In diesem Bereich der Gablenberger Hauptstraße gleich gegenüber dem Aldi-Markt funktioniert das Geschäftsleben. Weiter oben stehen zahlreiche Läden leer. Foto: Lisa Wazulin

Beim zweiten Themenabend im Rahmen des Sanierungsprojekts Soziale Stadt Gablenberg ist es um die lokale Wirtschaft gegangen. Eines der Hauptthemen waren die leer stehenden Geschäfte vor allem im oberen Bereich der Gablenberger Hauptstraße. Eine Lösungsmöglichkeit könnte eine Zwischennutzung durch Künstler sein.

S-Ost - Das neue Stadtteilbüro an der Gablenberger Hauptstraße 33 liegt direkt im Sanierungsgebiet. Die drei neuen Stadtteilmanager Philipp Klein, Lisa Küchele und Stefan Graf scheinen es ernst zu meinen – sie wollen keine Schreibtischtäter sein, die nur Ferndiagnosen erstellen. Ein direkter Kontakt und Austausch mit den Bürgern und die Kenntnis der Lage vor Ort ist den jungen Projektleitern wichtig. Seit der Eröffnung des Büros im April ist das Team dort an zwei Tagen in der Woche anzutreffen. Bei regelmäßigen Themenabenden wollen die drei nun erfahren, welche Vorstellungen die Gablenberger haben. Das soll dann in die Arbeit des Stadtteilbüros fließen.

Fünf Themenabende insgesamt

Im vergangenen Monat ist Gablenberg aufgrund seiner städtebaulichen Missstände offiziell in das Projekt „Soziale Stadt“ aufgenommen worden. Die insgesamt 2,83 Millionen Euro, die für die Sanierung des Stadtteils einplant sind, gilt es nun strategisch klug zu verteilen. „Wir wollen uns in kleinen Schritten nähern und vom Allgemeinen ins Konkrete gehen“, erklärt der Projektleiter Philipp Klein. An fünf Themenabenden wollen die Stadtteilmanager mit den Bürgern herausfinden, wo genau der Schuh drückt.

Unter dem Thema „Versorgung, Arbeit und lokale Ökonomie“ haben die Projektleiter Klein und Graf zum zweiten Themenabend eingeladen. Sie sehen sich selbst als Initiatoren und Berater. „Wir können nur unterstützend zur Seite stehen und Gelder verteilen. Die Umsetzung liegt bei den Bürgern“, so Klein. Ziel der Abende ist es, Freiwillige für Projektgruppen zu finden, die die erarbeiteten Strategien umsetzten. Die Erkenntnisse des zweiten Themenabends sind schnell benannt: Es herrsche keine Vielfalt bei den Geschäften, auffallend seien die vielen Friseure und Bäcker. Die Versorgung im Stadtteil sei aber ausreichend, so die Bürger. Die Grundversorgung sei nicht das Problem. Vielmehr stechen die zahlreichen leer stehenden Läden an der Hauptstraße ins Auge. Aber warum gibt es trotz attraktiver Lage an der stark frequentierten Hauptstraße keine Nachmieter? Das liege an der schlechten baulichen Substanz der Läden, „da müsste saniert werden“, sagt ein Einzelhändler. Diese sind jedoch kein Eigentum der Stadt, die daher auch keine Handhabe hat. „Schuld an diesem Zustand sind die Eigentümer“, sagt die Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier. Sie hat nach eigener Aussage bereits Vermieter direkt angeschrieben und auf die Möglichkeit von Zuschüssen der Stadt bei privaten Sanierungen hingewiesen. „Aber die Eigentümer sperren sich“, so Strohmaier.

Zwischennutzung als Übergangslösung

Für diese scheinbar aussichtslose Lage haben die Stadtmanager eine Lösung gefunden: Zwischennutzung lautet ihr Vorschlag. „Dadurch erhöhen wir die Chance auf Vermietung“, betont Klein. Eine Zwischennutzung würde die leer stehenden Räume wiederbeleben und vor dem Verfall bewahren. Dadurch steige auch die Attraktivität der Läden, so Kleins Argument. Besonders Künstler würden sich für diese Art von Vermietung eignen – Kunst könne Magnet und Mittel zur kreativen Belebung des Stadtteils sein.

Dass diese Strategie erfolgreich ist, zeigt sich am Beispiel des Stadtteilbüros: Als Zwischenmieter für maximal zehn Jahre ist es in das leer stehende Ladengeschäft eingezogen und bringt Leben an die Straße. Aber wie können potenzielle Zwischenmieter erreicht werden? „Das müssen die Bürger selbst in die Hand nehmen“, sagt Klein. Diese jedenfalls seien begeistert. Sie wollten nun die Hauptstraße ablaufen und die Leerstände mit Fotos in das Onlineportal für Einzelhandelsleerflächen der Wirtschaftsförderung Stuttgart eintragen.