Stark lernbehinderte Schüler müssen in Baden-Württemberg vom neuen Schuljahr an nicht mehr auf eine Sonderschule. Das neue Angebot wird von denen, die bereits auf einer Sonderschule sind, allerdings nur äußerst zögerlich angenommen.
Stuttgart - Von den 52 000 Schülern an Sonder- und Förderschulen werden nach Auskunft des Stuttgarter Kultusministeriums zum kommenden Schuljahr nur „ganz wenige“ auf eine allgemeine Schule wechseln. „Die Bewegung weg von den Sonderschulen ist nicht groß“, sagte Kultusminister Andreas Stoch am Donnerstag. Die Zahl der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf allgemeinen Schulen werde sich nicht erdrutschartig erhöhen.
Der SPD-Politiker sieht allerdings kein Problem darin, dass das Inklusionsgesetz der grün-roten Landesregierung bei denen, die bereits auf einer Sonderschule sind, erst einmal keinen großen Anklang findet. „Nicht die Höhe der Inklusionsquote ist vorrangig, sondern die Qualität des Unterrichts und die Zufriedenheit der Beteiligten.“
Sonderschulpädagogen werden händeringend gesucht
An fünf Modellschulen sowie an den neuen Gemeinschaftsschulen testet das Land die Inklusion bereits seit vier Jahren. Ergebnis: Rund 28 Prozent der lernbehinderten Schüler nutzen die neue Wahlfreiheit und versuchen ihr Glück mit Unterstützung von Sonderpädagogen in sogenannten Inklusionsklassen allgemeiner Schulen. Von den lernbehinderten Kindern, die in den nächsten Wochen neu eingeschult werden, sind es laut Kultusministerium ebenfalls etwa 28 Prozent sein, die das Angebot nutzen.
Laut Bertelsmann-Stiftung ist eine Inklusionsquote von 28 Prozent zu wenig. Der Südwesten hinke damit bundesweit hinterher. Vor allem an Realschulen und Gymnasien gebe es zu wenig Lernbehinderte.
Das Land will für die neue Aufgabe rund 200 neue Lehrer und Sonderschulpädagogen einstellen. Noch aber sind nicht alle Stellen für Sonderschulpädagogen besetzt, weil diese Experten laut Stoch „derzeit so schwer zu finden sind wie Trüffel“.