Friedhild M. sorgte einst für Schlagzeilen – jetzt steht sie vor Gericht Foto: dpa

2011 hatte Friedhild Fridi M. europaweit für Schlagzeilen gesorgt, nachdem sie bei Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“ gewonnen hatte. Jetzt steht sie zum zweiten Mal vor Gericht.

Stuttgart/Sindelfingen - Friedhild M. gegen den Rest der Welt, mindestens aber gegen den Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer, gegen die Polizei, die Justiz, das Regierungspräsidium – die Liste ließe sich fortführen. Die 45-jährige Sindelfingerin, die 2011 bundes-, ja europaweit für Schlagzeilen gesorgt hatte, kämpft einen einsamen Kampf. Jetzt auch vor dem Landgericht Stuttgart, wo Friedhild M., die sich selbst Fridi nennt, gegen ein Urteil des Amtsgerichts Böblingen kämpft.

Im Januar dieses Jahres war die resolute Fridi M. wegen Beleidigung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte zu 900 Euro Strafe verurteilt worden. Fridi hatte, wie selbst einräumt, im Mai und im Juni 2014 den Sindelfinger OB Bernd Vöhringer mit wüsten Verbalattacken eingedeckt – öffentlich und zum Teil weit unter Gürtellinie. Zudem sei der OB korrupt und habe das Kommunalwahlergebnis 2014 manipuliert.

Fridi M. war im vorigen Jahr mit ihrer Wählervereinigung angetreten. Sie wollte Oberbürgermeisterin werden, Vöhringer regelrecht „aus dem Amt jagen“, so Fridi M. Ihre Wählervereinigung ging sang- und klanglos unter, die 45-Jährige focht das Wahlergebnis vor dem Verwaltungsgericht an. Es könne nicht sein, dass sie so wenige Stimmen erhalten habe. Schließlich sei sie eine bekannte Persönlichkeit, viel bekannter als OB Vöhringer.

Damit hat die Mutter einer Tochter durchaus recht. 2011 saß sie Günther Jauch bei „Wer wird Millionär?“ gegenüber und erspielte sich 32 000 Euro. Tags darauf warf ihr Chef sie per SMS raus. Sie brauche das Geld jetzt ja nicht mehr so dringend. Diese Geschichte sauste in ganz Europa durch die Presse – Fridi M. war berühmt. Mehr oder weniger jedenfalls.

Dann also wollte sie OB in Sindelfingen werden. „Um mehr für Kinder zu tun“, wie sie sagte. Das ging schief. Im August 2014 erstattete OB Vöhringer schließlich Anzeige gegen die 45-Jährige wegen Beleidigung.

Der zweite Anklagepunkt datiert vom Februar 2014. Damals hielt sich Fridi M. wie so oft in der Mineraltherme Böblingen auf. Es kam zum Streit mit einem Schwimmmeister, die Polizei rückte an und fixierte die offenbar renitente 45-Jährige. Fridi M. bekam Hausverbot.

„Dieser Vorfall war fingiert“, sagt die Angeklagte vor der 33. Berufungskammer des Landgerichts. Der Schwimmmeister, der Oberbürgermeister, die Polizisten und das Jugendamt hätten eine „kriminelle Vereinigung“ gebildet, um ihr die Tochter wegnehmen zu können. „Splitternackt“ sei sie in Handschließen vor den Augen aller aus dem Saunabereich abgeführt worden.

Tatsächlich befindet sich Fridi M. seit geraumer Zeit im Clinch mit ihrem Ex-Mann und dem Jugendamt um die heute neunjährige Tochter. Sie sieht eine „große Verschwörung“ gegen sich und erstattet eine Anzeige nach der anderen. „Und zwar so lange, bis die Wahrheit ans Licht kommt“, sagt Fridi M. Man fädele Intrigen gegen sie ein, weil sie den OB habe ablösen wollen, ist sich die 45-Jährige sicher.

Am Ende reduziert die Strafkammer das Urteil des Amtsgerichts von 90 auf 50 Tagessätze à 10 Euro. Damit wird es aller Wahrscheinlichkeit nicht sein Bewenden haben. „Sie werden irgendwann einsehen, dass ich recht habe. Ich mache weiter“, so die 45-Jährige zur Vorsitzenden Richterin. Der Kampf der Fridi M. ist wohl noch nicht zu Ende.