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Das Skateboard-Museum braucht dringend Spenden – neuer Vermieter will mehr Geld als die Stadt.

Stuttgart - Auf dem Schlossplatz sieht es aus wie auf dem Cannstatter Wasen kurz vor Beginn des Volksfestes. Ein großes Zelt steht dort, derzeit nur bestehend aus einem Holzgerüst. Die Majerus-Rampe für Skateboarder entsteht dort als befahrbares Ausstellungsstück des Kunstmuseums. Das Zelt soll die Rampe schützen, bevor sie gegen Schmutz und Nässe imprägniert ist.

Einige Meter weiter in der Friedrichstraße sind die Skateboarder bei jedem Wind und Wetter zu Hause. Dank einer Kooperation mit dem Kunstmuseum dürfen in den Räumen des Skateboard-Museums Kinder und Jugendliche, die eigentlich auf der Majerus-Rampe fahren wollten, bei schlechtem Wetter Unterschlupf suchen und dort skaten. Die Frage ist nur, wie lange noch. Nachdem die Raumaufzeit GmbH das alte Filmhaus für seine Untermieter aus dem alten Bahndirektionsgebäude nutzt, darf das Skateboard- Museum dort zwar bleiben; die Kosten sind aber viel höher.

Jürgen Blümlein, Schatzmeister des Museums, sagt: „Die Stadt hat das alte Filmhaus zum 31.12. an die Landesbank zurückgegeben und uns ordentlich gekündigt. Dann haben sie sich aber kulant gezeigt und gesagt, wir sollen zunächst drinbleiben.“ Der neue Vermieter, die Raumaufzeit GmbH, habe dann deutlich gemacht, dass er als kommerziell ausgerichtetes Unternehmen nicht die gleichen Zugeständnisse an das Museum machen könne wie die Stadt Stuttgart. „Zwar haben sie uns die Mietkosten erlassen, aber die Nebenkosten werden auf die Quadratmeterzahl umgelegt.“ Bei 400 Quadratmeter Fläche, die das Museum mietet, und einem Preis von 1,50 Euro pro Quadratmeter kommen Kosten auf die Betreiber zu, die sie nicht tragen können. An die Stadt musste das Skateboard-Museum monatlich nur 50 Euro zahlen. „Durch weitere Kosten wie Stromkosten, die in dem Abschlag noch nicht drin sind, rechnen wir mit rund 1000 Euro im Monat“, sagt Blümlein.

12000 Euro im Jahr, die die Betreiber mindestens bis 2013 allein aufbringen müssen, weil der Doppelhaushalt der Stadt bereits abgesegnet ist. Trotzdem lässt das Kulturamt sie nicht allein. „Sie haben uns mehrere Tausend Euro in Aussicht gestellt“, sagt Blümlein, der mittlerweile einen Spendenaufruf im Internet gestartet hat. Harald Beutel von der Stadt drückt sich konkreter aus: „Das Kulturamt stellt dem Skateboard-Museum einmalig 4000 Euro zur Verfügung“, sagt er. Damit ist der Betrieb erst einmal bis zum April gesichert. Wichtig ist der Fortbestand des Museums auch für das Kunstmuseum. Mit Blick auf die aktuelle Michel-Majerus-Schau sagt Sprecherin Eva Klingenstein: „Wir haben Herrn Blümlein viel zu verdanken, weil er gute Kontakte zur Skaterszene hat und uns mit Rat und Tat zur Seite steht“.

Die Kooperation zwischen den Museen ist gut, „allerdings sind wir selbst ein Zuschussbetrieb und können das Skateboard-Museum nicht finanziell unterstützen“, so Klingenstein. Für das Wochenende am 11. und 12. Mai ist ein gemeinsames Projekt als Begleitprogramm zur Rampe geplant. „Jugendliche und Erwachsene aus Straßburg und Stuttgart werden diskutieren, wie man öffentlichen Raum gestalten muss, um ihn für die Jugend nutzbar zu machen“, sagt Klingenstein. Danach sollen Jugendliche im Skateboard Museum gemeinsam skaten und können, zudem Skateboards und T-Shirts entwerfen. „Mit der Kooperation können wir immerhin auf die Existenz und die Bedeutung des Skateboard-Museums aufmerksam machen“, sagt Klingenstein. Bis dahin hat Jürgen Blümlein noch viel Arbeit. Zu den 4000 Euro von der Stadt hofft er auf Privatspenden. „50 Euro haben wir am ersten Tag aus der Schweiz bekommen“, sagt er, und „wenn wir 8000 Stuttgarter finden, die jeweils einen Euro spenden, dann haben wir es schon zusammen.“ Seit dem ersten Spendenaufruf sind 500 Euro auf dem Konto des Museums eingegangen. „Dazu kommen weitere Zusagen und ein sehr vielversprechender Anruf eines Klubs aus der Fußball-Bundesliga“, so Blümlein. Dazu könne er noch nichts Genaueres sagen. Zusätzlich will er Benefizkonzerte und Videovorführungen veranstalten. Seit acht Jahren ist das Skateboard-Museum in der Friedrichstraße zu Hause. Seitdem haben viele Kindergartengruppen und Schulklassen die Ausstellungsstücke gesehen. Wenn alle Stricke reißen, ist Jürgen Blümlein bereit, selbst tief in die Tasche zu greifen. „Es wäre schade, wenn es am Ende an 10.00 Euro scheitern würde“, sagt er.