Thomas Strobl, der Landeschef der Südwest-CDU unterstützt die Forderung der Frauen nach angemessener Berücksichtigung an der Spitze der Landesliste. Foto: dpa

In der Südwest-CDU gibt es ein hartes Ringen um die Spitzenplätze auf der Landesliste: Die Frauen fühlen sich nicht angemessen berücksicht.

Stuttgart - In derSüdwest-CDU ist ein hartes Ringen um die Spitzenplätze auf der Landesliste zur nächsten Bundestagswahl entbrannt. Das ist eigentlich saisonbedingt normal: Im März fallen auf den Vertreter-Versammlungen der vier Bezirke die endgültigen Entscheidungen. Da diesmal vielleicht nicht mehr alle einst sicheren Wahlkreise von der Union gewonnen werden, ist das Interesse an einer Listenabsicherung eben hoch. Konflikte können da nicht überraschen. Die aktuelle Zuspitzung ist aber aufgrund einer neuen Frontstellung bemerkenswert: Es geht weniger um das übliche Gerangel zwischen den Bezirken, sondern eher um einen Kampf der Geschlechter. Bei den Frauen in der Südwest-CDU herrscht Unmut.

Es geht um den „Vorspann“: Das ist der Partei-Jargon für die fünf Premium-Plätze der Landesliste. Die gehen theoretisch an die fünf CDU-Köpfe mit der größten Strahlkraft. Praktische Relevanz haben diese Top-Platzierungen deswegen nicht, weil die Spitzenkräfte ihre Wahlkreise souverän zu gewinnen pflegen. Sie sind also für die Frage, wer über die Liste in den Bundestag einzieht, nicht relevant. Tatsächliche Wichtigkeit erhalten die Spitzenpositionen aber deshalb, weil die fünf ersten Namen der Liste auch auf dem Stimmzettel der Bundestagswahl erscheinen. Sie sind also die Visitenkarte der Südwest-CDU für die Wähler. Die ersten drei Positionen sind längst vergeben und nicht umstritten. Ganz oben steht Wolfgang Schäuble, der gestern abend auch als Direktkandidat seines Wahlkreises Offenburg offiziell nominiert werden sollte. Danach kommen Annette Widmann-Mauz, die Bundesvorsitzende der Frauen-Union, und Volker Kauder, der Chef der Bundestagsfraktion. Dann wird es spannend. Lange galt es als ausgemacht, dass Steffen Bilger, der Chef des Bezirks Nordwürttemberg, das vierte Ticket erhält und als Fünfter galt Stephan Harbarth (Nordbaden) als gesetzt, der neue Vize-Fraktionschef in Berlin.

Frauen-Union für Karin Maag

Dagegen erhebt sich nun aber lauter Widerspruch, und der wird mit weiblicher Stimme vorgebracht. Inge Gräßle, die Chefin der Frauen-Union im Südwesten, findet es eine „fatale Geschichte“, dass bislang nur eine Frau unter den Top fünf zu finden ist. Sie verlangt eine „angemessene Beteiligung“ und hat auch einen Namen parat: „Karin Maag muss da rein, sie repräsentiert die Landeshauptstadt, sie ist in Berlin Vorsitzende der Frauen-Gruppe in der Fraktion – solche Frauen brauchen wir.“ Die Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Stuttgart II selbst tritt in der Sache sehr offensiv auf: „Ich melde meinen Anspruch an. Ich halte einen Vorspann mit nur einer Frau und vier Männern für undenkbar.“

Was das zahlenmäßige Verhältnis angeht, scheinen die Frauen diesen Kampf bereits gewonnen zu haben. Im Gespräch mit unserer Zeitung sprachen sich gestern sowohl die Bezirkschefs Steffen Bilger (Nordwürttemberg) und Andreas Jung (Südbaden), als auch Stephan Harbarth dafür aus, zwei Frauen aufzustellen. Vor allem positioniert sich auch Thomas Strobl, der Landesvorsitzende. Er sagte unserer Zeitung: „Wir sollten auf dem Stimmzettel eine gute Visitenkarte abgeben.“ Schäuble, Widmann und Kauder stünden zwar für hervorragende Arbeit, aber, so Strobl, „ich würde mir noch ein weiteres Signal an die Frauen und Signal an die Jugend wünschen“.

Am Montag soll der Knoten durchschlagen werden

Die Frage ist nur, wie der gute Vorsatz umgesetzt werden kann. Steffen Bilger sagte unserer Zeitung: „Ich habe für die CDU Nordwürttemberg den Anspruch angemeldet, dass ich als Bezirksvorsitzender im Vorspann-Team vertreten bin.“ Seine Begründung. „Zu einer guten Mischung, die wir auch in der Vergangenheit hatten, gehören auch Vertreter der jüngeren Generation.“ Bilger ist Vorsitzender der Jungen Gruppe der Bundestagsfraktion. Stephan Harbarth formuliert seine Interessen nicht ganz so apodiktisch, aber auch er geht davon aus, „dass jemand aus Nordbaden auf der Fünferliste steht“. Kompliziert wird die Sache auch dadurch, dass auch noch eine andere Frau für die weitere weibliche Spitzenposition gehandelt wird: Nina Warken, die zur kommenden Bundestagswahl nicht als Direktkandidaten antreten wird, also auf eine gute Platzierung auf der Landesliste angewiesen ist. Warken allerdings sagte unserer Zeitung, ihr Fokus liege nicht auf den Top-Fünf. Für sie sei wichtig, dass sie auf den ersten folgenden Plätzen des Bezirks Nordwürttemberg vertreten sein wird. Der Knoten soll nun am Montag auf einer Sitzung von Landespräsidium und -vorstand durchschlagen werden.