Einen hübschen Kontrast bilden die weißen Rosen zum Grün der anderen Pflanzen im Garten von Helene Lindgens. Foto: Cyrus Saedi

Einen Garten auf Mallorca zu bepflanzen, ist kein leichtes Unterfangen. Der Boden ist hart und trocken, die Sommer sind heiß und lang. Doch Blumenliebhaber bringen die Erde trotzdem zum Blühen.

Artà - Ganz am Anfang stand da nur eine einsame, komplett verfallene Ruine. Nichts als Steine, Staub, trockene Erde. Und ringsumher viel Land. Sehr viel Land. Um genau zu sein: 15 000 Quadratmeter. „Bist du jetzt total verrückt geworden?“, habe sie ihren Mann damals gefragt, als der vor zehn Jahren die Ruine samt Land kaufte. Die Schweizerin Helene Lindgens schmunzelt, als sie das erzählt. Heute kann sie darüber lachen, doch damals war es alles andere als lustig, das verfallene Haus wieder aufzubauen. Doch irgendwann war es fertig, und dann war klar: Jetzt kommt der Garten dran.

Dieses riesige Grundstück, auf dem nichts wuchs außer ein paar alten Bäumen und Sträuchern. „Ich wusste, dass ich mit diesem Garten etwas anfangen musste, aber ich hatte keine Ahnung von mallorquinischer Vegetation“, erzählt die 52-Jährige. Ihren Wohnsitz in der Schweiz haben Helene Lindgens und ihr Mann Christian zwar mittlerweile aufgegeben, doch wirklich fertig ist ihr Garten bis heute nicht. Kräuter und Gemüse wachsen, doch den größten Teil nehmen die knapp 1000 weißen Rosensträucher ein, die im Kontrast zu den unzähligen grünen Buchsbäumen stehen.

Die Strenge neben das Chaos stellen

Es blüht und duftet, während die warme Sommerluft durch die teils verwinkelten und mit kleinen Kieselsteinen bedeckten Gänge des Gartens streicht. Auch mehr als 5000 Rosmarinsträucher hat Helene Lindgens gepflanzt, dazu Pfefferbäume, Johannisbrotbäume, Stevia, Maulbeeren, mallorquinisches Schilf, 550 Zypressen und jede Menge Stippa-Gras. Einen satten, grünen Rasen sucht man allerdings vergeblich; zu teuer wäre die Bewässerung, zudem passt ein „normaler“ Rasen nicht in ihr persönliches Gartenkonzept. Auch bunte Blumen gibt es hier keine, ebenso wenig wie verschnörkelte Accessoires wie Ranken. „Meine Idee war es, einen weißen Garten Eden zu bauen und dabei das Strenge neben das Chaos zu stellen“, erzählt die Schweizerin.

Ihn verwunschen zu nennen, wäre falsch - und doch strahlt er etwas Geheimnisvolles aus. Mittlerweile ist ihr Hobby zum Beruf geworden. Mit ihrem Unternehmen gestaltet sie nun Gärten von Mallorquinern oder Deutschen, die eine Finca auf der Insel haben. Auch das vor zwei Jahren wieder eröffnete Boutique-Hotel Jardi d’Artà im Nordosten Mallorcas gehört zu ihren Kunden. Auf sechs Ebenen hat sie einen orientalischen Garten geplant. Die Auswahl der Pflanzen ist an die Bibel angelehnt, und so blühen und gedeihen hier Rosen, Iris, Salbei, Oliven, Granatapfel, Zitrusfrüchte und Palmen. Hier gibt es einen grünen und breitblättrigen Rasen, weil das Hotel über einen eigenen Brunnen verfügt. „Wer keinen eigenen Brunnen hat, der muss pro Monat locker mit 2000 bis 3000 Euro Wasserkosten rechnen“, sagt Helene. Es sei nicht einfach gewesen, dieses Areal zu gestalten.

„Aber es war auch klar: Diesen Garten muss man verwunschen und romantisch anlegen, denn zu dem orientalischen Charakter passt das Puristische nicht.“ Das passt dann schon eher wieder zu ihrem sogenannten Hochzeitsgarten, der derzeit im ehemaligen Weinbauerndorf Biniagual unter ihrer Anleitung entsteht. Auch hier überwiegen strenge Formen, die Farben Weiß und Olivgrün dominieren. Rasen sucht man vergebens, die Büsche und Blumen wachsen auf beigefarbenen Kieselsteinen. Der Name Hochzeitsgarten ist rasch erklärt: Direkt daneben befindet sich ein sandsteinfarbenes Gebäude, das derzeit zur mondänen Hochzeits-Location umgebaut wird.

Das Hochzeitshaus und der Garten sind die einzigen öffentlich zugänglichen Orte in dem ehemals verfallenen Dörfchen, das Anfang der 60er Jahre durch eine deutsche Familie aus seinem Dornröschenschlaf erweckt wurde. Alle 15 Häuser sind privat. Die Familie baut inzwischen 34 Hektar Rebfläche süffigen Wein an. Die Bodega kann in Verbindung mit einer Weinprobe unter schattigen Bäumen besichtigt werden.

Infos zu Mallorca

Anreise
Mit dem Flugzeug von vielen Städten aus bis Palma (z. B. mit Germanwings, www.germanwings.com , Ryanair, www.ryanair.com , oder Iberia, www.iberia.com ). Am Flughafen mietet man sich bei einem der Anbieter ein Auto, z. B. Sixt ( www.sixt.com ) oder Europcar ( www.europcar.com ).

Gärten
Der Garten von Helene Lindgens befindet sich in der Nähe des Örtchens Felanitx, die genauen GPS-Daten bekommt man über ihre Unternehmens-Homepage www.sonmuda.com .

Der Garten kann nach Voranmeldung besichtigt werden. Hochzeitsgarten und Bodega: Finca Biniagual, Ap. Correos 5, 07350 Binissalem, Besichtigung und Weinprobe nur nach Voranmeldung: www.bodegabiniagual.com .

Hotel Jardi d’Artà, www.hotel-arta.com . Der Garten kann in Begleitung des Hotelpersonals besichtigt werden. Öffentliche Gärten, z. B. Alfàbia in Bunyola ( http://jardinesdealfabia.com/de /) oder Bontanicactus in Ses Salines ( www.botanicactus.com )

Unterkunft
Hotel Jardi d’Artà, DZ ab 155 Euro (ohne Frühstück), Mindestaufenthalt während der Hauptsaison fünf Nächte, www.hotel-arta.com

Hotel Casal d’Artà, DZ ab 88 Euro (inkl. Frühstück), www.casaldarta.de