Enge Partnerschaft: Porsche setzt auf die Stuttgarter Kickers Foto: Getty

Trotz der Krise der Konzernmutter Volkswagen steht der Sportwagenhersteller zu seinen finanziellen Zusagen gegenüber dem Sport. Das Unternehmen aus Zuffenhausen ist bei einigen Clubs in der Region als Sponsor aktiv. Bei den Vereinen halten sich die Befürchtungen angesichts der VW-Krise in Grenzen – noch.

Stuttgart - Experten gehen davon aus, dass der VW-Konzern wegen drohender Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe aufgrund des Abgasskandals die umfangreichen Aktivitäten im Sport-Sponsoring auf den Prüfstand stellen wird. Davon dürfte die Unterstützung für den Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg betroffen sein, auch ein Ausstieg aus dem Sponsoren-Vertrag für den DFB-Pokal soll ein Thema sein. Die Verlautbarungen aus der Sportkommunikation bei der Porsche AG in Stuttgart sind indes eindeutig. „Es gibt momentan keine akute Gefahr und keine Anzeichen, dass es bei den bestehenden Engagements Veränderungen gibt. Nichts ist in Frage gestellt“, sagte ein Sprecher. Eine Übersicht:

VfB Stuttgart: Der Fußball-Bundesligist hat den Vertrag mit Porsche vor kurzem um zwei Jahre bis 2017 verlängert. Das Gesamtpaket beläuft sich auf knapp unter einer Million Euro. Im Vertrag enthalten sind eine Business-Loge und Bandenwerbung. „Es deutet nichts darauf hin, dass sich etwas an dieser Vereinbarung ändert“, sagt Marketingvorstand Jochen Röttgermann.

Stuttgarter Kickers: Bei den Blauen steht seit Beginn dieser Saison vieles im Zeichen des Sportwagen-Herstellers. Zum einen ist die Porsche-Tochter MHP bis zum 30. Juni 2018 Trikotsponsor des Fußball-Drittligisten. Pro Saison dürfte das Ludwigsburger Beratungs- und IT-Unternehmen rund 400 000 Euro überweisen. „Das Engagement ist ein Meilenstein auf dem Weg der Kickers“, sagte Präsident Rainer Lorz bei der Vertragsunterzeichnung – und meinte damit nicht nur den Hauptsponsor, der auf den Auto-Hersteller Subaru folgte, sondern auch das Engagement der Porsche AG. Der Autobauer unterstützt den Nachwuchs der Blauen bis 2018. Pro Jahr sollen etwa 400 000 Euro fließen. Sorgen, dass der Geldhahn zugedreht wird, hat Lorz nicht: „Wir haben bestehende Verträge. Ich habe keine Befürchtungen, dass sich etwas ändern wird.“ Daran ändere auch der Wechsel des bisherigen Porsche-Chefs Matthias Müller, ein bekennender Kickers-Fan, zu VW nichts. Ohnehin könne man das millionenschwere Engagement von VW beim VfL Wolfsburg nicht mit der Unterstützung für seinen Club vergleichen. „Das sind andere Größenordnungen“, sagt Lorz. Und zur Zusammenarbeit mit MHP sagt der Chef der Blauen: „Das Unternehmen verfolgt ja seine eigenen Ziele, es will seinen Bekanntheitsgrad steigern.“

MHP Riesen Ludwigsburg: Seit zwei Jahren ist MHP Hauptsponsor und Namensgeber des Ludwigsburger Basketball-Bundesligisten. Etwas mehr als eine Millionen Euro lässt sich das Unternehmen in dieser Saison sein Engagement bei den Profi-Korbwerfern kosten. Und das soll auch über das Vertragsende im Sommer 2016 weitergehen. „Wir stehen in ständigem Austausch mit den Verantwortlichen der Riesen und haben das gemeinsame Ziel, unser Team kontinuierlich weiterzuentwickeln“, sagt Ingo Guttenson, Marketingleiter bei MHP: „Mit dem Auftreten der Mannhschaft und den Erfolgen – dazu gehört die Emotionalisierung der Marke MHP – sind wir sehr zufrieden.“ Clubchef Alexander Reil macht sich daher keine Sorgen: „Wir haben klare Signale erhalten, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben“, sagt er. Das gelte auch für die Partnerschaft mit Porsche, die die Nachwuchsakademie des Vereins als Namensgeber mit geschätzt 300 000 Euro unterstützt. Doch Reil weiß, wie schnell man einen Hauptsponsor verlieren kann. Vor vier Jahren drehte der Stromriese EnBW den Saft ab. „Man muss immer einen Plan B in der Tasche haben“, erklärt der Riesen-Boss: „ Dazu gehört im Notfall, mal eine Saison ohne Hauptsponsor durchzustehen.“

