Die Verkehrssicherheit wird dem Spielplatz zum Verhängnis. Foto: Liviana Jansen

Der Spielplatz Im Schüle in Stuttgart-Nord wartet immer noch auf die Umgestaltung. Der Grund: Weil er als verkehrssicher gilt, denn Baumaßnahmen auf Spielplätzen werden nach Gefährdungspotenzial gewichtet.

S-Nord - Eine Doppelschaukel, ein einsames Wipptierchen, ein halbfertiger Zaun und eine mit Bauzaun und Flatterband abgesperrte Sandfläche. Daneben eine Straße, hinten eine steile Kante. Spielende Kinder sieht man hier an diesem Nachmittag nicht – trotz strahlender Sonne, und obwohl es der einzige Spielplatz in der näheren Umgebung ist. „Ich komme mit meinen Kindern schon lange nicht mehr her“, erzählt eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Zu gefährlich finde sie unzureichend gesicherten Zugang zur direkt angrenzenden Straße.

Ein Kompromiss zwischen den Eltern und der Stadt

Das Problem mit dem Spielplatz Im Schüle ist der Stadt seit 2010 bekannt. Schon damals hatte eine Elterninitiative die Sanierung des 1965 erbauten Spielplatzes gefordert. Man schloss einen Kompromiss: die Eltern sammelten Spenden in Höhe von 2500 Euro, davon wurde die Aufstellung einer neuen Doppelschaukel finanziert. Beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt war man begeistert von so viel Engagement und meldete 20 000 Euro für den Doppelhaushalt 2012/2013 an, um den Spielplatz umzugestalten. Außerdem bekamen die Kleinen eine der angrenzenden Hundewiesen als Spielfläche dazu.

Nun kämpft die zweite Generation Eltern

Ansonsten habe sich bis heute kaum etwas getan, berichten Anwohner. Die ursprüngliche Elterninitiative gibt es nicht mehr – ihre Kinder sind aus dem Sandkasten herausgewachsen. Inzwischen kämpft die zweite Generation Eltern für die Spielplatzsanierung. Sie sind verärgert: Die Stadt solle endlich etwas tun. Zwar sei Ende vergangenen Jahres der alte, mit Hundekot verunreinigte Sandkasten durch einen neuen ersetzt und mit Bauzaun provisorisch gesichert worden, aber dann sei erst mal nichts mehr passiert, erzählt die Anwohnerin. Beim Gartenbauamt vertröste man sie seit Jahren mit immer neuen Ausreden. „Ich habe den Eindruck, die Stadt sieht die Notwendigkeit hier oben nicht.“

Anne Klein, ebenfalls Anwohnerin und Mutter, schließt sich an: „Es wirkt so, als würden die immer mal vorbei kommen, wenn sie gerade Zeit haben.“ Vor ein paar Wochen sei auf zwei Seiten des Sandkastens ein fester Zaun aufgestellt worden, zumindest die gefährliche, hintere Kante sei nun gesichert. „Aber dann haben die einfach aufgehört“, berichtet sie. Zur Straße hin ist der Spielplatz noch immer nicht fest eingezäunt, und die Mütter berichten weiterhin von Hundehäufchen im Sand.

Das “Problem“:Das nicht vorhandene Gefährdungspotenzial

Für die Verzögerung der Sanierung hat man beim Gartenbauamt lediglich eine allgemeine Erklärung parat: Baumaßnahmen auf Spielplätzen würden nach Gefährdungspotenzial gewichtet, ihre Durchführung entsprechend priorisiert, erklärt Hagen Dilling, stellvertretender Amtsleiter. Wie die lange Verzögerung im konkreten Fall entstanden sei, ließe sich nicht genau sagen. Aber: „Unsere Mitarbeiter kontrollieren wöchentlich alle Spielplätze in Stuttgart auf Verkehrssicherheit.“ Nach deren Einschätzung bestünden hier keine „gravierenden, unmittelbaren Sicherheitsprobleme“. Sonst wären diese sofort abgestellt worden. Kurz gesagt: Der Spielplatz wurde als verkehrssicher eingestuft, andere Projekte hatten deshalb Vorrang. Die Verzögerung sei „misslich für die Betroffenen“, doch angesichts langer Projektlisten und der Personalplanung nicht zu vermeiden, so Dilling. Die Arbeiten zur Erweiterung und Sanierung des Spielplatzes Im Schüle seien aber beauftragt und begonnen. Auch das versprochene Kombi-Spielgerät werde vom Spielplatz am Bismarckturm hierher versetzt, erst danach könne die Sandfläche rundum eingezäunt werden – auch zur Straße hin.

An das Kommen des Spielgerätes mag die eingangs genannte Anwohnerin kaum mehr glauben. „Ich wäre schon froh, wenn die nur einen festen Zaun aufstellen würden, damit die Kinder ohne Gefahr spielen können“, sagt sie. Auf die Versprechungen des Amtes könne man sich ohnehin nicht verlassen.

Bereits im Frühjahr hatte das Amt zugesagt, die Umgestaltung bis Ende März abgeschlossen zu haben. Laut der neuen Planung des Bezirks sollen die Arbeiten nun bis Ende Juni abgeschlossen sein – wenn nichts dazwischen komme.