Jürgen Blümlein wohnt bereits seit Jahren in Berlin – nun holt er, nachdem der Mietvertrag im Stuttgarter Filmhaus ausläuft, sein Skateboard-Museum nach. Foto: Peter-Michael Petsch

Wer noch nicht dort war, muss sich beeilen: Ende 2012 zieht das Skateboard-Museum nach Berlin.

Stuttgart - Am 31. Dezember ist in Stuttgart Schluss. Endgültig. Dann schließt das Skateboard-Museum, das seit Ende 2003 im Filmhaus untergebracht ist, seine Pforten. Und zieht um.

Wohin? Na, wohin wohl: Klar, nach Berlin. Die jetzt also auch. Wie alle. Verräter! Warum nur ist für alle Berlin viel cooler als Stuttgart? „ Wir waren immer sehr glücklich in Stuttgart: Die Räume passen, und wir haben hier unsere totale Freiheit. Es ist keinesfalls so, dass wir unbedingt wegwollten“, sagt Museumsmacher und -gründer Jürgen Blümlein (39). Doch die Umstände sind nun einmal, wie sie sind.

Bereits seit einem Jahr läuft es für das Rollbretter-Museum ein wenig holprig. Es fing damit an, dass die Stadt Stuttgart, die ursprünglich die Mieterin des Filmhauses war, sich gegen Ende des vergangenen Jahres entschied, den Mietvertrag zu kündigen, da sich der Betrieb des Filmhauses nicht mehr lohnte. Vom 1. Januar 2012 an vermietete die Landesbank – die Besitzerin des Gebäudes – das Filmhaus an die RaumaufZeit GmbH. Dies bedeutete auch einen Vermieterwechsel für das Skateboard-Museum.

An die Stadt zahlte Blümlein 50 Euro im Monat für seine 450 Quadratmeter. „Man ist uns da sehr entgegengekommen – dafür haben wir sonst nie Fördermittel von der Stadt bekommen, nur einmal hat der Stadtjugendring uns Gelder für den Bau der Skate-boardrampe gegeben“, sagt Blümlein.

Der Mietvertrag läuft Ende des Jahres aus

Auch die RaumaufZeit GmbH kam dem Skateboard-Museum entgegen, konnte aber nicht ähnlich großzügig vorgehen wie die Stadt. Blümlein musste fortan 1000 Euro im Monat bezahlen. Also insgesamt 12.000 Euro pro Jahr.

Diese Summe konnte das Museum, das ehrenamtlich betrieben und durch einen Verein unterstützt wird, nicht stemmen. Es folgte ein Spendenaufruf im Internet. Innerhalb kürzester Zeit war das benötigte Geld durch Spenden aus aller Welt beisammen. Zudem hat das Kulturamt 4000 Euro zugeschossen.

„Wir pokern nicht, sondern halten uns an den Vertrag“

Na also, Problem bewältigt: Ende gut, alles gut. Oder nicht? So weit schon. Allerdings läuft der Vertrag, den das Museum mit der RaumaufZeit GmbH hat, zum Jahresende aus. „Manche spekulieren darauf, dass es vielleicht doch ein paar Monate länger geht – aber für uns war von Anfang an klar: Wir pokern nicht, sondern halten uns an den Vertrag“, sagt Blümlein.

Ein Problem sieht er darin nicht – er geht keinesfalls im Zorn oder gar aus Trotz: „Wir hatten von Anfang an einen Duldungsvertrag. Und so sehr es auch schmerzt, gehen zu müssen – nach acht Jahren fühlt sich ein Aufbruch zu etwas Neuem auch gut an.“ Aber warum ausgerechnet nach Berlin? „Daniel Schmid, mit dem zusammen ich das Museum gegründet habe und betreibe, wohnt – wie ich – bereits seit mehreren Jahren in Berlin. Insofern bietet es sich einfach aus praktischen Gründen an, dass das Museum auch dort ist“, sagt Blümlein, der, um das Museum zu leiten, seinen gut bezahlten Beruf in der Werbebranche geschmissen hat. Er lebt nun „glücklich, aber karg“ von Sonderausstellungen, die er kuratiert, Artikeln, die er schreibt und Büchern, die er herausgibt.

Die Exponate des Museums werden bald in Wedding zu sehen sein

Und klar, es ist nicht zu leugnen, dass in Berlin mehr passende Räume zur Verfügung stehen – und dass mehr Touristen aus aller Welt nach Berlin als nach Stuttgart kommen, von denen es einige sicher auch in das Skateboard-Museum ziehen wird.

Diese werden die Ausstellung vom kommenden Jahr an dann im Stadtbad Wedding bewundern können. Zusammen mit dem Museum für Urban Street Art steht dem Skateboard-Museum dort eine Fläche von mehr als 800 Quadratmetern zur Verfügung. Genug Platz, um die vielen Exponate zu zeigen: Genug Platz für den Apfelkistenroller, einem Vorläufer des Skateboards, oder selbst gefertigte Rollbretter. Genug Platz für das Longboard oder die ersten industriell hergestellten Skateboards namens Rollersurfer. Genug Platz, um die Geschichte des Skateboards nachzuzeichnen, deren Anfänge – man weiß es nicht genau – in Deutschland liegen könnten: Eine Filmaufnahme vom Besuch Erwin Rommels bei der Familie Goebbels zeigt deren Kinder, wie sie eine Rampe auf einem Rollbrett runterfahren.

Apropos Kinder: „In Berlin möchten wir unser Angebot für jüngere Kinder ausweiten und für sie eine Rampe bauen“, sagt Blümlein. „Das Skaten ist eine der letzten Freiheiten – raus auf die Straße, und los geht’s .“ Also, kommt, wir skaten nach Berlin!

Noch bis zum 2. September macht das Skateboard-Museum, Friedrichstraße 23A, Sommerpause. Danach ist es wieder jeden Sonntag von 16 bis 20 Uhr geöffnet. www.skateboardmuseum.de