Bietigheimer Steelers: Bis 2009 freute sich der Eishockey-Zweitligist über ein sattes Sponsoring von Porsche – bis zu zwei Millionen Euro flossen pro Saison ins Ellental. Nach der Übernahme von Porsche durch VW gab’s noch kurzzeitig eine halbe Million Euro, seit 2011 ist der Geldstrom für die Profi-Abteilung versiegt. Die Jugendabteilung des SC Bietigheim wird weiter von Porsche gefördert, zwar wurde das Engagement gekürzt, aber zwischen 150 000 und 200 000 Euro werden noch aufgewendet.

SG BBM Bietigheim: MHP ist Premiumpartnern bei den Bundesliga-Handballerinnen und bei den in die zweite Liga abgestiegenen Männern. Die Unterstützung beläuft sich für eine Saison auf geschätzte 50 000 Euro pro Team. Früher gab es auch ab zu eine Spende von Porsche für die Nachwuchsarbeit der SG BBM.

Tennis: Neben dem WTA-Turnier in Stuttgart, das Porsche als Rechtebesitzer veranstaltet, sponsort der Autobauer auch das Fedcup-Team und das Talent Team Deutschland. Zudem stehen die Tennis-Asse Maria Scharapowa und die deutsche Nummer eins, Angelique Kerber, als Markenbotschafterinnen auf dem Gehaltszettel des Konzerns. Laut einem Porschesprecher soll sich allerdings am mehrere Millionen teuren Engagement im weißen Sport vorerst nichts ändern.

Porsche-Arena und MHP-Arena: Die Arena im Neckar-Park wurde 2006 erbaut. Porsche erwarb die Namensrechte für zehn Millionen Euro bei einer Laufzeit von 20 Jahren. Das Geld ist bereits geflossen, es war Bestandteil des Baubudgets. Martin Rau, einer der beiden Geschäftsführer der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbH & Co. KG, betont die gute Zusammenarbeit: „Die Kooperation ist gut und für beide Seiten befruchtend.“ Mehr als eine Millionen Euro ließ sich MHP die Namensrechte für zehn Jahre an der Ludwigsburger Arena (Baujahr: 2008) bis 2022 kosten.

Landessportverband: Der LSV Baden-Württemberg erhielt 2014 zum dritten Mal in Folge von der Porsche AG für seine Initiative „Spitzensportland Baden-Württemberg“ 25 000 Euro zur Förderung seiner Topathleten. „Damit können wir zum einen unsere Sportler auf dem Weg zu den Olympischen und Paralympischen Spielen in Rio gezielt unterstützen und die Suche und Förderung weiterer Talente vorantreiben“, sagt LSV-Präsident Dieter Schmidt-Volkmar. Neben der Förderung der Spitzensportler unterstützte Porsche zum dritten Mal in Serie besondere Aktivitäten von Sportvereinen im Breiten- und Freitzeitsport. Zehn baden-württembergische und zehn sächsische Sportvereine erhielten vergangenes Jahr 500 000 Euro. Die Wahl fiel auf Clubs, die sich mit ihren Projekten im Umwelt- und Klimaschutz engagieren. Diese Unterstützung wird es künftig nicht mehr geben – was aber nichts mit der VW-Krise zu tun hat und bereits im vergangenen März kommuniziert wurde. „Die Spenden- und Sponsoring-Aktivitäten werden neu ausgerichtet“, lautete damals die Begründung.

Motorsport: „Motorsport ist Teil unserer DNA“, hatte der frühere Porsche-Chef Matthias Müller auf einer Jahresabschluss-Feier in Weissach einmal gesagt – die DNA ist viel wert. Für die werkseitige Rückkehr in US-Rennserien 2014 wurden 25 Millionen Euro investiert, die Rückkehr in die Langstrecken-WM (WEC) schlug gar mit mehreren 100 Millionen Euro zu Buche, weil in Weissach neue Gebäude entstanden, über 200 Menschen eingestellt wurden und der (2015 in Le Mans siegreiche) Porsche 919 Hybrid entwickelt wurde. Erst im September verpflichtete sich Porsche, das WEC-Engagement bis mindestens 2018 weiterzuführen.