Rubén Barrio Arrea und Sara Fernández Garcia in Saras kleinem Appartement – beide fühlen sich wohl in Winnenden. Foto: Ines Rudel

Zwei junge Spanier büffeln und arbeiten seit bald drei Jahren in Winnenden. Sara und Ruben stammen aus der Winnender Partnerstadt Santo Domingo de la Calzada. Sie sind der grassierenden Arbeitslosigkeit in der Heimat entflohen und wollen länger in Deutschland bleiben.

Winnenden - Sara hat sich in ihrem winzigen Appartement in Winnenden gemütlich eingerichtet. Der Raum im Wohnheim des Klinikums Schloss Winnenden ist Schlaf-, Ess- und Wohnzimmer zugleich. An den Wänden hängen großformatige Fotos von Jimi Hendrix und Janis Joplin. Und auf dem Tisch stapeln sich Bücher.

Sara Fernández Garcia verbringt viel Zeit in dem Zimmerchen, sie muss oft büffeln. Die 31-jährige Spanierin ist vor knapp drei Jahren in Winnenden angekommen. Zusammen mit einer Handvoll anderer junger Leute aus Santo Domingo de la Calzada, der Partnerstadt von Winnenden, ist sie damals der hohen Arbeitslosigkeit im Heimatland entflohen. Keiner sprach Deutsch. Auch Rubén Barrio Arrea (28) nicht. Er wohnt in einem Zimmer gleich nebenan und ist oft bei Sara. Auch an diesem Tag im April. Die beiden plaudern viel, sie kochen zusammen und bestärken sich mitunter gegenseitig, dass es richtig war, die Freunde und die Familie zu verlassen.

Eine eigene Wohnung? Zu teuer.

Sara lernt Krankenschwester im Winnender Klinikum. Ruben macht eine Lehre zum Fachangestellten für Bäderbetriebe im Wunnebad Winnenden. Beide überlegen ab und zu, ob sie sich nicht besser eine Wohnung suchen sollten. Dann hätten sie mehr Platz. „Aber das ist zu teuer“, sagt Ruben. Und außerdem haben beide vom Wohnheim aus nur ein paar Minuten Fußweg bis zur Arbeit. Das Klinikum und das Wunnebad sind kaum mehr als einen Steinwurf entfernt.

Wenn alles nach Plan läuft, dann ist Ruben schon in diesem Sommer fertig mit seiner Lehre. Saras Ausbildung dauert noch bis September 2018. Beide wollen gerne länger in Winnenden bleiben, arbeiten, Geld verdienen – und Urlaub machen, am liebsten in Spanien. Denn „das Wetter in Deutschland macht mich fertig“, sagt Sara. Ruben hat sich über den Winter einen langen Bart wachsen lassen, der, sagt Sara und lacht, müsse unbedingt weg. „Ruben, du siehst aus wie ein Taliban.“ Spätestens vor der praktischen Prüfung werde er sich rasieren, verspricht Ruben und grinst breit. Denn dann muss er schnell schwimmen, und das sei ohne Bart leichter.

Ein Campingbus, das ist Rubens Traum

Einen größeren deutschen Freundeskreis haben sich die zwei bis dato nicht aufgebaut. Sara sagt, sie habe schlicht zu wenig Zeit. Sie treffe sich gelegentlich mit ihrer Seniorengruppe, mit drei anderen älteren Auszubildenden ihres Jahrgangs. „In der Klasse sind alle nett, aber mit den 19- und 20-Jährigen, das ist nichts für mich.“ Ruben sagt, ein paar seiner Kollegen seien seine neuen Freunde.

Sara und Ruben haben beste Chancen eine feste Stelle zu bekommen, wenn sie den Abschluss packen. Sowohl Schwimmmeister als auch Krankenschwestern werden fast überall in Deutschland händeringend gesucht. Am allerliebsten würden die zwei Spanier, die mittlerweile sehr gut Deutsch sprechen, in Winnenden bleiben. Sara sagt, ihr gefalle die Arbeit mit psychisch kranken Menschen. Erst kürzlich habe sie in der Kinderpsychiatrie hospitiert, „ich habe wieder viel gelernt“.

Ruben hat konkrete Vorstellungen davon, wie sein Leben später mal aussehen sollte. Am liebsten würde er im deutschen Sommer viel und lange im Wunnebad arbeiten und dann im Winter mit einem Campingbus durch Spanien fahren. Denn der deutsche Winter, sagt Ruben, „der ist nichts für mich“. Kurze Hosen, T-Shirt: das seien seine liebsten Kleidungsstücke.