Ein Meer aus Farben war der Kuchenritt der Grundschüler vor vier Jahren. Am Samstag gibt es eine Neuauflage. Foto: factum/Archiv

Die zweite Biennale will mit neuen Formaten und neuen Spielorten junge Leute für Kultur begeistern. Am Samstag wird sie mit dem Kuchenritt der Grundschüler eröffnet. Bei vielen Veranstaltungen ist der Eintritt frei.

Sindelfingen - Kultur satt gibt es in den kommenden vier Wochen in Sindelfingen, und zwar nicht in elitären Veranstaltungen für die Kulturbeflissenen. Angesprochen werden alle Bürger und alle Altersgruppen. Gleich zum Auftakt der zweiten Biennale an diesem Samstag stehen die ganz Jungen im Mittelpunkt: beim sogenannten Kuchenritt im Floschenstadion und anschließenden großen Kinderfest. Die Wetteraussichten fürs erste Festivalwochenende sind bestens. Etwas anderes hat der Kulturamtsleiter Horst Zecha auch nicht erwartet. „Das Wetter hat beim Stadtjubiläum vor vier Jahren und der ersten Biennale 2015 immer mitgespielt.“

800 Kinder der neun städtischen Grundschulen bieten am Samstag ein farbenfrohes Spektakel im Floschenstadion. Jede Schule kommt in T-Shirts und mit Ballons in einer anderen Farbe. Gemeinsam marschieren sie ins Stadion ein und drehen, begleitet von Pferden, eine Runde. Im Stadion erwartet sie der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer, der gemeinsam mit Horst Zecha Geschenke der Grundschüler in Empfang nimmt, aber auch ihre Wünsche. Zum Stadtjubiläum vor vier Jahren war dieser Brauch namens Kuchenritt, der vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammt und letztmals in den 1980er Jahren ausgetragen worden war, neu aufgelegt worden: in einer modernen Version, in der die Bürger – auch die jüngsten – nicht mehr Bittsteller an die Obrigkeit sind, sondern auf Augenhöhe mit dieser kommunizieren. Im Anschluss an die etwa anderthalbstündige Zeremonie, die um 14 Uhr beginnt und die Zuschauer von der Tribüne aus verfolgen können, gibt es dann ein Kinderfest, organisiert vom Stadtjugendring und Vereinen.

Jedes Wochenende eine Premiere

Dann geht es Schlag auf Schlag. An jedem Wochenende steht eine andere Premiere an. Am Freitag, 30. Juni, die des Musicals „Bühne der Träume“, das das Thema Castingshows aufgreift. Die junge Truppe um Siegfried Barth von der Kinderfilmakademie Sim TV spielt vor allem für junge Zuschauer. „Damit erreichen wir mit einer Kulturveranstaltung die Jugendlichen“, ist Zecha überzeugt. Aufgeführt wird das Musical zehnmal, und zwar wetterunabhängig in der Klosterseehalle.

Die Premiere des zweiten Juliwochenendes ist deutlich schwerere Kost. Das Theaterensemble um Sabine Duffner greift das Thema Hexenverfolgung auf, der im 17. Jahrhundert 21 Frauen in Sindelfingen zum Opfer fielen. Inszeniert wird das eigens für die Biennale geschriebene Stück als Straßentheater mit drei Stationen. Los geht’s um 20.30 Uhr im Serenadenhof beim Stadtmuseum, der allerdings nur Platz für 99 Zuschauer bietet. Sechs Vorstellungen sind geplant. Eine Woche später erobert die Biennale einen ungewöhnlichen Ort: In der ehemaligen Schalterhalle der Alten Volksbank hat das Tanztheater von Monika Heber-Knobloch Premiere. Die Aufführung beginnt um 19 Uhr. Insgesamt fünfmal wird gespielt. Zudem gibt es am 20. Juli zwei Aufführungen der Nachwuchstänzer.

Extra Programm für Nachteulen

Rund um diese Highlights findet sich ein umfangreiches Programm mit Konzerten und Diskussionen. Fünf sogenannte poetische Orte, die an besondere Ereignisse der Stadtgeschichte erinnern, werden während der Biennale vorgestellt. Im Late-Night-Programm gibt es zu später Stunde Konzerte mit dem Duo Ingo Sika/Klaus Küting sowie den Hanke-Brothers.

Ein ganz besonderes Projekt ist das Biennale-Konzert am 8. und 9. Juli: Der Kammerchor spielt gemeinsam mit dem Orchester l’arte del mondo und dem Ensemble Al Ol Händels großes Oratorium „From Israel to Egypt“. Den großen Chören Händels werden traditionelle Gesänge auf Texte der Thora und des Koran und traditionelle Sufimusik zur Seite gestellt. Daraus entwickelt sich ein „Trialog“ der monotheistischen Weltreligionen. Religiöse Vielfalt als Herausforderung für friedliches Zusammenleben ist auch Thema einer Dialogveranstaltung am 27. Juni mit Johannes Frühbauer von der Stiftung Weltethos. Am 3. Juli ist beim Dialog der Wirtschaftsethiker Klaus J. Schuler zu Gast.

Zum Abschluss gibt es ein Picknick im Park

Neu ist in diesem Jahr, dass die Biennale auch in die Stadtteile geht: mit Open-Air-Konzerten in Maichingen, Darmsheim, dem Eichholz und auf dem Goldberg. Die Gastronomen locken zum Festival mit besonderen Snacks: von Biennale-Eis bis -Pizza. Kulinarisch endet auch das Kulturfestival: mit einem großen Bürgerpicknick im Sommerhofenpark am 22. Juli.