Foto: Kiunke

Die vielfältige Landschaft mit Gebirge und Ebenen ist bei Radlern sehr beliebt.

Eigentlich ist Mallorca im Frühjahr das Revier gestählter Waden, die bei Tagesetappen von 200 Kilometern und 1.000 Höhenmetern erst richtig warm laufen. Im rechten Winkel über den Lenker gebeugt, düsen ambitionierte Hobbypedaleure über die Insel. Die vielfältige Landschaft mit Gebirge und Ebenen ist für private Trainingswochen inzwischen sehr beliebt. Zwischen solch gestandenen Sportlern sind wir auf unseren Elektrorädern Exoten. Aufrecht sitzend auf einem breiten Sattel, den wir dank des tiefen Rahmens bequem erreichen, kommen wir nicht gerade sportlich-dynamisch daher.

Was uns nicht juckt, wir sind Freizeitradler, die Freude an der Bewegung haben, die Landschaft genießen und "auch mal einkehren wollen", wie Rentner Klaus freimütig bekennt. Verbale Seitenhiebe aus der Rennradfraktion wie "Körbchenfahrer" oder "Sonntagsradler" lassen uns kalt. Denn schon nach der ersten Probefahrt auf den Leihrädern von Mallorca Sportiv sind wir so begeistert, dass wir bei jeder Rennfahrertruppe, die uns in den kommenden Tagen begegnen wird, still in uns hinein lächeln. Wenn die wüssten...

Unser Dopingmittel steckt nicht in den Waden, sondern sitzt unterm Sattel und surrt leise. Die Wirkung des Elektromotors ist enorm: Aufsitzen, zweimal treten und schon rollt man davon, als schöbe von hinten eine unsichtbare Kraft. Es tritt sich so leicht in die Pedale, als hätten wir unentwegt Rückenwind. So ist es kinderleicht, in flottem Tempo durch die Gärten von Pollença zu radeln, vorbei an feudalen Landhäusern und Wiesen, auf denen weiße Margariten und roter Mohn blühen. Hinter den mit niedrigen Steinmauern gesäumten Sträßchen stehen Feigen- und Mandelbäume, deren Blätter so sattgrün leuchten, als wären sie in Farbe getränkt worden.