Alles so schön neu hier: Die 16-jährige Judoka Lea Schmid in einem der generalsanierten Zimmer des Internats. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

In neun Monaten wurde aus einem abgewohnten Kasten ein modernes Sportinternat im Neckarpark. Bei der feierliche Wiedereröffnung freuten sich der Architekt und die Finanziers mit den jungen Athleten.

Bad Cannstatt - Ein kleiner Ausflug in die Sportgeschichte der Stadt: Am 10. Juli 1971 trifft die Mittelstreckenläuferin Hildegard Falck aus der Gegend um Hameln am Vorabend der Deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Stuttgart ein. Da sie die Nähe zum Stadion für ihre Vorbereitung wichtig findet, schläft sie die Nacht vor ihrem Rennen in einem Gebäude hinter der Gegengerade, dass damals noch DLV-Athletenhaus hieß. Und zwar im Keller, weil sonst kein Platz mehr war. Tags darauf läuft Hildegard Falck in 1:58,5 Minuten als erste Frau der Welt die 800 Meter unter zwei Minuten – ein Weltrekord, der zwei Jahre Bestand haben sollte. Die Herberge in Sichtweite der Arena, der Molly-Schauffele-Halle und direkt am Olympiastützpunkt (OSP), hat im Laufe ihrer 49-jährigen Geschichte einige solcher Geschichten erlebt. Seit 1999 ist das einstige Sporthotel aber ein Internat für junge Leistungssportler und aktuell frisch geliftet worden. Von jetzt an werden bis zu 31 künftige Olympiahoffnungen hier in Nähe der Sportstätten leben, trainieren und zur Schule gehen.

Neun Monate in der Kaserne

Das „Haus der Athleten“, wie das 1968 gebaute Haus jetzt heißt, wurde vor knapp einem Jahr sozusagen entmietet, die Sportler des Internats kamen für die Zeit der Baumaßnahmen in der Theodor-Heuss-Kaserne in Bad Cannstatt unter. Seit dem 10. Februar sind sie wieder zurück. Am Dienstag wurde nun das Haus offiziell wiedereröffnet. Auch das hatte durchaus sportliche Aspekte. In nur neun Monaten wurde der in die Jahre gekommene Bau nahezu komplett ausgebeint, dass Haus energetisch modernisiert, wurden die Zimmer umfassend renoviert und mit Duschen ausgestattet. Es gab eine neue Küche und einen neuen Seminarraum und auch die Sauna wurde generalsaniert. Insgesamt 16 Gewerke arbeiteten teilweise parallel. „Acht Jahre Planung, nur neun Monate Bauzeit und keinen Streit auf der Baustelle – das ist ein Erfolg“, freute sich Architekt Dieter Herrmann bei der Schlüsselübergabe.

Das Haus gehört der Stadt und ist an den Olympiastützpunkt Stuttgart (OSP) vermietet. Für die Sanierung wurden 2,15 Millionen Euro eingestellt, die die Stadt, der Bund und das Land Baden Württemberg zu je einem Drittel stemmen wollen. Ob der Finanzrahmen gehalten werden kann ist allerdings noch nicht klar, da die Schlussrechnungen noch fehlen.

Das Internat der kurzen Wege

Fakt ist aber, dass der sanierte Bau außen wie innen nicht mehr viel mit dem dunklen, abgewohnten Kasten von April 2016 gemein hat. Entsprechend zufrieden zeigte sich Sportbürgermeister Martin Schairer (CDU) bei der feierlichen Wiedereröffnung: „Mit dem sanierten Haus bekommen wir ein weiteres Mosaikstück für den Spitzensport im Neckarpark. Ich freue mich, dass das Gebäude nun den Anforderungen entspricht, den die Athleten für ihren Alltag als Spitzensportler benötigen.“ Klaus Tappeser, der Vorsitzende des Fördervereins des OSP ergänzte: „Wichtig ist auch, dass wir jetzt wieder die kurzen Wege zu den Eliteschulen des Sports zurück haben.“

31 Sportler leben künftig im Schatten des Stadions. Darunter auch das Weltklasse Beachvolleyball Duo Chantal Laboureur und Julia Sude, das für Trainingsperioden ein Dauerzimmer hat. Der Fokus liegt aber auf dem Internat. Hier wohnt zum Beispiel die 16-jährige Judoka Lea Schmid. Die Schülerin aus Göggingen und Deutsche Meisterin der unter 18-jährigen kann hier 17 Stunden und den Unterricht an der Cotta-Schule wie die anderen Nachwuchshoffnungen perfekt verbinden. Und aus diesen Bedingungen sollen auf Sicht sportliche Spitzenleistungen entstehen – aber immer parallel zu einer schulischen Ausbildung.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.olympiastuetzpunkt-stuttgart-hilfe-auf-dem-weg-nach-rio-de-janeiro.8bb34119-3c42-4b75-896b-8ba90a55f01a.html

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.nord-sued-konflikt-im-beachvolleyball-stuttgart-ist-viel-schoener-als-hamburg.eacf9e13-a8ea-48a4-a106-26e99cc414f9.html