Das Chaos lauert immer und überall für SpongeBob und seine Freunde, auch im Kino - ein paar Filmeindrücke in unserer Bildergalerie! Foto: Verleih

Der Unsinn eskaliert: Paul Tibbitts „SpongeBob Schwammkopf 3-D“ lädt zum Deuteln ein, zwingt aber niemanden zum Nachdenken. Mit jeder der rasant geschnitten Szenen steigert sich der zügellose Unsinn. Und die 3-D-Brille lässt Kartoffelgeschosse noch abgedrehter um die Ecken schießen.

Filmkritik zum Kinofilm "SpongeBob Schwammkopf"

In der von Meerestieren bevölkerten Stadt Bikini Bottom wiederholt es sich seit Anbeginn der Überlieferung: Ein raffgieriger Kapitalist, die Krabbe Mr. Krabs, scheffelt sich in seiner monopolistischen Burgerbude dank der konsumgetriebenen Kundschaft die Taschen voll, während eine Terrorzelle namens Plankton versucht, dessen kommerziellen Erfolg und alleinige Marktherrschaft zu stürzen.

Krabs’ unterbezahlte Angestellte sind entweder verhärmte Zyniker wie der Tintenfisch Thaddäus oder stets von guter Laune berauscht wie der trällernde Titelheld der Zeichentrickserie „SpongeBob Schwammkopf“ – hirnverbrannte Ausgeburt oder genial-durchgeknallte Metapher der US-amerikanischen Gesellschaft?

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Nimmt man einfach mal Letzteres an, lädt der Plot in Regisseur Paul Tibbitts „SpongeBob Schwammkopf 3-D“ tatsächlich zum Deuteln ein. Der Realfilmpirat Burger-Bart (hinter Gesichtshaar verborgen: Antonio Banderas) schnappt sich die Geheimformel der mundenden Burger – ein Unbekannter aus einer fremden Welt stibitzt also ein gerne mit den USA in Verbindung gebrachtes Bedarfsgut.

Volksopiumgleich einte der Konsum die Bürger, nun bricht dieses gesellschaftliche Bindemittel weg und dafür Cyberpunk-artige Anarchie aus. Die Masse revoltiert und jagt den unschuldigen Sündenbock SpongeBob durch den Ozean, dieser schließlich den Seeräuber.

Erste zwei Drittel in gewohnter, serientypischer Optik

Der US-Meeresbiologe und Trickfilmproduzent Stephen Hillenburg erschuf den hyperaktiven Schwamm im Jahre 1999. Seitdem räumte die Serie massig Preise ab und flimmerte nicht nur über Kinderzimmerfernsehbildschirme. Als der Quadratschädel 2004 in „Der SpongeBob Schwammkopf Film“ erstmals ins Kino hüpfte, glich das eher einer abendfüllenden Spezialfolge.

Dieses Mal jedoch wechselt SpongeBob dank Animationstechnik in die dritte Dimension – oder? Nicht ganz. Die ersten zwei Drittel des Streifens spielen sich in gewohnter, serientypischer Optik ab. Fernsehwerbung und Plakate gaben sich Mühe, dies zu verschweigen.

Mit jeder der rasant geschnitten, knallbunten Szenen steigert sich der zügellose Unsinn; bekloppter geht es kaum. Die 3-D-Brille lässt Kartoffelgeschosse und schwebende, weltraumregierende Delfine noch abgedrehter um die Ecken schießen.

Nicht umsonst spaltet SpongeBob die Massen

Als sich SpongeBob, sein Seesternkumpel Patrick und Konsorten schließlich an Land und in die menschliche Welt begeben, eskaliert der Wahnsinn in unerreichtem Maße. Effektreich verwandeln sich die eigentlich hydrophilen Abenteurer in Superhelden à la „The Avengers“ mit aberwitzigen Spezialtricks wie etwa Eiskugelanziehungskräften.

Nicht umsonst spaltet SpongeBob die Massen. Manch einer sieht in ihm einen modernen Candide, immer optimistisch, doch oft auch naiv. Andere schließen sich nichtrepräsentativen Studien an, die belegen wollen, dass die Serie den Intelligenzquotienten und die Aufmerksamkeitsfähigkeit messbar senke.

Generell wird sich, wer weniger Unfug-affin ist, auf diese Verrücktheiten nicht einlassen können. Auch aus pädagogischer Sicht lässt sich kritteln: eine Gemeinsam-sind-wir-stark-Moral hämmert man notdürftig ins Alber-Chaos, nachdenken muss niemand. Allerdings: Die Erwartungen der Schwammfans und jener Neugierigen, die das Schlimmste befürchten und sich dennoch ins Kino begeben, übertrifft der Streifen dank actionreich angewandter Absurdität.

Unsere Bewertung zu "SpongeBob Schwammkopf": 3 von 5 Sternen - kann man sehen.

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