Ob per Brief, mit Sammelbüchse an der Haustür oder durch Werbung am Stand in der Fußgängerzone – Hilfswerke versuchen auf verschiedensten Wegen, Spenden einzusammeln. Doch wer spenden möchte, sollte sich genau über die Organisation informieren, die er unterstützen will. Foto: dpa-tmn

Zahlreiche Organisationen buhlen in der Vorweihnachtszeit um Spenden – doch nicht alle sind seriös. Experten geben Tipps, wie Verbraucher wahre Wohltäter von unseriösen Trittbrettfahrern unterscheiden können.

Berlin - Der Ebola-Ausbruch in West-Afrika, der Terror des Islamischen Staats im Irak und in Syrien, die Krise in der Ukraine, der Bürgerkrieg im Südsudan: Die Liste der weltweiten Krisenherde, die wiederum menschliche Katastrophen nach sich ziehen, ist lang. Hilfsorganisationen werben deshalb um Spendengelder, um die Not zu lindern. Vor allem in der Adventszeit laufen die Spendensammler traditionell zur Hochform auf. Schließlich ist Weihnachten das Fest der Liebe – da ist die Spendenbereitschaft der Deutschen hoch.

„In den letzten Monaten im Jahr wird erfahrungsgemäß am häufigsten gespendet“, sagt Daniela Felser, Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats. „Besonders im wichtigsten Spendenmonat Dezember lassen sich viele Menschen zum Geben motivieren.“ Ob per Brief, mit Sammelbüchse an der Haustür oder durch Werbung am Stand in der Fußgängerzone – Hilfswerke versuchen auf verschiedensten Wegen, Spenden einzusammeln. Doch wer spenden möchte, sollte sich genau über die Organisation informieren, die er unterstützen will. Denn eine Spende soll bei den Hilfsbedürftigen ankommen. Und längst nicht alle Spendenwerber sind seriös.

Laut einer GfK-Analyse im Auftrag des Deutschen Spendenrats haben die Deutschen in diesem Jahr von Januar bis August rund 2,7 Milliarden Euro gespendet. Damit lag das private Spendenaufkommen in den ersten acht Monaten um 4,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Dennoch sinkt die Gesamtzahl der Spender – und zwar stetig: So gaben von Januar bis August dieses Jahres rund 16,2 Millionen Personen Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen, zwei Millionen weniger als im Vorjahreszeitraum. Das heißt: Immer weniger Menschen spenden immer mehr.

Dass die Spendenbereitschaft in diesem Jahr bislang nur moderat gestiegen ist, hat mehrere Gründe. Unter anderem ist es eine Folge der schwindenden Religiosität der Bevölkerung. Hinzu kommt: „Gerade bei humanitären Katastrophen, die auf kriegerische Auseinandersetzungen oder politische Konflikte zurückgehen, beobachten wir häufig eine große Zurückhaltung und Verunsicherung der Spender“, sagt Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). „Viele Menschen sind sich nicht sicher, ob die Hilfe in einem so schwierigen Umfeld überhaupt ankommt. Diese Sorge ist jedoch unbegründet, wenn man seine Spende an seriöse, kompetente Hilfsorganisationen überweist.“

Doch gerade das ist ein zunehmendes Problem. Der Spendenmarkt wird nämlich immer größer und unübersichtlicher. Nach Angaben der Stiftung Warentest gibt es in Deutschland mehr als 500 000 eingetragene Vereine und über 18 000 private Stiftungen. Und unter den Spendensammlern sind auch Scharlatane. Wer ein paar Grundregeln beachtet, kann jedoch die wahren Wohltäter recht einfach von unseriösen Trittbrettfahrern unterscheiden, meint Günter Hörmann von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Man darf sich nur nicht blenden lassen.“

Bilder

Skepsis ist geboten, wenn sich die Organisation beim Spendenaufruf vor allem grausamer und stark gefühlsbetonter, mitleiderregender Bilder bedient, sagt der Verbraucherschützer Hörmann.

Zeit

Kein Spender sollte sich zu einer Gabe gedrängt fühlen, warnt die Stiftung Warentest. Denn Zeitdruck gehört zu den psychologischen Tricks, die unseriöse Organisationen benutzen. „Vertrauenswürdige Hilfswerke können ohne Rücksicht auf den Spendeneingang bei Katastrophenfällen sofort helfen“, heißt es bei den Warentestern. „Sie geben den Spendewilligen somit Zeit für die Entscheidung.“ Wenn Spendensammler an der Haustür klingeln, sollte man zumindest sehr vorsichtig sein. Bei Bargeldsammlungen sollte man sich immer erst den Personal- sowie den Sammlerausweis zeigen lassen und darauf achten, dass die Sammelbüchse ordnungsgemäß verplombt ist.

Siegel

Orientierung im Dschungel der Hilfsorganisationen bietet das Spenden-Siegel des DZI. Vor Vergabe des Siegels werden unter anderem Zielsetzung, Mittelverwendung und Werbung der Organisationen geprüft. Aktuell tragen rund 250 Organisationen das Siegel. Aus einem nicht vorhandenen Siegel lässt sich aber nicht automatisch auf Unseriosität schließen. Denn erst ab einem jährlichen Spendenaufkommen von 25 000 Euro können wohltätige Organisationen das Spendensiegel beantragen – die Kleinen bleiben also außen vor. „Wer einen kleinen Verein oder ein soziales Projekt in seiner Nähe unterstützen will, sollte direkt Kontakt aufnehmen“, rät der Verbraucherschützer Hörmann. „Arbeitet die Organisation korrekt, wird sie sicher gern auf Fragen antworten und Auskunft über die Verwendung der Gelder erteilen.“

Transparenz

Einmal unterschrieben und nun in einer Dauerspende gefangen? „Seriöse Hilfswerke räumen ein Widerrufsrecht ein“, heißt es bei der Stiftung Warentest. Sie rät Spendern, die Jahresberichte der Organisationen genau durchzulesen. „Dort sollte klar stehen, wie viel in die Verwaltung und Werbung fließt und wie viel wirklich für welchen guten Zweck ankommt.“

Spendenwillige sollten sich zudem nicht durch die aktuelle Vielzahl von Notlagen verunsichern lassen, sagt DZI-Geschäftsführer Wilke. Sie sollten sich für den konkreten Spendenzweck entscheiden, der ihnen persönlich am dringendsten erscheint, und ihre Spende auf ein seriöses Hilfswerk konzentrieren. „Das Gießkannenprinzip sollte man beim Spenden grundsätzlich meiden“, betont Wilke.

Denn mit jeder einzelnen Spende würden Verwaltungsvorgänge ausgelöst. Auch der Werbeaufwand geht auf diese Weise zurück. Denn wer bei weniger Organisationen als aktiver Spender registriert ist, wird auch weniger angeschrieben – und trägt so dazu bei, dass mehr Spendengelder an die Bedürftigen fließen können.