wichtig bleiben und kein bisschen an Bedeutung verlieren.“

Trainer Wolf mag sich in dieser Frage „nicht positionieren“. Seine Aufstellung in Leipzig hat aber eine bestimmte Richtung vorgegeben. Von den 14 eingesetzten Spielern waren sieben 22 Jahre oder jünger. Bei RB waren neun Spieler 23 Jahre oder jünger. Die Leipziger haben ihr U-23-Team im vergangenen Sommer übrigens abgemeldet.

VfB Stuttgart II - Regionalliga

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