Ein 59-Jähriger muss sich vor Gericht verantworten, weil er seinen Sohn erstochen und seine Stieftochter schwer verletzt haben soll Foto: dpa

Im Prozess gegen einen 59-Jährigen aus Leinfelden-Echterdingen, der seinen Sohn erstochen haben soll, sagten vor Gericht am zweiten Verhandlungstag eine Rechtsmedizinerin und Polizeibeamte aus.

Stuttgart - Der 25-Jährige hat keine Chance gehabt, den Messerangriff seines Vaters zu überleben. Laut einem Gutachten einer Gerichtsmedizinerin muss der 59-jährige Angeklagte aus Leinfelden-Echterdingen am Abend des 18. Mai 2014 die Klinge „in einer ausholenden Bewegung mit extremer Wucht“ in die Brust seines Sohnes gerammt und dabei dessen Herz durchstoßen haben. Innerhalb kürzester Zeit verblutete das Opfer, so die Sachverständige am zweiten Verhandlungstag vor der 9. Schwurgerichtskammer des Landgerichts Stuttgart.

Dort wird gegen den 59-Jährigen wegen Totschlags, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung verhandelt. Der Inhaber eines Pizzaservices soll im Streit seinen Sohn erstochen und danach versucht haben, seine ihm zutiefst verhasste Schwiegertochter ebenfalls zu töten. Nur dank einer Notoperation überlebte die heute 26-Jährige. Der Gutachterin zufolge soll der Mann der Ehefrau seines Sohnes mindestens 18 tiefer gehende Stiche zugefügt haben. Bei einem Stich in den Rücken brach die Klinge ab, die Spitze blieb in einem Brustwirbel stecken. Es sei „reiner Zufall“, dass die junge Frau überlebt habe.

Nach der Tat soll es der 59-Jährige selbst gewesen sein, der die Polizei rief. Eine Beamtin erinnert sich, er habe vor dem Haus gewartet, habe ihr und ihrer Kollegin die überkreuzten Arme mit den Worten entgegengestreckt: „Nehmen Sie mich fest, ich habe meinen Sohn und meine Schwiegertochter mit dem Messer getötet.“

In dem Gebäude, in dem sich der Pizzaservice sowie zwei darüber liegende, von der Familie bewohnte Stockwerke befanden, sei die Stimmung „aufgewühlt und laut“ gewesen, beschreibt die 35-jährige Polizeibeamtin die Situation. Eine Tochter und die Frau des Angeklagten sowie die lebensgefährlich verletzte Schwiegertochter hätten sich weinend und schreiend im Treppenhaus befunden. Vor ihnen sei der 25-Jährige in einer Blutlache gelegen. Der Angeklagte sei „erstaunlich ruhig“ gewesen.

Ein Polizeibeamter, der den mutmaßlichen Täter zum Revier fuhr, war gar „entsetzt“, wie emotionslos er über die Tat gesprochen habe. Dass sein Sohn nun tot sei, sei „sehr schade“, habe der Mann ihm gegenüber erklärt. Der 25-Jährige sei „eigentlich ein guter Junge“. Böse sei die Schwiegertochter, „es wäre besser, sie wäre tot“, habe der 59-Jährige auf dem Weg zur Zelle erklärt. Sie habe unter anderem mit seinem Sohn einen Kiosk gekauft, den sie gemeinsam haben betreiben wollen. Dadurch sah der Angeklagte offenbar die Nachfolge für den von ihm aufgebauten Pizzaservice in Gefahr. Die Verhandlung wird fortgesetzt.