Liebevoll wurden auch die historischen Sperrsitze renoviert. Foto: Horst Rudel

Zwölf Jahre dauerten die Renovierungsarbeiten, doch zum Vorschein kam die originale Ausstattung des Kinos von 1913. Am Esslinger Rossmarkt ist die Freude über dieses besondere Theater groß. Bei einem Empfang zeigte sich die neue freie Theaterbühne schon mal vorab ihren Freunden.

Esslingen - Die Bühnenscheinwerfer leuchten, die Lüftung tut. Zum Empfang hatte das Central-Theater am Freitag eingeladen. Gelobt wurden die Sponsoren von der Glücksspirale und der Stiftung Denkmalpflege, gewürdigt wurde der Besitzer, die Geissler GbR. Dahinter verbirgt sich eine Familie, der das älteste Kino Deutschlands so sehr am Herzen lag, dass sie die zwölf Jahre lange Renovierungszeit in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt durchhielten. „Und eigentlich wollten wir nur die Lüftung erneuern“, seufzte Brigitte Sheikh von der Eigentümer-Firma. Beim näheren Hinschauen zeigte sich, dass unter mehreren Schichten von Umbauten noch die originale Ausstattung des Kinos von 1913 erhalten war. Damals eine Sensation.

Freilich ist das Haus noch viel älter und war mannigfaltigen Veränderungen unterworfen, vor allem tierischer Natur: Von der Herberge zum Hammel sei es im 17. Jahrhundert zum Gasthof Lamm geworden und später zur Gaststätte Krokodil, berichtete der Esslinger Kulturbürgermeister Markus Raab. Im Kinosaal, der wohl auch mal zum Pferdestall für den benachbarten Rossmarkt diente, waren zuletzt eine Brauerei und eine Brennerei untergebracht, bis der Architekt Wilhelm Nagel das Kino im Stile der Neorenaissance einbauen ließ.

Bis 1986 war es in Betrieb, zuletzt mit etwas anrüchigen Filmen. Anschließend wurde es gelegentlich für Kleinkunst benutzt. Ein großer Glücksfall war es, dass sich der Esslinger Philipp Falser entschloss, mit seinem Verein Kunstdruck dort ein freies Stadttheater zu gründen. Am 20. Januar wird es eröffnet, am 24. November ist dort eine Benefiz-Gala.