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Wer sein Wasser ökologisch erwärmt, bekommt Zuschüsse vom Staat – Hersteller frohlocken.

Stuttgart/Bonn. - Warmes Wasser mit Hilfe der Sonne zu erzeugen, gilt hierzulande als ziemlich exotisch. Um Klimaziele zu erreichen, setzt Deutschland bisher lieber auf die Förderung von teurem Solarstrom. Das soll sich jetzt ändern.

Solar ist nicht gleich Solar: Aufgrund satter Fördersätze packen sich die Deutschen jedes Jahr mehr Fotovoltaikanlagen zur Stromerzeugung auf ihre Dächer und selbst Wiesen und Industriebrachen werden mittlerweile mit den Modulen zugekleistert. Dagegen dümpelt der Bau von Kollektoren, in denen Wasser etwa zum Spülen, duschen oder für die Heizung mit Sonnenkraft erwärmt wird, vor sich hin. Nur 50 000 neue Anlagen wurden in Deutschland im ersten Halbjahr 2012 installiert. Dabei hat die Technologie erhebliche Vorteile. „Die Anlagen sind ausgereift und arbeiten effizient“, sagt Christian Michaelis vom Bund der Energieverbraucher (BdE) in Baden-Württemberg. Um die gesteckten Klimaziele zu erreichen und fossile Brennstoffe zu ersetzen, sei die ökologische Erzeugung von Wärme extrem wichtig.

Nimmt man den Verkehrssektor aus, werden rund drei Viertel der Energie in Deutschland in Gebäuden verbraucht – ein Großteil davon entfällt auf Warmwasserheizungen. „Solarkollektoren haben hier viele Vorteile“, sagt Michaelis.

Unruhige Zeiten für Öko-Heizungsbauer

Dennoch kommt die Branche der solaren Öko-Heizungsbauer seit Jahren nicht so recht auf einen grünen Zweig. Phasen des Booms folgte bisher stets der jähe Absturz. Während sich die Umsätze der meist mittelständischen Hersteller von Solarthermischen Anlagen zwischen 1999 und 2001 mit 500 Millionen Euro nahezu verdoppelten, stürzten sie im darauffolgenden Jahr ab. Genau gleich sah es zwischen 2005 und 2007 aus. Erst ächzten die traditionsreichen Hersteller wie Solvis, Sonnenkraft oder Ritter-Solar aus Dettenhausen unter der schieren Zahl an Neuaufträgen, dann wiederum blieben die Kunden aus.

Im absoluten Boomjahr 2008 explodierten die Umsätze um 100 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Nach Daten des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) installierten sich die Deutschen damals 2,1 Millionen Quadratmeter Solarkollektoren auf ihre Dächer – ein Spitzenwert der seitdem nicht mal mehr im Ansatz erreicht wurde. „Unruhen auf den Rohstoffmärkten sorgten damals bei den Bürgern für Verunsicherung“, sagt Jörg Mayer, Geschäftsführer beim BSW. „Sie suchten nach Heizsystemen, die sie unabhängig vom Öl und Gas machten.“

Tatsächlich ging es damals mit den Ölpreisen steil bergauf. Anfang 2008 kostete das Barrel erstmals in der Geschichte mehr als 100 Dollar. Die Heizölpreise folgten. Eine Solarheizung war eine attraktive Alternative. Als die Finanzkrise auch die Ölpreise wieder auf Talfahrt schickte, überlegten es sich viele aber wieder anders.

Bürger setzten lieber auf Fotovoltaik und sichere Renditen

Auch die Politik schwenkte damals um. Nachdem sie seit dem Jahr 2000 neue Anlagen über das sogenannte Marktanreizprogramm des Bundes (Map) bezuschusst hatte, wurde dieser Kanal im Mai 2010 erst einmal trockengelegt – Förderstopp. Dass der Geldhahn wenig später wieder aufgedreht wurde, interessierte da schon keinen mehr. Wegen der unsteten Rahmenbedingungen hatten selbst ökobewusste Bürger die Faxen dicke. Lieber packten sie sich eine Fotovoltaikanlage aufs Dach – immerhin winken hier über eine Dauer von 20 Jahren fixe Renditen. „Das Hin und Her bei der Förderung von Solarheizungen hat der Branche sehr geschadet“, betont Fachmann Michaelis. Die Politik müsse endlich verlässliche Bedingungen für Investitionen schaffen.

Derzeit sieht es so aus, als ob in der Politik zumindest der Wille vorhanden ist, genau dies zu tun. Von diesem Mittwoch an erhöht der Bund seine Förderung für die Anlagen erheblich. Um bis zu 25 Prozent steigen die Zuschüsse für Eigenheimbesitzer. Für Industriebetriebe, die Prozesswärme aus der Kraft der Sonne gewinnen wollen, sogar noch stärker. Ein Häuslebauer kann so statt 1500 Euro etwa 2000 Euro an Fördergeldern einstreichen. Bei Gesamtanlagenkosten von etwa 10 000 Euro. Insgesamt stehen ab 2013 rund 407 Millionen Euro für den Bereich zur Verfügung.

Auch das grüne Umweltministerium im Land unterstützt die Bundespläne des CDU-Ministers Altmaier. Insbesondere hält man es im Ressort von Franz Untersteller für „sehr wichtig“, dass in Zukunft auch größere Solaranlagen, etwa in Unternehmen, im Map-Programm gefördert werden. Firmen können nun für Anlagen bis zu einer Größe von 1000 Quadratmetern – etwa so viel wie ein Handballfeld – Zuschüsse erhalten.

Politik hofft auf mehr private Investitionen durch gestiegene Förderung

„Die Aufstockung der Mittel ist allgemein überfällig“, sagt auch BdE-Fachmann Michaelis. Wichtig sei nun, Kontinuität in die Förderung zu bringen. Immerhin: Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) misst dem Feld eine „entscheidende Rolle“ zu. Die jetzige Förderung solle die „Grundlage für mehr private Investitionen“ schaffen, sagte der Minister bei der Vorstellung der Pläne.

Vor allem die Ökoverbände haben jetzt Oberwasser. Sowohl die Hersteller von Holzpelletheizungen, aber auch Wärmepumpenbauer hoffen auf bessere Geschäfte. Auch sie profitieren genau wie Solarkollektoren von den steigenden Fördersätzen, da ihre Produkte als Ökoheizungen gelten.