Sarah Murphy Foto: Lars F. Menzel

Beim Stuttgarter Solo-Tanz-Festival gab es einen Dreifach-Triumph für die Tänzerin Sarah Murphy und den Choreografen Joeri Dubbe

Das 20. Internationale Solo-Tanz-Theater-Festival Stuttgart als Plattform des jungen zeitgenössischen Tanzes ist am Sonntag zu Ende gegangen. Überglücklich nahmen die Tänzerin Sarah Murphy aus Kanada und der Choreograf Joeri Dubbe aus den Niederlanden gleich drei Preise entgegen.

Sarah Murphys mit dem ersten. Preis Tanz (3500 Euro) ausgezeichnetes Solo „Entfant“ hatte die Jury durch die enorme Bühnenpräsenz der Tänzerin beeindruckt. In einer „einzigartigen Mischung von Ausdruck, Theatralik und Technik“ habe sie die Choreografie des Niederländers Joeri Dubbe umgesetzt. Dubbe wiederum erhielt für „Entfant“ den 1. Preis Choreografie (3500 Euro) für „eine enorme Spannweite an Bewegungen, Mimik und dem tiefgreifenden Übergang in einen poetischen und lebendigen Raum“.

Tanz über das Kindsein

Mit festgezurrtem Haarschopf und kirschroten Lippen, den Blick wechselnd zwischen selbstvergessen und ängstlich irritiert, hatte Sarah Murphy mit der Ausdruckskraft ihres Körpers von den bedrängenden Einflüssen der Außenwelt auf das Kindsein erzählt. Die Kanadierin konnte für ihre Performances auch den „Videodance Prize“ entgegennehmen.

Acht Finalisten erlebten die begeisterten Zuschauer am Sonntagabend und kürten – wie schon in der ersten Vorrunde – den Wettbewerbsbeitrag „Dominique“ von Maciej Kuzminski (Choreografie) und Dominik Wiecek (Tanz) zum Publikumsliebling. Die beiden Künstler aus Polen konnten sowohl den Public’s First Prize (500 Euro) wie auch den Public’s Final Prize (500 Euro) mit nach Hause nehmen. „Dominique“ war eines der wenigen Soli, das trotz ernster Thematik – die Fragilität von Identität – mit dem Humor spielte.

Jury lobt „Kreativität und positive Energie“

Des Menschen Leben von Anbeginn („Entfant“) bis zu seinem Ende und dem, was im Ringen dazwischen liegt, beschäftigt die jungen Choreografen und Tänzer. In „Withering“ näherte sich Fernando Troya der letzten Phase eines alten Menschen. Für die „Energie, die starken Bewegungen und die Verbindung zwischen Raum, Selbstbewusstsein und Sensibilität“, mit der der Spanier das Thema Demenz auf die Bühne brachte, zeichnete ihn die Jury mit dem zweiten Preis Tanz (2500 Euro) aus. Der Belgier Louis Thuriot nahm für seine von ihm interpretierte Choreografie „Balance“ den zweiten Preis Choreografie (2500 Euro) entgegen.

Die Jury, der im Jubiläumsjahr des Festivals Helena Waldmann, Cristina Castro, Marco Goecke, Itzik Galili und Samuel Wusten angehörten, war „beeindruckt von der Kreativität, Sensibilität und positiven Energie“, die in der Choreografie „Balance“ verwirklicht worden war. Mit unglaublicher Intensität hatte Ravid Abarbanel beim Finale die Bühne besetzt. Die Jury urteilte über die Stressbewältigung-Choreografie „Underneath“ der Israelin, dass sie „perfekt umgesetzt, elegant getanzt und vor allem sehr berührend“ gewesen sei. Ravid Abarbanel nahm den dritten Preis Choreografie (1500 Euro) entgegen.

Die Stadt Stuttgart ist bei der Finanzierung wieder dabei

Mit „What about Dante“ brachte Mounir Ali eine Choreografie nach Stuttgart, in der sich Mystik (Sufi-Elemente), Philosophie (Auseinandersetzung mit Dantes „Himmel und Hölle“) und Modern Dance mischten. Die Jury nannte die Performances und den Gesang des Ägypters „stark und sehr ehrlich“ und zeichnete Mounir Ali mit dem driten Preis Tanz (1500 Euro) aus. Die Preisträger werden bei der „Gala der Preisträger des 20. Internationalen Solo-Tanz-Theater-Festivals Stuttgart“ am 11. und 12. November erneut zu Gast im Treffpunkt Rotebühlplatz sein.

Marcelo Santos, der das Festival vor 20 Jahren initiiert hat, ist froh, dass die Stadt Stuttgart sich bei der Finanzierung des Wettbewerbs wieder beteiligt. Dass das Festival in den letzten fünf Jahren überhaupt weiterleben konnte, hatten Veranstalter, Künstler und Publikum der Tanja-Liedke-Stiftung zu verdanken.

www.solo-tanz-theater.de