Robin Seitter und Ramona Grahl kümmern sich um Kinder und Jugendliche. Aber auch für Lehrer und Eltern haben sie vier offene Ohren. Foto: Eveline Blohmer

Robin Seitter und Ramona Grahl sind in Degerloch für die Mobile Jugendarbeit und die Schulsozialarbeit an der Filderschule zuständig. Sie kennen sich somit nicht nur mit den Problemen der Kinder und Jugendlichen aus, sondern auch mit denen des Bezirks.

Degerloch - Das Problem von Degerloch ist, dass die Degerlocher immer noch sagen, ,wir haben keine Probleme‘.“ Ramona Grahl kennt sich mit Problemen aus. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Robin Seitter ist die 27-jährige Sozialpädagogin für die Mobile Jugendarbeit in dem Stadtbezirk und für die Schulsozialarbeit an der Filderschule zuständig.

Für Letztere sind die beiden jedoch nicht von der Schule angestellt, sondern arbeiten unter der Trägerschaft der Caritas und „auf dem Prinzip der Freiwilligkeit“, wie Robin Seitter es ausdrückt. „Die Schule kann uns keine Kinder aufdrücken, sondern die Kinder und Jugendlichen müssen es selbst wollen“, erklärt der 25-Jährige. „Es ist ein Angebot: Du weißt, du kannst kommen, wenn du etwas hast“, ergänzt Ramona Grahl.

Verfestigte Konflikte

Wenn zum Beispiel ein Schüler von einem anderen öfter geschlagen wird und sich einem der beiden Sozialarbeiter anvertraut, wird gemeinsam mit dem Kind überlegt, wie der Konflikt zu lösen ist. „In 90 Prozent der Fälle sind es einfach verfestigte Konflikte“, sagt Seitter. So fungieren Grahl und er in vielen Fällen als Streitschlichter. Aber nicht nur willige Schüler stoßen bei den Schulsozialarbeitern an der Filderschule auf vier offene Ohren.

Das Angebot richtet sich auch an Eltern, die Probleme mit ihrem Kind, anderen Eltern oder Lehrern haben, aber auch Eltern, die sich für die Schule engagieren oder zu Themen wie beispielsweise Sucht, Mediennutzung oder Ausbildung informieren möchten. Außerdem stehen Seitter und Grahl Lehrern mit Rat und Tat zur Seite. „Die Lehrer kommen zum Beispiel zu uns, wenn es um Sozialkompetenztrainings geht“, sagt Grahl.

Gesellschaftliche Kluft im Bezirk

Der Zusammenhalt in den Klassen sei ohnehin ein großes Thema. „Wir haben hier eine ziemliche Einzelkämpfermentalität“, sagt die junge Frau, die seit Oktober 2013 für die Filderschule im Einsatz ist. Den Grund dafür sieht Robin Seitter in der gesellschaftlichen Entwicklung zur „Leistungs- und Konkurrenzgesellschaft“, wie er sagt, und außerdem in der veränderten Familiensituation: „Viele Kinder sind Einzelkinder, oft sind die Eltern geschieden oder haben drei Jobs, um durchzukommen.“ Seine Kollegin nennt eine weitere Problemquelle: „Im Lehrplan ist keine Zeit für Dinge wie Klassenfindung. Wenn die Lehrer den Lehrplan durchziehen, bleibt nicht die Zeit für soziales Lernen. Da kommen am Ende eben Einzelkämpfer dabei raus.“

Charakteristisch für Degerloch ist aus Sicht von Grahl und Seitter auch eine große gesellschaftliche Kluft. „Man merkt hier zwei Extreme“, sagt Seitter. Gemeint sind damit laut Grahl auf der einen Seite die „High Society“ und auf der anderen sozial schwache Familien, die ihr Kind beispielsweise noch nicht einmal auf Klassenfahrt schicken könnten. Dabei bewerten es die Profis in Sachen Gemeinschaftsleben positiv, dass etwa an der Filderschule die Mischung zwischen den Schichten gegeben sei. So gibt es wenigstens die Chance, dass aus Einzelkämpfern Teamspieler werden.

Midnight Basketball

Die Mobile Jugendarbeit richtet am Freitag, 6. Februar, ein Basketball-Turnier aus. Zwischen 18 und 20 Uhr haben alle, die Basketball spielen können, die Gelegenheit, in der Sporthalle der Filderschule, Leinfeldener Straße 61, Körbe zu machen. Wer mitmachen möchte, kann sich bis spätestens Donnerstag, 5. Februar, 17 Uhr, bei Ramona Grahl oder Robin Seitter unter der Telefonnummer 9 07 37 90 anmelden.