Die aufwendigen Erdarbeiten am Ort der Vielfalt sind nun geschafft. Foto: Horst Rudel

Der Umbau des Skaterplatzes zum Ort der Vielfalt kostet 234 000 Euro mehr als angenommen. Einen großen Teil der Mehrkosten verursachen unerwartete Funde bei den Bauarbeiten.

Göppingen - Dass sich die Stadt ihre Jugend etwas kosten lässt, hat der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till schon vor dem Start der Bauarbeiten am Skaterplatz am Theodor-Heuss-Platz im vergangenen Sommer betont. Doch dass der Umbau zum Ort der Vielfalt am Ende so teuer würde, hat er damals natürlich noch nicht gewusst. Der Gemeinderat musste jüngst Mehrausgaben in Höhe von 243 000 Euro absegnen. Damit kostet die Freizeitanlage für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene die Kommune insgesamt rund 1,2 Millionen Euro.

Der alte Bauschutt wurde einfach verscharrt

Absehbar waren die Kosten nicht. Erst im Lauf der Bauarbeiten hat sich herausgestellt, dass der Untergrund wesentlich schwerer zu bearbeiten ist, als zunächst gedacht. Denn der Abbruch der Firma Butz und Söhne in den sechziger Jahren ist offensichtlich nicht so gemacht worden, wie es eigentlich hätte sein sollen. Die Bauarbeiten brachten jetzt ans Licht, dass damals „große Teil der Fabrikeller nur angekratzt und mit Bauschutt verfüllt wurden“, wie die Stadt in der Vorlage für den Gemeinderat berichtet.

Zum Teil seien komplette Betonbauwerke und umgestürzte Pfeiler im Untergrund gefunden worden, berichtet die Stadtverwaltung Die Bauarbeiter hatten deshalb deutlich mehr Mühe, als sie jetzt den Untergrund für den Ort der Vielfalt vorbereiten wollten. Zum einen wurden die Grabarbeiten erschwert, zum anderen mussten die Hindernisse aus Beton und Ziegeln abgebrochen werden, es musste deutlich mehr Bauschutt entsorgt werden, und der Boden musste zum Teil ausgetauscht und nachverdichtet werden. Alles in allem wurden deshalb 140 000 Euro mehr im Boden vergraben als erwartet.

Das Bahnhofsklo zieht zu den Skatern

Mit weiteren 69 000 Euro zusätzlich schlägt die Entdeckung zu Buche, dass der alte Stadtbach einst am Rand des Geländes verlaufen ist. Eigentlich hatte man an dieser Stelle lediglich vorgesehen, den Erschließungsweg zur Wilhelmshilfe und zur Villa Butz mit einem neuen Pflasterbelag zu versehen. Stattdessen wurde nun umgeplant, und der Verlauf des alten Bachs wird nun als „Stadtbach-Band“, wie es die Verwaltung nennt, durch ein andersfarbiges Pflaster innerhalb des Wegs nachgezeichnet. Zudem stellte sich heraus, dass der Untergrund des bestehenden Weges nichts mehr taugte. Er musste wider Erwarten ebenfalls komplett saniert werden.

Immerhin eine zusätzliche Ausgabe wird den späteren Nutzern tatsächlich viel Erleichterung bringen: Die Stadt investiert weitere 25 000 Euro, um die WC-Anlage, die bisher am Bahnhof stand, an den Ort der Vielfalt zu versetzen. Sie wird an ihrem bisherigen Standort nicht mehr gebraucht, weil dort im Rahmen der Platzumgestaltung ohnehin eine neue Anlage gebaut wird. Der Gemeinderat hatte immer wieder angemahnt, das Toilettenproblem am Ort der Vielfalt zu lösen.

Ein Traum für Skater und andere Bewegungsfreudige

Trendsportanlage:
Der ehemalige Skaterplatz zwischen dem Alten E-Werk und der Stadthalle wird seit August zu einem Ort der Vielfalt umgebaut. Künftig gibt es dort nicht nur betonierte Skate-Elemente, sondern auch eine Kletterwand, einen Fitnessparcours, Aufenthaltsplätze und einen Kinderspielplatz. Das Ende der Bauarbeiten verzögert sich, sie sollen aber bis Ende April abgeschlossen sein – pünktlich zum Beginn der Saison.

Zuschüsse
: Das Land übernimmt rund 614 000 Euro der Umbaukosten. Diese belaufen sich mittlerweile auf rund 1,2 Millionen Euro.

Geschichte
: An der Ecke Friedrich-Ebertstraße/Mörikestraße stand seit dem späten 19. Jahrhundert die Mechanische Buntweberei am Stadtbach. Im Jahr 1904 kaufte sie der Unternehmer Carl Butz. 1955 stellte die Firma Butz & Söhne mit zuletzt noch 130 Mitarbeitern den Betrieb ein. Die Stadt kaufte das 13 000 Quadratmeter große Grundstück. In die Fabrikhallen zogen zunächst Firmen als Mieter ein, Ende der 60er Jahre wurden die Gebäude dann abgebrochen.