Ohne freiwillige Mitarbeiter, hier im Strohgäuladen, wäre der Betrieb solcher Geschäfte für Bedürftige nicht möglich. Foto: Archiv/factum

Im Strohgäuladen ist der Umsatz rasant angestiegen. Die Stadt gibt vom Jahr 2017 an Zuschüsse auf Dauer. Erstmals.

Ditzingen - Eine Umsatzsteigerung von mehr als 20 Prozent per anno – das wünscht sich jeder Ladenbesitzer. Dieser Zuwachs ist in einem etwas anderen Geschäft am Rand der Ditzinger Innenstadt in diesem Jahr erzielt worden: im Strohgäuladen. Das Geschäft für Bedürftige, das vom evangelischen Kirchenbezirk Ditzingen betrieben wird, brummt.

Das hört man im Dekanat und der Synode, der Vertretung der 13 Gemeinden des Bezirks, natürlich gerne. Eine andere Nachricht wurde bei der jüngsten Sitzung mit fast noch mehr Wohlgefallen aufgenommen: Die Stadt Ditzingen steigt vom nächsten Jahr an in die ständige Förderung des Ladens mit ein – wenn der Gemeinderat den Vorschlag des Oberbürgermeisters bei der Etatberatung gutheißt.

In den Vorjahren waren im Strohgäuladen Ende Dezember jeweils um die 70 000 Euro in der Kasse; mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger. In diesem Jahr sind es jetzt schon, sechs Wochen vor Ultimo, 84 000 Euro. „Die Flüchtlingsarbeit schlägt durch“, sagte der Kirchenbezirksrechner Eberhard Rupp vor den Vertretern der Gemeinden. Das bedeute aber auch, dass die ehrenamtlichen Mitarbeiter sehr viel tun müssten – was man bei jedem Besuch erfährt. Nicht nur hinter den Kulissen wird da, dicht an dicht am Arbeitstisch stehend, Obst und Gemüse sortiert, werden Konserven in Regale geräumt und Milchprodukte in Kühlschränke gepackt. Die Fahrer schleppen Kisten und Kartons mit Spenden herein – nicht nur Lebensmittel.

Laden bis 2018 gesichert

Der Strohgäuladen ist nach dem Beschluss einer früheren Synode noch bis Ende 2018 gesichert; bis dahin wird auch die Rücklage reichen. Auf dem Sparbuch, das zur Abdeckung der Defizite gebraucht wird, sind bis jetzt noch gut 40 000 Euro. Die Verantwortlichen macht aber eines etwas Sorge: die Bargeldspenden sind nicht mehr so hoch wie in den Vorjahren. Den Spitzenwert mit 36 000 Euro erzielte man 2014, im Jahr darauf waren es 30 000, und 2016 sind bis jetzt 20 000 Euro zusammengekommen. „Wir hoffen auf den Weihnachtseffekt“, sagt Rupp und ergänzt, „für die Kunden ist der Einkauf im Strohgäuladen ein Halt im täglichen Leben.“

Ein Zeichen der Wertschätzung und Unterstützung hat in der vergangenen Woche der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath gesetzt: In einem Gespräch mit dem Dekan Friedrich Zimmermann sagte er laut dem Stadtsprecher Guido Braun zu, dass die Stadt den Laden weiter unterstützen will. Tat man dies bisher mit sporadischen Zuwendungen, zum Beispiel mit einem Scheck über 1500 Euro zum 15-Jahr-Jubiläum 2013, so will die Stadt nun in die Dauerförderung einsteigen. Die Kommune wird die jährliche Leasingrate von 1900 Euro übernehmen. Das betagte Auto musste nämlich ersetzt werden; man tat dies auf Leasingbasis zusammen mit einem Gerlinger Autohaus – dessen Inhaber Frank Jutz sehr in der Kirche engagiert und auch Synodenmitglied ist. All dies bekam großen Beifall – selten in der Synode.

Umsiedlung ist zur Zeit kein Thema

Über eines allerdings redet man zur Zeit in Ditzingen nicht: eine Umsiedlung des Strohgäuladens auf größere Flächen – obwohl das Geschäftsvolumen stark angestiegen ist und die Verhältnisse sehr beengt sind. Die Vergrößerung hat der Tafelladen in Ludwigsburg, die Ludwigstafel, geschafft: das Geschäft wurde im Juli von sehr beengten Verhältnissen in der Lindenstraße in ein 400-Quadratmeter-Domizil in der Saarstraße verlagert. Nicht nur die Geschäftsführerin Anne Schneider-Müller ist darüber sehr froh. Die Kundschaft müsse nicht mehr so lange warten, weil mehr Menschen gleichzeitig einkaufen könnten. Die viel größeren Lagerflächen sind besser mit Palettenhubfahrzeugen anzusteuern, es gibt mehr Platz für die Mitarbeiter und die Verkaufsregale.

Die Ludwigstafel, deren Träger ein Verein ist, hat 3,5 Stellen für Hauptamtliche und einen Jahresetat von 280 000 Euro. In Ditzingen sind es 1,2 Stellen bei einem Jahresbudget von gut 100 000 Euro. Die Stadt Ludwigsburg gibt der Ludwigstafel laut Schneider-Müller einen Mietkostenzuschuss von knapp 15 000 Euro im Jahr.