Alaa Sheikh Qatane, syrischer Flüchtling und Dolmetscher in der Unterkunft, hilft beim Verteilen der Fahrräder an die wartenden Flüchtlinge. Foto: Wiebke Wetschera

Damit hätten sie wohl nicht gerechnet: 30 Fahrräder hat der Degerlocher Freundeskreis an Flüchtlinge übergeben – und die Räder sind den Spendern förmlich aus der Hand gerissen worden. Es waren viel zu wenige.

Degerloch - Ein Anhänger voller Fahrräder parkt am Freitagnachmittag vor der Flüchtlingsunterkunft auf der Waldau. Rund um den Wagen gibt es Gedränge. Alle schreien durcheinander; die Situation ist chaotisch. 30 Fahrräder hat der Freundeskreis Degerlocher Flüchtlinge für die Bewohner des Flüchtlingsheims organisiert. Seit rund fünf Wochen kümmert sich Manfred Hauser, Mitglied des Freundeskreises, darum, dass die Flüchtlinge Fahrräder bekommen. Doch die Zahl der Interessenten übersteigt die Zahl der verfügbaren Räder deutlich. Ein Fahrrad sei ja kein Auto, meint Hauser. Trotzdem gehe bei den Flüchtlingen förmlich die Welt unter, wenn sie keines bekämen. Das sei ein regelrechter Kampf.

Auch die vorherige Anmeldung konnte das Chaos bei der Vergabe nicht verhindern. Zuvor hatten Hauser und sein Kollege Andreas Scheer – ebenfalls Mitglied des Freundeskreises – eine Bedarfsliste für Fahrräder erstellt. Dabei wird von den Flüchtlingen der Name, die Zimmernummer sowie die Körpergröße notiert, um das passende Fahrrad zu finden.

Künftig kosten die Räder 20 Euro

Hauser kauft die Fahrräder meist bei Ebay oder bekommt sie über Spendenaufrufe. Beim Kauf der Räder achtet er darauf, dass der Preis 50 Euro nicht übersteigt. Sollte ein Fahrrad in der Nähe abzuholen sein, darf es wegen wegfallender Anfahrtskosten auch mal etwas teurer sein. Das Chaos bei der Verteilung zeigt nach den Worten von Hauser, dass es mit einer so großen Menge an Fahrrädern auf einen Schlag nicht funktionieren kann. Künftig will er die Vergabe der Fahrräder deshalb anders gestalten. Flüchtlinge, die ein Fahrrad wollen, sollen künftig 20 Euro zahlen, das restliche Geld kommt dann aus der Spendenkasse vom Freundeskreis.

Auch Andreas Scheer ist davon überzeugt, dass es in Zukunft anders laufen muss. „Wahrscheinlich müssen wir doch wieder an jedes einzelne Zimmer klopfen.“ Das sei zwar mühsam, andernfalls gebe es aber vermehrt Streit unter den Flüchtlingen. Streit, den die Helfer vermeiden wollen. Denn eigentlich möchten Hauser und Scheer den Flüchtlingen mit einem geschenkten, funktionstüchtigen Fahrrad eine Freude machen.