Natallia Raskina (links, hier 2008 mit Rosa-Maria Gerwik) trainiert fortan in Schmiden die besten Einzelathletinnen. Foto: Gerhard Pfisterer

Die 59-jährige Weißrussin wird Bundesstützpunkttrainerin und betreut als Nachfolgerin von Galina Krilenko künftig die besten Einzelathletinnen. Sie bringt ihre Tochter Yuliya mit, die den noch länger vakanten Posten als Nachwuchstrainerin besetzt.

Fellbach-Schmiden - Der Schwäbische Turnerbund (STB) hat für diesen Dienstagvormittag eine Pressekonferenz im Bundesstützpunkt der Rhythmischen Sportgymnastik in Fellbach-Schmiden angesetzt. Vier Gesprächspartner stehen auf der Liste: Wolfgang Willam (Sportdirektor des Deutschen Turner-Bundes), die neue Teamchefin Katja Kleinveldt, der Standortmanager Michael Breuning – und die neue Bundesstützpunkttrainerin. Es steht kein Name dabei, sie wird bei der Gelegenheit vorgestellt. Nach Informationen der Fellbacher Zeitung handelt es sich dabei um die 59-jährige Weißrussin Natallia Raskina, die 2009 schon einmal in Schmiden arbeitete. Sie bringt ihre Tochter Yuliya mit, die den schon länger vakanten Posten als Nachwuchstrainerin übernehmen wird. Dies bestätigte der STB am Montag auf Nachfrage.

Natallia Raskina beerbt also die langjährige Schmidener Cheftrainerin Galina Krilenko. Sie kümmert sich fortan um die besten Einzelathletinnen Jana Berezko-Marggrander und Laura Jung und bereitet diese auf die Weltmeisterschaften im September in Stuttgart mit der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro vor. Laura Jung kennt ihre künftige Betreuerin ganz gut. Denn Natallia Raskina leitete – nach zwei Probearbeitsterminen im Jahr 2008 – 2009 die damalige Schmidener Juniorinnen-Nationalgruppe mit ihr, Alisa Bilali, Rosa-Maria Gerwik, Cathrin Puhl und Regina Sergeeva an. „Ich würde gerne wiederkommen. In Deutschland hat es mir schon immer gefallen: Hier ist Ordnung, alles ist geregelt – und was hier gesagt wird, wird auch gemacht“, sagte die Weißrussin damals einmal.

Von der Sportgymnastin zur Luftakrobatin zur Trainerin

Nun geht der Wunsch also in Erfüllung, wobei Natallia Raskina zuletzt schon in Berlin in ihrer Rolle als Oma den Sohn ihrer mittlerweile 32-jährigen Tochter mitbetreute. Yuliya Raskina ist in der Hauptstadt in der noch bis Sonntag laufenden Palazzo-Show „All you can sing“ als Luftakrobatin engagiert. Nach dem Ende ihrer erfolgreichen Karriere als Sportlerin wandte sie sich diesem Sujet zu und war auch schon Teil der Cirque-du-Soleil-Show „Corteo“. Künftig wird sie die Trainerin Elena Khadartsev in Schmiden bei der Betreuung der Juniorinnen-Nationalgruppe unterstützen.

Als Sportgymnastin gewann Yuliya Raskina 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney die Silbermedaille im Mehrkampf. Zudem stehen fünf Vizeweltmeistertitel, zwei Europameistertitel und vier Vizeeuropameistertitel in ihrer Vita. Zu verdanken hat sie all dies auch ihrer Mutter, die sie trainierte. Natallia Raskina, selbst 1977 und 1979 sowjetische Meisterin, hat aber nicht nur mit ihrer Tochter Erfolge gefeiert. Sie ist schon richtig herumgekommen auf der Welt. Sie hat einst in Griechenland, Slowenien und Finnland gearbeitet. Sie bereitete die frühere tschechische Meisterin Dominika Cervenkova auf die Olympischen Spiele 2004 in Athen vor und war vor ihrem ersten Engagement in Schmiden (bis Dezember 2007) mexikanische Nationaltrainerin – Cynthia Valdez gewann unter ihrer Führung zweimal die panamerikanischen Meisterschaften. Zuletzt arbeitete sie in Zypern und brachte Chrystalleni Trikomiti zu den Olympischen Spielen 2012 (Rang 19), ehe sie sich erst einmal auf ihre Rolle als Oma verlagerte. Zum 1. April wird sie nun aber in Schmiden einsteigen.