Die Filiale der Sparda-Bank am Stuttgarter Hauptbahnhof. Insgesamt hat die Direktbank 39 Filialen im Land. Foto: Sparda-Bank Baden-Württemberg

Die Sparda-Bank Baden-Württemberg wagt einen großen Schritt. Das genossenschaftliche Institut will künftig Kunden aus ganz Deutschland betreuen. Die Ausweitung des Geschäftsgebiets ist zeitgemäß.

Stuttgart -

Es vergeht gefühlt kaum eine Woche, in der nicht ein Bundesbanker oder Finanzaufseher öffentlich Banken und Sparkassen ermahnt, ihr Geschäftsmodell zu überarbeiten. Die Niedrigzinsen, die Digitalisierung, die aufsichtsrechtlichen Anforderungen – alles drückt auf die Margen und lässt Gewinne schmelzen. Wie schwierig die Lage für viele Kreditinstitute mittlerweile ist, zeigen die zahlreichen Fusionen vor allem bei Volksbanken, aber auch bei Sparkassen. Die Sparda-Bank Baden-Württemberg reagiert jetzt und verbreitert ihre Geschäftsgrundlage. Sie will künftig Online-Kunden aus ganz Deutschland betreuen. Was harmlos klingt, ist ein großer Schritt im Genossenschaftslager.

Mit der Ausweitung des Geschäftsgebiets durchbricht die Sparda-Bank das Regionalprinzip. Man darf wohl annehmen, dass dies von anderen Sparda-Banken wie auch von den Geldhäusern aus dem Lager der Volks- und Raiffeisenbanken kritisch beäugt wird. Sparda-Banken sind – wie Volksbanken und Sparkassen – nur in einem begrenzten Geschäftsgebiet tätig. Dieses Regionalprinzip hat durchaus seine Vorteile – für Kunden wie für die Banken. Es bewirkt, dass der Markt vor Ort intensiv beackert wird, zugleich ist das Risiko der Geschäfte begrenzt.

Das Regionalprinzip hat längst Risse

Dennoch: In einer vernetzten Welt wirken solche Geschäftsbeschränkungen wie aus einer anderen Zeit. Erste Risse hat das Regionalprinzip schon durch die vielen Online-Vergleichsportale bekommen. Immer mehr Kunden sind im Internet unterwegsund beschränken sich nicht auf die Angebote vor Ort. Das gilt für Schuhe, Kleidung und Reisen schon lange – und zunehmend auch für Bankdienstleistungen. Viele junge Fintechs gehen mit modernster Technologie und unbelastet von teuren Filialstrukturen aggressiv auf Kundenfang. Die Sparda-Bank will hier nicht länger zusehen und prescht mit der Ausweitung ihrer Geschäftsgrundlage vor. Ist sie erfolgreich, wird die Diskussion darüber auch in anderen Häusern aufleben.