So bunt ist Stuttgart! Foto: Yann Lange

Vielfalt statt Einfalt: In dieser Stadt leben Stuttgarter aus aller Welt. Hier erzählen sie ihre Allerwelts- und Alltagsgeschichten.

Stuttgart - Am vergangenen Samstag wurde an dieser Stelle über die Frage diskutiert, ob es dem einen oder anderen schon einmal so gegangen ist,dass er in der Unterhaltung mit jemandem, der nur schlecht Deutsch spricht, selbst angefangen hat, schlechtes Deutsch zu sprechen. Anlass für diese Problematik war ein Interview mit der Grünen-Politikerin Claudia Roth, das im Internet auf der Plattform You Tube nachzuhören ist (www.youtube.com/watch?v=UpAUQY4Wwlo). Darin sagt sie Sätze wie: „Ich mache seit 20 Jahren Türkei-Politik. Das ist viele Jahre.“

Anna Ioannidou schreibt dazu in der Facebook-Gruppe „So ist S!“: „Ich bin über Claudia Roths Interview maßlos entsetzt! Sie hält den Journalisten oder die Zuschauer des Senders für intellektuell minderbemittelt! Plemplem oder was? Im Übrigen dachte ich, dass das Gebrochen-Deutsch-Reden, damit es der Gastarbeiter auch versteht, in den Siebzigern und Achtzigern war! Mir fällt dazu eine Geschichte mit meinem Vater ein aus den Siebzigern, der mir eines Tages ganz stolz einen deutschen Satz sagte. Ich korrigierte ihn, weil es ‚Gebrochen-Deutsch‘ war. Er sagte jedoch, dass es nicht sein könne, denn schließlich habe ihm sein deutscher Kollege den Satz so gesagt. Also musste ich meinen Vater aufklären, dass manche Mitbürger es übertrieben gut meinen und deshalb ihr sprachliches Niveau gegen null fahren würden. Ich riet meinem Vater damals, mit seinem Kollegen zu reden und ihn zu bitten, dass er normales Deutsch mit ihm spricht, damit er die deutsche Sprache auch richtig lernen könne! Aus diesem Grund rede ich bewusst grammatikalisch korrektes Deutsch, wenn jemand nicht so gut Deutsch spricht. Ich versuche jedoch, einfachere Wörter zu verwenden. Mein 36-jähriger Neffe Niko, der in Stuttgart geboren wurde, erzählte mir vor ein paar Tagen, dass er sich an den Vater eines deutschen Mitschülers aus der Grundschule erinnern könne und immer noch loslachen muss, weil dieser ihn beim ersten Besuch ganz langsam, schleppend und laut fragte ‚Du ver- ste - hen Deu - tsch?‘. Mein Neffe meint, dass der Vater seines Freundes offensichtlich alle Ausländer entweder für schwerhörig oder für intellektuell minderbemittelt halte, jedoch hätte er es überhaupt nicht böse gemeint. Böse ist, wer Böses denkt! Gelt, Frau Roth!?“

Francesca Giamboni schreibt: „Wer gebrochenes Deutsch spricht, versucht in der Regel zu helfen. Manche drücken sich dabei bloß weniger ausgewählt aus, andere sprechen nur mit Infinitiven. In beiden Fällen geht es um den unaufgeforderten Versuch zu helfen, der erfolgt, indem man andere von der Hochsprache ausschließt. Die Absicht ist zwar wohlwollend, das kann aber zur Folge haben, dass sich der andere bevormundet fühlt. Mein Aufruf geht aber an dieser Stelle an die Nicht-Muttersprachler – und nur an sie, weil die anderen vielleicht nicht zu viel Ahnung von dem haben, was sie mit ihrem gebrochenen Deutsch verursachen: Ihr solltet euch wehren und das Schwert des Humors schwingen! Ihr solltet euch Sätze überlegen und sie fallen lassen, wenn mit euch so geredet wird! Ich zumindest versuche es.“

Wie mache ich mit: Die Facebook-Gruppe „So ist S!“ ist unter www.stn.de/soists erreichbar. Mail an: flair@stn.zgs.de, Brief an Stuttgarter Nachrichten, Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart.