Für ein Selfie müsste das US-Topmodel Tyra Banks nicht zum neusten Smartphone greifen: Besser als ihre Vorgänger sind nämlich die neusten Edelphones oft nicht, sagt Stiftung Warentest Foto: Invision

Mit interaktiver Grafik - Es gibt zwar technische Verbesserungen bei Smartphones, aber die Schritte werden kleiner. Häufig werden für schöneres Design auch gute Eigenschaften geopfert, warnt die Stiftung Warentest. Sie hat vier Modelle mit ihren Vorgängern verglichen.

Berlin - Wenn ein neues Smartphone auf den Markt kommt, sieht die vorige Version auf einmal ganz schön alt aus. Doch der erste Blick täuscht oft, wie die Stiftung Warentest in ihrem aktuellen Heft „Test“ (8/2015) nun bestätigt. Bei ihrem Test von 17 Smartphones, die derzeit neu auf dem Markt sind, hat sie vier Modelle mit deren jeweiligen Vorgängern verglichen. Das Fazit der Warentester: „Besser als ihre Vorgänger sind die Edelphones oft nicht!“

Das soll nicht heißen, dass die Hersteller ihre alten Handys in neuen Hüllen präsentieren – nur um mehr Gewinne einzufahren. So gibt es bei einigen Modellen durchaus leichte Verbesserungen – etwa bei der Telefonfunktion bis hin zum Display, bestätigt Dirk Lorenz von der Stiftung Warentest. Fortschritte gab es vor allem bei den Kameras der teuren Smartphones, die sich mit jedem neuen Modell mehr und mehr der Qualität von Kompaktkameras annähern. So liefert auch das Modell G 4 des Herstellers LG mit der Kamera mit 16 Megapixeln bessere Bilder als sein Vorgänger G 3. Auch die Videoqualität wurde von den Warentestern mit der Note „gut“ bewertet.

Beim Akku hapert es beim Samsung Galaxy S6 mehr als bei seinem Vorgänger

Häufig jedoch wurden diese Verbesserungen durch Verschlechterungen an anderer Stelle wieder zunichtegemacht, warnt Warentester Lorenz. So sieht das Samsung S 6 mit dem Gehäuse aus Metall und Glas wirklich edler aus als das S 5, das noch von einer Kunststoffhülle ummantelt ist. Doch aufgrund ebendieses Gehäuses lässt sich nun der Akku nicht mehr wechseln. Lange war das ein Vorteil der Samsung-Geräte im Vergleich zu vielen Konkurrenten, sagen die Warentester. Jetzt müssen auch Samsung-Nutzer künftig bei Akku-Problemen ihr Gerät zum Service geben – eine hübsche Einnahmequelle.

Und gerade beim Akku hapert es beim S 6 deutlich öfter als beim S 5: Beim Dauertelefonieren im UMTS-Netz hält er sechs Stunden weniger durch. Auch die Netzempfindlichkeit bei schwachen Netzen nimmt bei den neuen Modellen offensichtlich zu: Es kommt zu Gesprächsabbrüchen und Störungen. Das fiel den Testern insbesondere beim Modell M 8 des Herstellers HTC und beim Moto G von Motorola auf.

Auch neue Betriebssysteme haben ihre Schwächen

Solche Dinge sollten bedacht werden, wenn man sich ein neues Handy kauft. Denn meist haben die Bundesbürger dieses im Schnitt die nächsten ein, zwei Jahre auch – wie eine Umfrage des Umweltbundesamts ergab. Spätestens dann hat bei den meisten Modellen aber der Akku ausgedient. „Und auch das Betriebssystem wird nach diesem Zeitraum nicht unbedingt mehr automatisch aktualisiert“, sagt Dirk Lorenz von der Stiftung Warentest. Die Apps laufen nicht mehr richtig, obendrein werden anfallende Sicherheitslücken nicht mehr geschlossen.

Doch auch neue Betriebssysteme haben ihre Schwächen, wie die Stiftung Warentest herausgefunden hat – und zwar bei dem System für Android-Handys von Google. Die Version 5 trägt den Beinamen Lollipop. Die Vorteile sind vor allem im frischeren Design und der standardmäßigen Verschlüsselung der Daten zu sehen. Für gut befunden wurde auch, dass der Nutzer seine Benachrichtigungen individueller einstellen kann. Allerdings konnte die Stiftung Warentest die vom Hersteller versprochene und groß beworbene Energieeffizienz nicht bestätigen. „Hier kann man sich fragen, ob die System-Änderung im Vergleich zum Vorgänger den höheren Anschaffungspreis für das neue Modell rechtfertigt“, sagt Lorenz.

Den gesamten Smartphone-Test sowie weitere Infos gibt es in der Zeitschrift „Test“ der Stiftung Warentest (8/2015),im Netz: www.test.de.

Interaktive Grafik: Diese Komponenten stecken im Smartphone