Die Sammlungen der Landesmuseen könnten künftig frei zugänglich sein. Foto: dpa

Wie die „Stuttgarter Nachrichten“ melden, will die SPD-Fraktion bei den Haushaltsberatungen im Stuttgarter Landtag für einen freien Eintritt in die Sammlungen der elf Landesmuseen plädieren. Ein richtiger Vorstoß, findet „StN“-Titelautor Nikolai B. Forstbauer.

Stuttgart - Freier Eintritt in Museen? Gefühlt wird alle fünf Jahre darüber diskutiert oder auch nur gestritten, und keineswegs immer zum Vorteil der Sache, um die es eigentlich geht. Reflexhaft ist man – Stichwort Teilhabe – dafür, reflexhaft ist man – Stichwort Finanzierung – dagegen.

Leicht könnte man den Vorstoß der SPD-Fraktion im Stuttgarter Landtag, bei den Staatlichen Museen für den Besuch der Sammlung auf Eintrittsgelder zu verzichten, daher als realitätsfern abtun. Zu Unrecht, offensichtlich ist ja die Sackgasse, in der die Museen stecken: Wer mit ständig neuen und immer hoch attraktiven Sonderausstellungen für hohe Besucherzahlen sorgen soll, kann nicht gleichzeitig ständig die eigene Sammlung glänzen lassen. „Grenzen des Wachstums“ war denn auch im November 2015 eine von Stuttgarts Staatsgalerie Direktorin Christiane Lange initiierte und national beachtete Konferenz zur Zukunft der Kunstmuseen überschrieben.

Kinokarte ist teurer als ein Sammlungsticket

Geändert hat sich zudem die gesellschaftliche Ausgangslage. Richtete sich die sozialdemokratische „Kultur für alle“-Flagge auch gegen vermutete kulturelle Eliten, ist heute eine Kinokarte nicht nur teurer als ein Sammlungsticket. Auch ins Theater oder in die Oper kommt man häufig günstiger. Anderes rückt vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Verwerfungen der vergangenen zwei Jahre in den Blick: das Museum als Ort der Vergewisserung von Identität.

Welche Dynamik in diesem Prozess steckt, zeigt die Bedeutung der Bibliotheken für die jeweilige Stadtgesellschaft. Das Museum hat eine großartige Chance als lebendige Bühne des „Woher?“ und „Wohin?“. Mit kostenlosem Zugang als Rückenwind zur rechten Zeit. Der Stempel für den SPD-Vorstoß? Realitätsnah.

nikolai.forstbauer@stuttgarter-nachrichten.de