Dieter Schmidt-Volkmar tritt von der Bühne ab Foto: dpa

Elvira Menzer-Haasis gegen Thomas Halder: Bei der Mitgliederversammlung des Landessportverbandes an diesem Samstag in Ludwigsburg wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Nachfolger von Präsident Dieter Schmidt-Volkmar erwartet.

Stuttgart - Der Unterhaltungswert bei Mitgliederversammlungen in Sportverbänden ist im Normalfall nicht exorbitant hoch. Die 18. Ordentliche Mitgliedersammlung des Landessportverbandes (LSV) an diesem Samstag im Forum am Schlosspark in Ludwigsburg verspricht dagegen alles andere als langweilig zu werden. Vor allem, wenn nach vielen wichtigen Grußworten und Ansprachen – u.a. von DOSB-Präsident Alfons Hörmann – am frühen Nachmittag der wichtigste Tagesordnungspunkt ansteht: die brisante Wahl des Präsidenten. Nach neun Jahren im Amt verabschiedet sich Dieter Schmidt-Volkmar. Und der agile ehemalige Ministerialbeamte aus Nürtingen verlässt den einflussreichen Präsidentensessel mit der Gelassenheit eines 76-Jährigen: „Ich bin entspannt, weil ich in den vergangenen neun Jahren einiges geleistet habe und deshalb mit einem guten Gefühl abtreten kann.“ Er verweist auf die drei ganz großen Bereiche Leistungssport, Finanzen und Bildung, die er vorangetrieben hat, aber auch auf die Herausforderungen der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen wie Inklusion und vor allem Integration.

Die hochspannende Frage, wer künftig in der Schaltzentrale des LSV sitzt, wird nun am Samstag beantwortet. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es ist nicht irgendein Amt. Es ist eines mit Renommee und Einfluss. Der LSV ist die Dachorganisation für Vereine, Sportkreise, Fachverbände und für die drei Sportbünde im Land. Derzeit gibt es exakt 11 386 Vereine mit über 3,7 Millionen Mitgliedern in Baden-Württemberg.

Eine Persönlichkeit ist gefragt

Wer das Kopf-an-Kopf-Rennen für sich entscheidet, ist nicht nur erster Ansprechpartner in sportpolitischen Fragen, er – oder sie – sitzt am Hebel der wichtigsten Geldverteilungsmaschine (67 Millionen Euro pro Jahr). Worauf es bei den oft zähen Verhandlungen mit Regierung und Parlament ankommt, liegt auf der Hand: auf Durchsetzungsvermögen. Eine Persönlichkeit ist als Widerpart in diesem Amt gefragt, die höchste Akzeptanz und Respekt genießt. Weshalb es alles andere als egal ist, wer an den Gipfel des Sports im Land stürmt: Elvira Menzer-Haasis (56) oder Thomas Halder (62)?

Beide halten sich für bestens geeignet. Selbst die profundesten Kenner unter den 210 Delegierten (903 Stimmen) tun sich mit einer Prognose, wer das Rennen macht, schwer. Fest steht nur: Sie haben die Wahl zwischen zwei völlig unterschiedlichen Kandidaten. Nicht nur, weil in Elvira Menzer-Haasis erstmals eine Frau in das höchste Amt strebt, das der Sport im Land zu vergeben hat. Die ehemalige Spitzenbeamtin (Sozial- und Kultusministerium) ohne Parteibuch ist mit dem Sport groß geworden. Sie hat Sport studiert, war Übungsleiterin, Volleyball-Schiedsrichterin und übernahm mit 27 Jahren den Vorsitz beim TV Onstmettingen. „Ich bin im Sport sozialisiert und kenne die Sorgen und Nöte der Vereine in allen Bereichen“, sagt die gebürtige Tübingerin und ergänzt: „Ich habe schon immer gerne Verantwortung übernommen. Aber ich habe noch nie die Frauen-Karte gezogen. Ich will durch Leistung überzeugen.“ Als selbstbewusst, pragmatisch, kommunikativ und zupackend wird die Dame aus Albstadt gerne beschrieben, die sich der Unterstützung der Turnerbünde aus Baden und Württemberg sicher sein kann.

Trittsicher im Umgang mit Funktionären

Ihr gegenüber steht der in Sport und Politik bestens vernetzte Thomas Halder. Der studierte Jurist und ehemalige Spitzenbeamte (erst im Kultus-, dann im Sozialministerium) gilt als umgänglicher Typ und absolut trittsicher im Umgang mit Funktionären. Das CDU-Mitglied und Vorstandsmitglied des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) hat die Fußballverbände im Land hinter sich. Was der gebürtige Cannstatter und VfB-Fan mit Wohnsitz in Schwäbisch Gmünd nicht vorzuweisen hat, ist eine originäre Sportvergangenheit als Aktiver oder Trainer. Dennoch betont er: „Ich brenne für den Sport und werde mich gerne mit großem Engagement für unsere Ziele einsetzen.“ Seine Haupttätigkeit als Geschäftsführer des Verbands der Privaten Hochschulen würde daran nicht ändern. „Ich arbeite nicht mehr Vollzeit, sondern 60 Prozent. Ich habe die Zeit dafür“, sagt Halder.

Er wird am Samstagmittag mit der zehnminütigen Bewerberrede den Anfang machen. Es folgt Elvira Menzer-Haasis. Danach gilt es für die Delegierten zu entscheiden. Es gibt niemanden, der ein Monatsgehalt auf den Sieger setzen würde. Fachlich sieht ein langjähriger Kenner der Branche Halder leicht im Vorteil, doch wer kennt schon die Winkelzüge hinter den Kulissen, wo auch Animositäten und spätere Abhängigkeiten eine Rolle spielen.