Geschäftsführerin Maria Hassemer-Kraus (links) und Sozialpädagogin Stefanie Uphoff kümmern sich um von Wohungslosigkeit bedrohte Frauen. Foto: Nina Ayerle

Die Einrichtung der Ambulanten Hilfe hat vermehrt Probleme, Menschen in Not Unterkünfte zu vermitteln. Es gibt viel zu wenige Sozialwohnungen in Stuttgart und viele der Betroffenen, die die offene Sprechstunde der Frauenberatung aufsuchen, leben in prekären Verhältnissen.

S-Süd - An diesem Montagvormittag sitzen drei Frauen in dem kleinen Warteraum der Zentralen Frauenberatung der Ambulanten Hilfe. Die Frauen, die die Hauptstätter Straße 87 aufsuchen, brauchen vor allem eines: ein Dach über dem Kopf. Und zwar meist dringend. Oft sind die Betroffenen schon obdachlos, oder die Wohnungslosigkeit droht in Kürze. Die Beraterinnen müssen meistens schnell handeln. Beim ersten Kontakt in der Sprechstunde geht es vor allem darum, wie den Frauen finanziell geholfen werden kann und wo sie schlafen können, sagt die Sozialpädagogin Stefanie Uphoff. Einer 48-Jährigen aus Gablenberg wurde die Wohnung fristlos gekündigt. „Ich habe aber noch Glück“, sagt sie erleichtert. Denn schon Mitte März kann sie durch die Vermittlung der Frauenberatung eine neue Wohnung beziehen. Derzeit sei sie arbeitslos, erzählt die gelernte Verkäuferin. „Aber erst mal eine Wohnung zu haben, war mir am wichtigsten“, sagt sie. Glück hatte die 48-Jährige auch deshalb, weil ihr die Sozialarbeiterin Iris Brüning zu einer Wohnung aus dem Bestand der Ambulanten Hilfe verhelfen konnte. Das ist selten. „Wir haben nur wenige eigene Wohnprojekte, und dann konkurrieren viele darum“, sagt Brüning. In der Regel arbeitet die Frauenberatung mit anderen Einrichtungen zusammen, die Wohnungen vermitteln, oder man versucht, die Frauen in Sozialwohnungen unterzubringen. Beides ist nicht einfach. „Zurzeit verwalten wir Wartelisten“, sagt Iris Brüning.

Derzeit ist die Wohnungsnot besonders groß

Die Situation sei im Moment besonders schwierig, bestätigt die Sozialpädagogin Maria Hassemer-Kraus. Bisher musste die Geschäftsführerin der Zentralen Frauenberatung noch niemanden auf die Straße schicken. „Aber wir sind oft sehr unter Druck“, sagt sie. Denn, was in Stuttgart fehle, seien preiswerte Wohnungen. „Das ganze Hilfesystem ist verstopft, weil es zu wenige Sozialwohnungen gibt“, sagt Hassemer-Kraus. Zudem konkurrieren zu viele soziale Einrichtungen und Hilfsorganisationen um die wenigen Wohnungen, die vorhanden sind. „Unsere Damen sind da oft am Ende der Fahnenstange“, so die Erfahrung der Geschäftsführerin.

Denn viele der Betroffenen, die die offene Sprechstunde der Frauenberatung aufsuchen, leben in prekären Verhältnissen. Oft haben sie sich gerade vom Partner getrennt, haben keine Arbeit, Suchtprobleme oder psychische Erkrankungen. „Wir haben ein Hardcore-Klientel“, sagt Hassemer-Kraus. Für die Frauen eine Bleibe zu finden, sei oft schwierig. Auf dem hart umkämpften Wohnungsmarkt sind sie nicht die erste Wahl von Vermietern und Maklern.

Dabei geht es noch lange nicht um eine eigene Wohnung. Zunächst versuchen die Mitarbeiterinnen der Ambulanten Hilfe, den Frauen ein Bett in einer Notunterkunft zu besorgen, wenn sie gar keine Bleibe mehr haben. Sieben Plätze stehen der Frauenberatung dafür in Stuttgart zur Verfügung. „Das sind wirklich sehr einfache Unterkünfte“, sagt die Mitarbeiterin Stefanie Uphoff. Ziel der Beraterinnen ist es, die Frauen zunächst in ein Sozialhotel, in die Frauenpension in Bad Cannstatt, das ASH Frauenwohnprojekt, ins Käthe-Luther- oder Neefhaus zu vermitteln.

Zahlen und Fakten zur Einrichtung

Entstehung
Im Jahr 1982 haben Mitarbeiterinnen freier Träger in Stuttgart und das Sozialamt den Arbeitskreis „Frauen“ gegründet, um sich speziell um obdachlose Frauen zu kümmern, woraus die Zentrale Frauenberatung der Ambulanten Hilfe hervorging.

Zahlen
Im Jahr 2013 kümmerte sich die Beratung um 653 Fälle, davon waren 589 Frauen und 64 Männer, die im Rahmen der Paarberatung kamen. Insgesamt wurden in der Stuttgarter Wohnungsnothilfe im vergangenen Jahr 1487 Frauen gezählt. Damit sind heute fast 22 Prozent der Wohnungslosen Frauen.

Zielgruppe
Die Beratungsstelle ist von Montag bis Freitag für Frauen ab 25 Jahren in Wohnungsnot mit sozialen und psychischen Problemen geöffnet.