Die ersten Spieler trainieren bei der Generalprobe der neuen Golfübungsanlage in Hofen Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Für Freunde des Golfsports hatte Stuttgart im Innenstadtbereich bislang wenig zu bieten. Das ändert sich jetzt: Am Sonntag eröffnet in Hofen direkt am Neckarufer die modernste Golfübungsanlage Deutschlands.

Stuttgart - Die Anspannung bei Alfred Wuttke war groß – vor zwei Wochen. Bei einer Art Generalprobe wurde seine Anlage in unmittelbarer Nachbarschaft zum Max-Eyth-See das erste Mal von Fremden auf Herz und Nieren geprüft. Die Gäste übten einen Nachmittag lang ihren Abschlag von der Driving Range, ihr Kurzspiel auf der Puttinganlage und hatten einen Heidenspaß beim Erlebnisgolf auf dem Kunstrasen sowie auf den drei Kurzbahnen über 60 Meter. Die aufwendige, hochmoderne Technik auf dem 1,5 Hektar großen Gelände hat reibungslos funktioniert. „Die Leute wollten gar nicht mehr aufhören, waren total begeistert, auch vom Ambiente“, strahlte Wuttke. An diesem 11. Oktober wurde der Betreiber in seinem Gefühl bestärkt, mit seinem Angebot auf besondere Weise in eine Marktlücke vorzustoßen.

Rund 3,5 Millionen Euro in die Anlage investiert

Entsprechend gelöst geht der Stuttgarter in die morgige Eröffnungsfeier. 150 geladene Gäste erwartet er, lokale Prominenz ebenso wie hochrangige Vertreter aus dem Golfsport. Vergessen sind all die Querelen vergangener Jahre. 2007 hatte Ideengeber Jürgen Münkner Pläne konkretisiert, auf dem städtischen Sportgelände hinter dem Ruderclub eine kleine Golfanlage zu errichten. Zwei Jahre später erhielt Münkner von der Stadt die Baugenehmigung. Doch daraus geworden ist nie etwas. Kurz bevor die Sache wohl endgültig wieder von der Bildfläche verschwunden wäre, übernahm 2012 die von Alfred Wuttke und drei weiteren Privatpersonen gegründete Citygolf Stuttgart GmbH die Sache.

Ihr Vorhaben der Umgestaltung der alten Tennisanlage fand bei der Stadtverwaltung Gehör, man konnte auch Bedenken von Parteien, Anwohnern und Naturschützern zerstreuen. „Wir haben alle zufriedengestellt, heute ist jeder begeistert, was aus dem fünf Jahre lang verwilderten Gelände geworden ist“, sagt Wuttke. Mitte vergangenen Jahres hatte er grünes Licht erhalten, es begannen sogleich die Arbeiten am gepachteten Gelände. Das Hauptgebäude mit der doppelstöckigen Abschlagstation wurde ab Dezember 2013 innerhalb von zehn Monaten hochgezogen.

Rund 3,5 Millionen Euro haben Wuttke und seine Partner investiert - „ohne einen Cent öffentlicher Gelder oder sonstiger Zuschüsse“, wie der Bauherr betont. Der gelernte Banker nutzte seine Erfahrung aus zwei Jahrzehnten gelebter Golfleidenschaft bei der Planung. Wuttke: „Wir haben uns Anlagen auf der ganzen Welt angeschaut.“ Herausgekommen ist dann aber keine Kopie eines bestehenden Modells, sondern eine „auf dieses wunderbare Naturgelände am Neckarufer zugeschnittene Lösung“.

Fast rund um die Uhr soll es das passende Angebot geben

Das Konzept von Citygolf Stuttgart klingt denkbar einfach: „Golf für jedermann“. So steht es in großen Lettern auf den Tafeln am Eingang. Neugierige, Neulinge, Quereinsteiger, aber auch Menschen mit Spielerfahrung und aktive Turniergolfer sollen auf der neuen Anlage ohne Hemmschwelle und fast rund um die Uhr das passende Angebot finden können.

„Bei uns braucht man keine Platzreife, keine Mitgliedschaft, keine Voranmeldung, keine elitäre Kleidung und noch nicht einmal eine eigene Ausrüstung, um Golf spielen zu können“, sagt Nadine Wuttke. Die Tochter des Betreibers ist Geschäftsführerin und für das Marketing zuständig. Finanzieren soll sich der Betrieb mit zehn Beschäftigten nicht nur über geschlagene Golfbälle, sondern auch über Veranstaltungen. „Wir haben schon massig Anfragen von Firmen, unsere Anlage für Golf- und Businessevents zu nutzen“, verrät sie.

Als Konkurrenz zu ähnlichen, aber kleineren Anlagen in Hedelfingen und Winnenden sowie zu klassischen Golfclubs in der Region sieht sich Citygolf Stuttgart nicht. „Ich kenne ja fast alle Clubpräsidenten. Zunächst waren manche skeptisch“, sagt Alfred Wuttke, „aber ganz schnell haben sie uns als ideale Ergänzung begriffen.“ So wollen die Vereine ihre Turniergolfer über Winter am Neckarufer trainieren lassen.