Andrea Varga, Hava Kilic und Aryyan Ahmed (von links) malen mit Lehrerin Helena Hölzgen Foto: Jan Reich

Kinder mit Sprachschwierigkeiten aus dem Stadtteil Hallschlag in Bad Cannstatt werden im Ferienlerncamp zum Sprechen animiert.

Stuttgart - Mit dünnen Pinseln und schwarzer Farbe haben die Kinder ihre Namen auf gelben Hintergrund in schönster Schrift gemalt. Ihre Kunstwerke sind bei der Kalligrafie-Station des Ferienlerncamps im Nachbarschaftstreff Hallschlag entstanden. „Das ist schwierig, aber es macht mir Spaß“, sagt die neunjährige Nazar voller Stolz. Sie ist eines von insgesamt 20 Kindern aus dem Stadtteil Hallschlag in Bad Cannstatt, die in der ersten Woche der Osterferien an dem freiwilligen Ferienlerncamp für Kinder mit Sprachschwierigkeiten teilnehmen.

Das Projekt wird im Rahmen des Programms Bildungsregion Stuttgart von der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft geleitet und von der Stiftung Kinderland gefördert. „Für insgesamt drei Jahre ist die Finanzierung durch die Stiftung gesichert“, sagt Projektleiterin Stefanie Ender von der Abteilung Bildungspartnerschaft. In dieser Zeit wird es das Feriencamp einmal pro Jahr geben. Es richtet sich an Kinder aus sozial benachteiligten Familien, die sich keine Nachhilfe leisten können. Hintergrund ist laut Ender die Tatsache, dass in manchen – auch deutschen – Familien nur wenig mit den Kindern gesprochen wird und dadurch ihre Sprachkompetenz verloren geht.

Kaum zu glauben, sieht man den Kindern zu, die an den verschiedenen Lernstationen auf spielerische Art zum Sprechen in ganzen Sätzen animiert werden. „Ich mag das Malen, weil ich Wasserfarben toll finde, und das Theaterspielen, da durften wir uns verkleiden. Die Spiele mag ich aber auch“, sprudelt es geradezu aus Somiya heraus. Sie überlegt kurz. „Eigentlich mag ich alles.“ Dass die Achtjährige bei den Spielen etwas lernt und ihr Deutsch verbessert, merkt sie selbst kaum. Nachmittags stehen Abenteuer-Ausflüge an. Der Spaß steht für die Kinder im Vordergrund.

Genau so soll es laut den Waldorf-Pädagogen Sebastian Zinck und Helena Hölzgen auch sein. Sie haben das Konzept entworfen und betreuen das Feriencamp vormittags gemeinsam mit Studenten der Pädagogischen Hochschule. „Das Wort Schule haben wir verbannt“, sagt Zinck. Doch auch wenn keine Grammatik gepaukt wird, lernen die Kinder durch die künstlerischen Tätigkeiten viel. Während es in der Theaterstation laut zugeht und die Kinder versuchen, sich gegenseitig mit ihren Ideen zu übertrumpfen, herrscht in der Kalligrafie-Station oder beim Malen auch mal konzentrierte Stille. „Bei manchen Spielen gehen sie aus sich raus,bei anderen sollen sie dann auch wieder zur Ruhe kommen“, sagt Zinck.

„Das Projekt ist ein Mosaikstein unter vielen verschiedenen Angeboten in den Stadtteilen“, sagt Michael Benda von der Abteilung Bildungspartnerschaft. Die Stadt stoße solche Projekte in der Hoffnung an, dass sich die beteiligten Partner wie Schulen, Jugendhäuser und der Abenteuerspielplatz auch in Zukunft vernetzen und Projekte gemeinsam durchführen.