Farbenprächtig sollen die Feuerwerke sein, aber auch genau zur Musik passen. Foto: Rudel

Das Feuerwerksfestival „Flammende Sterne“ belebt das ehemalige Gartenschaugelände in Ostfildern. Beim Wettstreit der Pyrotechniker gibt es in diesem Jahr einen klaren Favoriten.

Ostfildern - Ursprünglich ist Jürgen Wünsche Journalist und hat für die „Filderzeitung“ über das lokale Geschehen in Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt berichtet. Dass Wünsche selbst seit mittlerweile 15 Jahren alljährlich im benachbarten Ostfildern zum Objekt der Berichterstattung wird, hat viel mit der Internationalen Gartenausstellung (Iga) in Stuttgart 1993 zu tun. Zugegeben, das klingt alles etwas verwirrend. Aber Ende der 1980er Jahre hat sich der heute 59-jährige Wünsche neu orientiert und als Pressesprecher der Iga angeheuert. Im Rahmen des großen Gartenfests organisierte er damals zusammen mit den Pyrotechnikern Matthias Lünig und Joachim Berner ein chinesisches Feuerwerk. Mehr als 60 000 Menschen stürmten das Iga-Gelände und trugen so zum besten Tagesbesuch des Großereignisses bei.

Zehn Jahre nach einem geeigneten Standort gesucht

„Schon damals haben wir die Idee eines Feuerwerkwettbewerbs entwickelt“, erinnert sich Wünsche. Doch vergeblich suchten Wünsche, der sich mittlerweile mit einer PR-Agentur selbstständig gemacht hatte, Lünig und Berner nach einem geeigneten Ort für ein solches Spektakel. Der Killesberg war durch das Lichterfest schon belegt, dem Cannstatter Wasen fehlte das gewisse Etwas für ein solches Spektakel.

Der Durchbruch kam dann fast zehn Jahre später: Bei der Landesgartenschau in Ostfildern hatten Wünsche und Lünig auf der riesigen Grünflüche im Stadtteil Scharnhauser Park wieder ein Feuerwerk organisiert – mit ähnlich großem Erfolg. „Nach Ende der Landesgartenschau ist der damalige Ostfilderner Oberbürgermeister Herbert Rösch auf uns zugekommen und hat uns gefragt, ob wir eine Idee hätten, wie man das Gartenschaugelände nachhaltig nutzen kann“, erzählt Wünsche. Das war die Geburtsstunde der Flammenden Sterne.

Bei der 15. Ausgabe in diesem Jahr werden wieder Zigtausende Besucher in den Ostfilderner Vorzeigestadtteil pilgern, um vom Freitag, 18. August, bis zum Sonntag, 20. August, eines der drei Feuerwerke aus Mexiko, Deutschland und Australien zu sehen – und darüber hinaus einen gemütlichen Abend auf dem Festivalgelände zu verbringen. Dass am Ende auch noch der beste Pyrotechniker von einer Jury und dem Publikum gekürt wird und die Veranstaltung damit quasi einen sportlichen Charakter bekommt, macht den ganz besonderen Reiz der Flammenden Sterne aus. Ganz reibungslos ist der Auftakt 2003 nicht gewesen. Mit Schrecken erinnert sich Jürgen Wünsche noch an den damaligen Samstag. „Wir hatten insgesamt mit 30 000 Besuchern an allen drei Tagen gerechnet und bewusst darauf gesetzt, am Samstag mit dem chinesischen Feuerwerk die meisten Leute anziehen zu können“, erzählt Wünsche. Was dann jedoch passierte, ist für ihn auch heute noch kaum nachvollziehbar: „Am Samstag sind wir ganz einfach überrannt worden. Die Leute waren offenbar süchtig nach Feuerwerk.“ Genaue Zahlen kennt auch er nicht. Aber statt der erwarteten 15 000 Besucher seien es mindestens 50 000 Menschen gewesen, die das Feuerwerk hätten sehen wollen.

Die Leute waren süchtig nach Feuerwerk

Das hatte chaotische Folgen. Vor den lediglich vier Kassenstationen drängten sich die Menschenmassen. Die sechs Bewirtungsstationen auf dem Gelände konnten nicht einmal annähernd die Nachfrage befriedigen, und als es auf den geplanten Beginn des Feuerwerks zuging, sahen die mit fünf Zweierstreifen vertretene Polizei und der Veranstalter keine andere Möglichkeit, als die Tore zu öffnen. „Gott sei Dank ist damals alles glimpflich abgelaufen“, sagt Jürgen Wünsche heute. Denn sonst wären die Flammenden Sterne schon längst wieder Geschichte.

Aus den Fehlern und Blauäugigkeiten des ersten Jahres haben Wünsche und sein Team ganz schnell gelernt. Mittlerweile gibt es 22 Kassenhäuser rund um das Gelände und 48 Versorgungsstationen auf dem Festivalplatz. Und das Thema Sicherheit wird bei den Flammenden Sternen ganz großgeschrieben. „Jedes Jahr muss man die Situation neu bewerten und darüber nachdenken, wie man auf potenzielle Gefährdungsszenarien reagiert“, sagt Wünsche. War in den Vorjahren das Verhalten bei Unwettern ein Thema, so ist es diese Mal die Terrorgefahr. „Wir werden die Durchgangsstraßen so verändern, dass nichts passieren kann“, sagt Wünsche.

Dabei gehe es gar nicht einmal um eine reelle Gefahr: „Die Menschen, die zu uns kommen, wollen einfach sehen, dass wir uns um das Thema kümmern.“ Schon lange vorbei seien Zeiten, in denen Polizisten, die bei einem solchen Festival Streife gelaufen sind, von den Gästen schräg angeschaut wurden. Jürgen Wünsche: „Wir hören immer wieder von den Beamten, dass sie darauf angesprochen werden, dass es gut ist, dass sie Präsenz zeigen.“ Wünsche: „Es ist ganz wichtig für solche Großveranstaltungen, dass sich die Menschen sicher fühlen.“