Gundolf Fleischer: Lieber Satzungsänderung als Gegenstimmen Foto: dpa

Wie demokratisch sind Sport-Organisationen? Eine Antwort gibt an diesem Samstag die Delegierten-Versammlung des Landessportverbands Baden-Württemberg (LSV). Die Vizepräsidenten aus Württemberg, Nord- und Südbaden wollen sich in Zukunft nicht mehr wählen lassen.

Stuttgart - Satzungsänderungen in Sport-Verbänden sind meist so trocken wie altes Brot. Aber die Betroffenen tun in der Regel gut daran, genau hinzuschauen, wenn die Häuptlinge Änderungen im „Grundgesetz“ ihrer Organisation planen. Das gilt umso mehr für die Führungsriege des Landessportverbands Baden-Württemberg (LSV), in der sich die Chefs der Sportbünde aus Württemberg, Nord- und Südbaden belauern wie hungrige Wölfe.

Die drei sitzen als gewählte Vizepräsidenten im geschäftsführenden Präsidium des LSV. Und dort geht es meistens ums Geld. An diesem Samstag wollen sie nun bei der Delegierten-Versammlung des Landessportverbands in Ludwigsburg die Satzung ändern. Als Sportbunds-Präsidenten fühlen sie sich offenbar im Wortsinn berufen, kraft ihres Amtes an der LSV-Spitze mitzumischen. Jedenfalls wollen sie sich künftig nicht mehr von der Mitgliederversammlung wählen lassen.

Demokratie geht anders

Was so harmlos daher kommt und auf den ersten Blick als Vereinfachung der Wahl-Prozedur erscheint, hat einen ernsten Hintergrund. Denn Demokratie geht eigentlich anders. Warum, fragen Kritiker, dürfen die Delegierten die drei LSV-Vizepräsidenten nicht mehr selbst bestimmen? Und was bedeutet es eigentlich, wenn die drei Sportbundchefs künftig automatisch ins LSV-Präsidium einrücken? Können sie im schlimmsten Fall von einer außerordentlichen Mitgliederversammlung etwa wegen grober Verstöße in der Amtsführung überhaupt noch abgewählt werden?

Knapp an der Blamage vorbei

Kenner des Sports im Land wittern in der geplanten Satzungsänderung ohnedies eine Lex Fleischer. Denn Gundolf Fleischer, der langjährige und nicht unumstrittene Präsident des Sportbundes in Südbaden, musste sich in der Vergangenheit öfter mal damit abfinden, dass es bei seiner Wahl zum LSV-Vize Gegenstimmen gab. Bei der Mitgliederversammlung 2010 in Pforzheim entging der Christdemokrat sogar nur knapp einer Blamage. Er vereinte 337 Ja-Stimmen auf sich, musste aber 267 Nein-Stimmen in Kauf nehmen und 118 Enthaltungen. Er war im Zuge der sogenannten Kies-Affäre kurz zuvor als baden-württembergischer Finanzstaatssekretär zurückgetreten. Ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren Verfahren wegen des Verdachts und der Untreue gegen ihn war gegen Zahlung einer Geldauflage von 16 000 Euro eingestellt worden. Seither gilt Gundolf Fleischer in Funktionärskreisen als engagierter Befürworter der Satzungsänderung, die an diesem Samstag von den LSV-Delegierten abgesegnet werden soll. Noch haben sie die Wahl.