Tau Jebril aus Nigeria (am Ball) hat den großen Traum, einmal für den VfB Stuttgart zu spielen. Foto: Sophia Jedrzejczak

Die Sportkultur Stuttgart bietet Flüchtlingen die Möglichkeit, gemeinsam Fußball zu spielen. Jetzt trifft sich eine bunte Truppe aus aller Herren Länder. Ein Nigerianer hat in seiner Heimat sogar in der Profiliga gespielt und hofft, dass sein Talent entdeckt wird.

Wangen - Anfeuerungsrufe und Lachen erfüllen den Fußballplatz des Vereins in Wangen. Der Ball bewegt sich rasch über das Feld; die Spieler sind mit Leidenschaft bei der Sache. Und manchmal landet der Ball auch im Tor. Mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. Dann brandet kurzer Applaus auf, bevor die Aufmerksamkeit der Spieler aus aller Herren Länder wieder dem Ball gilt.

Einmal in der Woche spielen Bodo Schmidt und Ullrich Strobel von der Sportkultur Stuttgart mit Flüchtlingen aus der Umgebung Fußball. Die Männer kommen aus den Heimen am Viehwasen und dem ehemaligen Hotel Autohof.

„We love to play football“, erklären Sourouya und Happy aus Togo. Bereits in ihrem Heimatland haben sie gern gekickt. Nun kommen sie jede Woche nach Wangen auf den Platz. Das Angebot ist kostenlos, vorbei kommen kann jeder, der Lust auf ein gemeinsames Spiel hat.

Auf dem Platz steht eine bunte Truppe

So entsteht eine bunte Vielfalt von Nationalitäten. Die Flüchtlinge stammen aus Syrien, Togo, Albanien, Tunesien, Somalia, Gambia und Indien, Kamerun, Nigeria, Pakistan, Georgien und dem Kosovo.

„Das Fußballspielen mit den Flüchtlingen ist für uns ein Pilotprojekt“, sagt Hans Säurle. Er ist für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zuständig. „Es gab keinen Verein, bei dem wir hätten etwas abschauen können. Bei diesem Angebot haben wir eine Vorreiterrolle“, fügt er hinzu.

Richtig angefangen hat alles mit einer Sammelaktion vor einigen Monaten. Viele Vereinsmitglieder brachten ihre alten Trikots und Fußballschuhe vorbei. So fand auch Schmidts eigene Trikotsammlung wieder auf das Feld. Bei den Schuhen war das schon schwieriger, denn nicht alle Spenden waren oder sind in gutem Zustand. „Mein Schuster freut sich immer, wenn er mich sieht“, sagt Bodo Schmidt und lacht.

Ein Nigerianer hofft, entdeckt zu werden

Schmidt ist mittlerweile eher ein leidenschaftlicher Golfspieler, doch durch die wöchentliche Aktion hat er seine alte Liebe, den Fußball, neu entdeckt: „Diese Treffen haben mich nach 15 Jahren wieder auf den Platz gebracht“, erzählt Schmidt. Er lächelt erschöpft und glücklich, während er das Treiben auf dem Platz beobachtet: „Fünf der Spieler sind so ambitioniert, dass sie regulär in unserer ersten Mannschaft mitspielen“, berichtet Schmidt weiter.

Einer davon ist Tau Jebril. Der 27-Jährige hat in seiner Heimat Nigeria in einer Profiliga gespielt und will nun zum VfB. „I want to play for Germany“; er möchte für Deutschland spielen, sagt er und hofft, entdeckt zu werden. Für ihn ist der Sport Leidenschaft; für andere ist er einfach eine Ablenkung vom Alltag.

Während die Asylbewerber auf die Bearbeitung ihrer Anträge warten, dürfen sie keine Arbeit annehmen. „Ich habe vor einem Heim einen Flüchtling gesehen, wie er den Weg kehrt, obwohl alles sauber war“, erzählt Schmidt. Als er den Mann ansprach, meinte dieser: „Ich habe sonst nichts zu tun, mir ist langweilig. Also kehre ich lieber.“ Diese Situation motiviert Bodo Schmidt und seine Kollegen dazu, in Zukunft noch andere Angebote ins Leben zu rufen. „Der Austausch über eine überregionale Kochschule wäre auch eine schöne Idee für die Zukunft“, sagt Schmidt. In Planung ist diese aber noch nicht, denn erst einmal versucht der Verein, eine Tanzgruppe für Frauen zu organisieren. „Fußball ist da simpler. Man braucht nur zwei Tore und einen Ball, und dann kann es losgehen.“