Die Veranstalter des Rave Electrique Baroque im Ehrenhof des Schloss Ludwigsburg (von links): Nico Oßwald, Marion Pauen und Stefan Pauen Foto: factum/Bach

Hauptsache draußen: In Ludwigsburg treffen sich Freunde elektronischer Beats. Die Premiere 2016 war ein Erfolg. Auch Kritik stößt bei den Veranstaltern nicht auf taube Ohren.

Stuttgart - Aller Anfang ist Leidenschaft. So auch bei Stefan Pauen, seiner Frau und seinem Sohn. „Wir sind alle drei große Fans elektronischer Musik“, schwärmt der Inhaber der Firma Sonar Marketing. „Und als dann zu einer privaten Technoparty eines Freundes 1000 Menschen strömten, kam die Idee, dass wir als Dreiergestirn mehr Gäste stemmen können.“ Damit war 2016 das Electrique Baroque, das erste „Open-Air-Festival für elektronische Tanzmusik“, in Ludwigsburg geboren. Und nun kehrt es zurück: Am 26. August können Raver im Ehrenhof des Residenzschlosses 13 Stunden durchtanzen.

Einen Rave vor einem rund 300 Jahre alten Adelsgemäuer zu veranstalten, das war im vergangenen Jahr neu. Mittlerweile haben sich andere Veranstalter davon inspirieren lassen, wie ein Blick in die Tanzlandschaft zeigt. So gibt es in diesem Jahr einige Burgraves im Land. „Bevor wir das Wagnis eingingen, haben wir erst einmal analysiert“, sagt der Wirtschaftsingenieur, der beruflich Konzepte, Marketing- und Kommunikationsstrategien entwickelt. „Es gab Raves auf der grünen Wiese, im Freibad, auch mal auf Schiffen, aber keine auf Burgen oder in einem Schloss. Doch was ist passender für die Barockstadt?“ Flugs wurde ein Konzept entwickelt und der Schlossverwaltung Ludwigsburg vorgelegt sowie der Ortsverwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten, die das Residenzschloss betreibt. „Sie waren sehr offen, auch die Stadt, die ihre Marke Barockstadt verjüngen wollte.“ Schmunzelnd fügt er hinzu: „Kaum war unser Festival vorbei, gab es weitere Anfragen bei der Schlossverwaltung.“

Architektur soll zum Leben erwachen

Sein Konzept bestand von Anfang an aus drei strategischen Säulen, um sich von anderen Festivals zu unterscheiden. „Eins war das Line-up, also die Künstler und die Reihenfolge, in der sie auftreten. Säule zwei eine Top-Location, das Schloss. Daraus ergab sich Säule drei: die Inszenierungen des barocken Ambiente.“ Also wird es denn auch bei der zweiten Auflage von Electrique Baroque neben der Licht- und Lasershow wieder Mapping-Shows geben, also 3-D-Projektionen auf die Gebäudeflügel des Innenhofs. „Wir erwecken die Architektur zum Leben“, verspricht Pauen. „Passend dazu schreiten Walking Acts, beispielsweise Stelzenläufer, in barocken Kostümen umher, entsprechend ist auch die Dekoration.“

5800 Menschen feierten mit Elektromusik im vergangenen Sommer unter offenem Himmel im Innenhof des Residenzschlosses. So viel erwartet Pauen auch jetzt. Einige Hundert Tickets seien schon in das nahe Ausland verkauft worden. „Dass bei der Premiere so viele kamen, war toll.“ Und es kamen nicht nur Leute Anfang zwanzig. Das Durchschnittsalter liege bei 33 Jahren, sagt Pauen. „Auch einige Besucher über fünfzig waren da – Technofans, die die ersten Raves der 90er Jahre miterlebt hatten.“

Vom Stand in die Bundesliga

Festivals kämen und gingen. Manche fingen mit einigen Hundert Besuchern an, arbeiteten sich über die Jahre zu 25 000 hoch, sagt Pauen. „Wir sind quasi vom Stand in die Bundeslage eingestiegen. Unser Festival soll ein Erlebnis für die Sinne sein – durch die Musik, durch die Inszenierung und Visualisierung sowie das kulinarische Angebot.“ Kam das im vergangenen Jahr etwas zu kurz und wurde von den Gästen moniert – ein Caterer hatte in letzter Minute abgesagt –, sei nun bestens vorgesorgt. „Kritik nehmen wir ernst. Diesmal bieten neun Foodtrucks Speisen aus aller Welt an“, verspricht der 56-Jährige.

Auch in Sachen Sicherheit sei man wieder gut vorbereitet, zumal das Festival 2016 nach den Anschlägen in Nizza, München, und Ansbach stattfand. „Und nun Barcelona!“ Pauen bittet um Verständnis für Taschenkontrollen und eine höhere Polizeipräsenz. Die Beamten seien im vergangenes Jahr von der positiven Atmosphäre angetan gewesen. „Es gab keinen Zwischenfall, alles war Friede, Freude, Eierkuchen.“

Auch das Line-up für 2017 hat das Electrique-Baroque-Team schon früh zu planen begonnen. „Nach dem Festival ist vor dem Festival“, so Pauen. „Auch hier haben wir drei Kategorien, wir unterstützen regionale Künstler wie Henrik Schwarz oder Marius Lehnert, die hier ihre Fanbase haben. Dann nationale Künstler wie Dominik Eulberg, der auch international unterwegs ist. Schließlich internationale Headliner:. Wir sind stolz darauf, dass wir Luciano engagieren konnten.“ Geholfen habe sicher der Premierenerfolg, bei dem auch Fritz Kalkbrenner aufgelegt hatte. „Unsere Philosophie lautet: Besucher sind Gäste, die ein unvergessliches Erlebnis haben sollen, die tollste Party des Jahres!“