Deutlich weniger Besucher versammeln sich angesichts des herbstlichen Wetters im Rathaus-Innenhof. Foto: Patricia Sigerist

Noch nie gab es so wenige Besucher beim Sommernachts-Open-Air-Kino im Rathaus-Innenhof. Bei den Temperaturen blieben die Filmfans lieber auf dem Sofa.

Die zwei Damen sehen aus wie überdimensionierte Glaskugeln. Sie haben sich viele Meter Abdeckfolie aus dem Baumarkt um den Leib gewickelt. „Das hält warm und trocken“, sagen sie zu ihrem futuristisch anmutenden Outfit. „Hätten wir nicht schon Karten gekauft gehabt, wären wir sicher nicht gekommen“, sagt das gut beschirmte Ehepaar auf den Stühlen daneben.

Die Abschlussvorstellung des Sommernachts-Open-Air-Kinos im Rathausinnenhof macht Melanie Hoffmann vom Verein Kino-Kult so wenig Freude, wie die gesamte Film-Woche: „Es war das am schlechtesten besuchte Fellbacher Open-Air-Kino aller Zeiten.“ Das Wetter habe einfach nicht mitgespielt, bei herbstlichen Temperaturen blieb das Publikum lieber auf dem heimischen Sofa sitzen. 280 Karten wurden im Vorverkauf für „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg“ verkauft, und kaum ein Spontanbesucher erhöhte die Zuschauerzahl beim letzten Kino-Abend unter freiem Himmel.

Die Filme blieben insgesamt deutlich unter den Erwartungen

Andere Filme liefen vor noch weniger Publikum. Rund 100 Zuschauer lockte am Mittwoch „Die zwei Gesichter des Januars“, viel mehr waren es auch nicht bei „Lunchbox“, der von vielen Besuchern sehr gelobt wurde, wie Melanie Hoffmann berichtet. „Blue Jasmine“ hatte sogar nur zweistellige Besucherzahlen, der Familienfilm „Drachenzähmen leicht gemacht“ blieb „unter den Erwartungen“ und selbst zum Film-Renner „Fack Ju Göthe“ kamen nur 400 Zuschauer.

Der einzige ausverkaufte Film, bei dem sogar noch viele Kinofreunde nach Hause geschickt werden mussten, war „Monsieur Claude und seine Töchter“ am Freitagabend. Kamen im vergangenen Jahr rund 4000 Besucher zum Sommernachtskino, waren es in diesem Jahr gerade mal halb so viele. Nicole Jechalik vom Bistro M-Fünf, für die Bewirtung der Kinogäste zuständig, sieht nicht das Wetter als Hauptschuldigen für die miese Bilanz, sondern die Auswahl der Filme: „Den Leuten hat einfach das Programm in diesem Jahr nicht gefallen“, ist sie überzeugt. Ihre Umsätze waren entsprechend mau. Jechalik kam auf die Idee, Glühwein anzubieten: „Am Montag habe ich zehn Liter verkauft“.

Einige Menschen trotzen dem herbstlichen Wetter mit cleveren Ideen

Zum Glück gibt es Menschen, die den Unbilden des Lebens und vor allem des Wetters mit viel Humor trotzen. „Ich bin zum ersten Mal beim Open-Air-Kino und dann ist gleich so ein Wetter – das ist für mich Abenteuer pur“, sagt Heike Unbehaun und strahlt unterm Regencape hervor. Auch Hannelore Runge und ihre Schwester aus Hildesheim sind bestens ausgestattet: Die Füße stecken in Müllsäcken, ein weiträumiges Regencape fällt über den Anorak. „Ich bin normalerweise in dieser Zeit drei Wochen auf Borkum, da lernt man, sich wettergerecht zu kleiden“, sagt sie. Viele Zuschauer sind sehr gespannt auf den Film „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg“, weil sie bereits den zugrunde liegenden Bestseller von Jonas Jonasson kennen. „Mich interessiert, wie sie die skurrile Handlung umgesetzt haben“, sagt Katharina Hipold.

Wie im nächsten Jahr das 25. Fellbacher Sommernachts-Open-Air-Kino gestalten werden soll, weiß Melanie Hoffmann noch nicht: „Ich habe ja noch 50 Wochen Zeit, mir darüber Gedanken zu machen“, sagt sie. Eines ist aber schon sicher: Es wird ein neues Plakat mit einem anderen Motiv geben.