Elvira Menzer-Haasis: Die Turnerbünde unterstützen ihre Kandidatur Foto: Baumann

Das Rennen um das höchste Funktionärsamt im Sport des Landes wird zum Zweikampf. Was das Duell um besonders spannend macht: Zum ersten Mal strebt eine Frau an die Spitze des Landessportverbands Baden-Württemberg: Elvira Menzer-Haasis tritt gegen Thomas Halder an.

Stuttgart - Mitgliederversammlungen in Sportverbänden leiden meist unter gepflegter Langeweile. Das Delegiertentreffen des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV) verspricht dagegen unterhaltsam zu werden. Wichtigster Tagesordnungspunkt: die Wahl des Präsidenten. Zum ersten Mal strebt eine Frau ins höchste Amt, das der Sport in Baden-Württemberg zu vergeben hat. Elvira Menzer-Haasis (56), die langjährige Funktionärin aus Albstadt, kreuzt die Klingen mit einem alten Bekannten in Kreisen der Sportlenker- und -denker: Thomas Halder (62), Schwäbisch Gmünd. Am 23. Juli entscheiden die 350 Abgesandten der 3,7 Millionen Mitglieder in 11 389 Vereinen in Ludwigsburg über die Nachfolge des ausscheidenden LSV-Chefs Dieter Schmidt-Volkmar (75). Wer immer das Rennen macht, er übernimmt ein Amt mit Renommee und Einfluss. Der Landessportverband ist die höchste politische Vertretung der Vereine, Sportkreise und Sportbünde – regional und national. Er sitzt an den Hebeln der wichtigsten Geldverteilungsmaschine: Jährlich 64 Millionen Euro an Landeszuschüssen verteilt die Organisation an ihre Mitglieder.

Weshalb es nicht egal ist, wer neuer LSV-Präsident wird. Seit Wochen versuchen die großen Sportfachverbände ihre Kandidaten zu platzieren. Hier die Fußballverbände aus Württemberg, Nord- und Südbaden, die den Juristen und früheren Ministerialdirektor Thomas Halder ins Spiel schicken, dort die Turnerbünde aus Baden und Württemberg, die Klimmzüge für die Sport-Pädagogin und frühere Regierungsschuldirektorin Elvira Menzer-Haasis machen.

Die Findungs-Kommission des LSV mit den Chefs der Sportbünde aus Württemberg, Nord- und Südbaden mochten sich nicht auf einen der beiden festlegen. Jetzt entscheiden die Delegierten. Was für Halder spricht: Er ist in Politik und Sport gut vernetzt. Was ihm zum Nachteil gereichen könnte: Er tritt als Speerspitze einer Sportart an, die alles zu erdrücken droht. Der vom Fernsehen jüngst zelebrierte Tag des Amateurfußballs gilt als Beleg der wachsenden Monokultur. Die Delegierten aus kleineren Fachverbänden könnten zu Elvira Menzer-Haasis tendieren, die als Vizepräsidentin des Württembergischen Landessportbundes (WLSB) unverdächtig ist, eine Sportart zu favorisieren. Ihr Malus könnte sein, dass sie in der Politik nicht als ganz so trittsicher gilt.