Dorothea Bachmann erhält von vielen Hechinger Bürgern Unterstützung. Foto: Metz

Aus dem Privatleben von Dorothea Bachmann, der Bürgermeisterin von Hechingen, sind pikante Details in die Boulevardpresse gelangt. Nun ist sie krankgeschrieben. Im Gemeinderat sorgt man sich um die Zukunft der Stadt.

Hechingen - Ihr Dienstwagen hat das Kennzeichen HCH-HE-1. Auf der Webseite der Stadt Hechingen (Zollernalbkreis), unter der Rubrik „Stadtnachrichten“, zeigt sich die Bürgermeisterin Dorothea Bachmann vor der KfZ-Zulassungsstelle des Landratsamts lächelnd mit ihrem neuen Nummernschild. Dieser Dienstwagen ist der parteilosen 51-Jährigen, die vor sechs Jahren mit großer Mehrheit gewählt wurde, nun in gewisser Weise zum Verhängnis geworden.

Es war die Zeitung mit den großen Buchstaben, die zuerst darüber berichtete, private Fernsehsender folgten: Vor zwei Wochen soll sich Dorothea Bachmann laut einem Bericht der „Bild am Sonntag“ auf einem Parkplatz bei Radolfzell mit einem Mann getroffen haben. Völlig überraschend kreuzte ihr Ehemann dort auf, die beiden leben seit einigen Monaten getrennt. Die Bürgermeisterin soll die Polizei gerufen haben, weil sie vermutete, ihr Mann habe einen Peilsender an dem Dienstwagen anbringen lassen. Die Polizei bestätigte diesen Einsatz. Der Dienstwagen wurde daraufhin sichergestellt und das Haus des Ehemannes durchsucht. Zum Stand der Ermittlungen wollte sich das nun zuständige Polizeipräsidium in Konstanz nicht äußern.

Der private Gebrauch des Dienstwagens ist erlaubt

Obwohl sich Dorothea Bachmann nichts hat zu schulden kommen lassen – der private Gebrauch des Dienstwagens ist nach Angaben der Stadt Hechingen erlaubt, und die Bürgermeisterin war an dem Tag auch nicht krankgeschrieben –, ist sie nun das Stadtgespräch Nummer eins in der Zollernstadt. Eine Angestellte des Café Blixen am Marktplatz bringt ihre Entrüstung darüber zum Ausdruck: „Wir sollten diese Frau in Ruhe lassen. Ihre Ehe ist schließlich Privatangelegenheit“, sagt die junge Frau angesichts der Gerüchteküche. Und auch die Kamerateams der Fernsehsender erlebten vor allem Hechinger Bürger, die ihrer Bürgermeisterin alles Gute und baldige Genesung wünschten.

Zumal die Öffentlichkeit nicht zum ersten Mal an der Ehekrise der Bürgermeisterin teilnimmt. Bereits im März war es auf dem Parkplatz des Rathauses zu einem Streit zwischen den Eheleuten gekommen, der mit Hilfe der Polizei gelöst werden musste. Auch damals rief die Bürgermeisterin die Polizei – der „Schwarzwälder Bote“ berichtete darüber. Bachmann zog daraufhin aus der gemeinsamen Wohnung in Hechingen aus. Wegen des neuen Wohnsitzes jenseits der Kreisgrenzen musste sie ihr Kreistagsmandat niederlegen. Auch ihren Sitz im Aufsichtsrat der Kreissparkasse und im Regionalverband verliert sie.

CDU-Fraktion beklagt lange Ausfallzeiten der Bürgermeisterin

Nach dem Vorfall im März hat sich Bachmann für mehrere Wochen krank schreiben lassen. Auch jetzt ist sie „krankheitsbedingt für mehrere Wochen nicht im Dienst“, wie die Stadt mitteilte. Hinzu kommen längere Ausfälle im vergangenen Jahr wegen einer Schulterverletzung. In der CDU-Fraktion, der größten im Gemeinderat, wächst der Unmut. „Viele Projekte sind ins Stocken geraten“, klagt der Fraktionschef Andreas Ermantraut. „Wir können so unsere Arbeit nicht machen. Das ist doch kein Dauerzustand.“ Dagegen sieht Frank Balbach von den Freien Wählern „keinen Grund zur Panik“, ebenso Thomas Jauch, der Pressesprecher der Stadt: „Frau Bachmann ist bis zum Jahr 2020 gewählt“, betont er. „Derzeit führt ihr Stellvertreter die Amtsgeschäfte. Die Frage nach Ersatz stellt sich für uns nicht.“

Das Landratsamt des Zollernalbkreises, das dafür zuständig ist, die Dienstfähigkeit der Bürgermeisterin zu prüfen, hat sich der Sache dennoch angenommen. „Aufgrund des erneuten krankheitsbedingten Ausfalls und der öffentlichen Berichterstattung bezüglich der Vorkommnisse mit dem Dienstwagen der Stadt Hechingen werden wir so schnell wie möglich ein Gespräch mit Frau Bachmann veranlassen“, teilte die Behörde mit. Die Beurteilung der Dienstunfähigkeit werde sich auf ein amtsärztliches Gutachten stützen.