Mit dem Tablet lässt sich das Smart Home steuern – zum Beispiel die Heizung Foto: fotolia

Das vernetzte Heim soll zum Milliarden-Markt werden. Nur: Aufwand und Kosten schrecken viele Deutsche ab. Sie sorgen sich auch um die Sicherheit.

Stuttgart - IT-Unternehmen, Handwerker, Haushaltsgerätehersteller und Energieversorger eint zurzeit eins: Sie wollen das Geschäft mit dem vernetzten Zuhause voranbringen. „Smart Home“ oder „Connected Home“ wird es auch genannt und soll sich zum Milliarden-Markt entwickeln. Dabei werden Geräte untereinander und mit dem Internet verbunden. Mit dem Smartphone lässt sich zum Beispiel von unterwegs die Heizung steuern, der Fernseher-Ton wird auf der Musikanlage abgespielt, das Licht schaltet sich automatisch aus und ein. Nur: Jedem zweiten Deutschen sind Begriffe wie „Smart Home“ oder „Heimvernetzung“ bisher unbekannt. Das ergibt eine repräsentative Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom mit den Marktforschern von Aris. 1000 Personen ab 14 Jahren wurden dazu befragt.

Wer sein Zuhause bereits vernetzt hat, möchte darauf nicht mehr verzichten: 80 Prozent der Befragten bejahen das. Allerdings gibt es unter den Befragten auch viele Skeptiker: Ihnen ist ein Smart Home zu aufwendig und teuer und die Bedienung zu kompliziert. Viele sorgen sich auch um ihre Privatsphäre und fürchten Hacker-Attacken – schließlich sind die Geräte vom Internet aus angreifbar. Bitkom-Experte Christian P. Illek widerspricht: „Die Wahrnehmung ist nicht durch die Realität gestützt. Es gibt immer noch Leute, die glauben, dass man Wände verrücken oder Wände aufschlitzen muss.“ Mit einem Smart Home spare man auch Energiekosten, außerdem gebe es einfache Lösungen für einige Hundert Euro zu kaufen.

Illek räumt aber auch ein, dass die Anbieter viel mehr aufklären müssten, auch wie und wo die Daten der Verbraucher gespeichert und geschützt werden. „Und sie müssen auch sagen, an wen sich die Verbraucher wenden müssen.“ Zurzeit fragen Interessenten vor allem bei Spezialanbietern, Elektrikern und Elektrohandwerkern nach. Aber sind Händler und Handwerker auf dem neuesten technischen Stand, die Kunden detailliert beraten zu können? Das könne man nicht pauschalisieren, meint Illek. „Wenn die Handwerker und Händler eine Nachfrage sehen, dann werden sie auch entsprechend schulen.“

Doch es gibt auch ermutigende Zeichen. Fast drei Viertel der Befragten glauben, dass das vernetzte Zuhause spätestens in fünf bis zehn Jahren Alltag geworden ist. Rund zehn Millionen Bundesbürger nutzen zumindest einzelne Anwendungen eines Smart Homes. Sie steuern zum Beispiel ein Hausgerät fern oder erhalten eine Warnung auf ihr Handy, wenn der Herd angeschaltet bleibt. Etliche wollen in Zukunft programmierbare Rollläden, Thermostate und Leuchten kaufen. Bei älteren und kranken Menschen sind Assistenzsysteme gefragt, die ihnen den Alltag in ihrer Wohnung erleichtern.

Bitkom schätzt, dass die Zahl der vernetzten Haushalte von derzeit rund 380 000 bis zum Jahr 2019 auf rund eine Million steigen könnte. Die hohe Zahl der Mietwohnungen stünde mehr Wachstum im Wege. Denn noch sind es die Wohneigentümer, die ihr Zuhause ans Internet anschließen. Denn auch wenn es günstige Einsteigerpakete gebe: Wer alles vernetze, müsse für sein neues Smart Home rund zehn Prozent des Kaufpreises investieren.

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