Ulrike Brennscheidt hat die Stele „Aufrecht“ 1991 geschaffen. Foto: privat

Die Schönberger Künstlerin Ulrike Brennscheidt hat 1991 zwei Sandsteine zu einer Skulptur werden lassen. „Aufrecht“ hat sie sie genannt. Nun steht das Kunstwerk hinter der Versöhnungskirche auf der Waldau und ist offen für Interpretationen.

Degerloch/Schönberg - Aufrecht. Mit diesem Adjektiv hat Ulrike Brennscheidt ihre Skulptur betitelt. Doch ansonsten möchte die Künstlerin aus Schönberg den Rezipienten nicht vorschreiben, was sie in der Stele zu sehen haben, die seit Kurzem hinter der Versöhnungskirche auf der Waldau steht. Wer dennoch einen Interpretationsimpuls braucht, kann ihn sich am Sonntag, 18. Oktober, holen, wenn das Kunstwerk im Gottesdienst vorgestellt wird.

Die Stele ist 1991 während eines Bildhauersymposions im Krumbachtal entstanden. Die in Freiburg geborene Ulrike Brennscheidt studierte damals Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Das Symposion wurde in einem Steinbruch abgehalten, in dem, wie Brennscheidt erzählt, noch bis zum Beginn des vergangenen Jahrhunderts Sandstein auch für Häuser im Stuttgarter Westen abgebaut worden war. „Ich bin dann da zwischen den vielen Steinen herumgegangen, und aus einem inneren Prozess heraus habe ich diese beiden ausgewählt“, sagt Brennscheidt und deutet auf die schlanke Steinstele, die einen wuchtigen, rohen Steinblock trägt.

Das Senkrechte als Mensch

Das Reduzierte, sagt Brennscheidt, sei wichtig, um dem Betrachter Raum für eigene Interpretationen zu lassen. Eine gewisse Richtung gibt die 72-Jährige aber dann doch vor, wenn sie sagt: „Das Senkrechte als Symbol für den Menschen, das Waagrechte als Symbol für den Himmel, die Erde.“ Ein Kreuz symbolisiere ihre Stele nicht, eher noch, „dass das Schwache das Starke tragen kann“. Inwieweit das zur Versöhnungskirche passe, möge sie jedem selbst überlassen, findet aber den Namen der Kirche gerade jetzt sehr passend und gibt den Menschen noch einen Gedanken mit auf den Weg: „Versöhnen kann man sich nur, wenn man sich mit sich selbst versöhnen kann.“

Dass die Stele ihren Weg vom Ulmer Donauufer, wo sie lange stand, neben das Sakristeifenster der Versöhnungskirche gefunden hat, liegt an Mirja Kinzler. Die Kunsthistorikerin hatte im Mai 2014 einen Kunstweg von der Versöhnungskirche zur Schönberger Himmelfahrtskirche organisiert, an dem auch Brennscheidt mitwirkte.

Sie hofft nun, dass die Stele den Menschen in den Blick fällt, die auf dem Waldweg neben der Versöhnungskirche gehen. Bald soll auch noch eine Bank aufgestellt werden. Für die bessere Kontemplation.

Vorstellung

Die Stele wird im Gottesdienst am Sonntag, 18. Oktober, in der Versöhnungskirche an der Löwenstraße 116 vorgestellt. Beginn ist um 10.40 Uhr. Der Gottesdienst wird vom Hymnus-Chor musikalisch begleitet.