Martin Schulz mit seiner Ehefrau Inge, einer Landschaftsarchitektin Foto: picture alliance

Der Spitzenkandidat der SPD in der Bundestagswahl, Martin Schulz, redet viel über seine Herkunft und seine Jugend. Aber Homestorys sind seine Sache nicht.

Stuttgart - Von einem Spitzenpolitiker erwarten heute viele, dass er auch Auskunft über sein aktuelles Privatleben und seine Familie gibt. Der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz(61) macht da jedoch nicht mit. Er hält seine Ehefrau und seine Kinder aus der Öffentlichkeit heraus. Aus seiner eigenen Vergangenheit und seiner Herkunft macht er dagegen keinen Hehl.

Kindheit und Jugend

Geboren wurde Schulz in Hehlrath, dem heutigen Eschweiler, als eines von fünf Kindern eines Dorfpolizisten und einer Hausfrau mit konservativ-katholischer Grundierung, die den CDU-Ortsverband Würselen gegründet hatte. In Würselen wuchs er auf, wurde an einem katholischen Gymnasium Schülersprecher, scheiterte aber zweimal in der elften Klasse. Er verließ die Schule mit Mittlerer Reife, absolvierte eine Buchhändlerlehre.

Fußballleidenschaft

Der Mann, der sechs Sprachen spricht, ist ein Fußballnarr. Sein Herz gehört dem „FC“, dem 1. FC Köln. Über die „Geißböcke“ redet er so leidenschaftlich, wie über Europa. Seine „Bibel“ sei das Fußballmagazin „Kicker“ gewesen, sein „Gott Wolfgang Overath“. Eigentlich wollte der gelernte Linksverteidiger selbst Fußballprofi werden, war mit der SV Rhenania Würselen 1972 westdeutscher B-Jugend-Vizemeister. Man sagt, sein Wille sei unbändig gewesen, aber sein Talent mäßig. Zu mehr sollte es denn auch nicht reichen. Wegen einer schweren Knieverletzung musste er den Fußball aufgeben.

Alkoholsucht

Nach der abgebrochenen Schullaufbahn und dem geplatzten Traum, es als Kicker weit zu bringen, stürzte Schulz ab, verfiel dem Alkohol. „Ich habe alles getrunken, was ich kriegen konnte“, sagte er. Er habe damals unter dem täglich wiederkehrenden Gefühl, versagt zu haben, schwer gelitten. Er verheimlicht nichts, ist stolz überlebt zu haben, bezeichnet sich selbst deshalb als „Straßenkämpfer“. Seit 1980 hat er kein Glas Bier oder Wein angerührt. 1982 gründete er mit seiner Schwester eine Buchhandlung. 1987 wurde er Bürgermeister in Würselen. Er hatte es geschafft.

Familie

Es war seine Familie, die ihm half, wieder auf die Beine zu kommen. Vermutlich ist dies der Grund, warum er diesen Rückzugsraum bis heute hütet wie einen Schatz. Man weiß, dass er verheiratet ist mit der Landschaftsarchitektin Inge Schulz. Zwei erwachsene Kinder hat er. Mehr soll die Öffentlichkeit nicht wissen. Er setzt alles daran, Frau und Kinder abzuschirmen. „Die Frau an seiner Seite“ – das wäre mit seiner Gattin nicht zu machen gewesen. Immerhin hat er jüngst verraten, wo sich beide kennenlernten. In Husum war das, in Schleswig- Holstein, kurz bevor er Bürgermeister wurde.