Tänze und Musik aus ihrer Heimat präsentieren die Vereine beim Straßenfest. Foto: factum/Archiv

Die Gebühren für einen Stand seien zu hoch, klagen Vertreter der Migrantenvereine beim Gespräch mit OB Vöhringer. Die Stadt solle die Vereine stärker unterstützen.

Sindelfingen - Zwei Dinge verbinden viele Menschen mit Sindelfingen: neben Daimler ist es das Internationale Straßenfest. Aus dem Festkalender der Region ist es nicht mehr wegzudenken. Auch aus der weiteren Umgebung strömen die Besucher zu dem Event, der stets am dritten Juniwochenende stattfindet. Doch unter den Migrantenvereinen rumort es: Zu kommerziell sei das Fest geworden und für kleinere Vereine die Teilnahme fast unerschwinglich. Diese Klagen landeten diese Woche beim Oberbürgermeister Bernd Vöhringer, der die internationalen Vereine der Stadt zu einem Treffen eingeladen hatte.

„Warum übernimmt nicht wieder die Stadt die Organisation des Straßenfestes“, forderte Zito Aurelio vom Italienischen Verein. So hatte es vor 40 Jahren angefangen. Der damalige Ausländerbeauftragte der Stadt, Friedrich Fausten, initiierte das Fest als Begegnung zwischen den Kulturen im multikulturellen Sindelfingen. Doch als die Stadt Anfang der 1990er-Jahre in die erste Finanzkrise geriet, sollte das Fest gestrichen werden. Bürger schlossen sich zusammen und gründeten einen Verein, der seither die Organisation des Events stemmt, zu dem bis zu 200 000 Besucher kommen.

Ein Drittel der 120 Teilnehmer sind Vereine

„Anfangs haben 50 internationale Vereine mitgemacht, heute sind es nur noch 25“, klagte ein Vereinsvertreter. Reiner Schill, der Vorstand des Vereins Internationales Straßenfest berichtet auf Anfrage von „28 ausländischen Vereinen, die mitmachen“. „Insgesamt sind ein Drittel der 120 Teinehmer Vereine, zwei Drittel Gewerbliche.“ Und Schill stellt klar: „Die Gewerblichen bezahlen das Fest. Für sie gelten deutliche andere Konditionen als für die Vereine, von denen wir stattdessen kulturelle Beiträge wie Folkloredarbietungen erwarten.“

Gastronomen und Händler zahlten Gebühren „im vierstellige Eurobereich“. Für die Vereine habe die Standgebühr bisher 200 Euro betragen. Jetzt habe man die Stadt Zonen eingeteilt. „An hochfrequentierten Plätzen wie dem Marktplatz verlangen wir 400 Euro plus Mehrwertsteuer, für mittlere Lagen 300 Euro und weniger gut besuchte Straßen 200 Euro. Können die Vereine keine Musik- oder Tanzgruppen stellen, kommen bis zu 500 Euro hinzu, zudem für alle Strom- und Wasserkosten.

Der dreitägige Event kostet 180 000 Euro

Er könne verstehen, dass es für kleinere Vereine schwierig sei, die Gebühren zu stemmen, sagt Schill. „Die leben von den Einnahmen des Straßenfestes.“ Andererseits gebe es Fixkosten von 180 000 Euro für das Event. Allein für Wasser, Gemagebühren und Ordnungsdienste seien die Kosten seit 2012 um 46 Prozent gestiegen. Im vergangenen Jahr habe man die Rechnungen nur bezahlen können, weil die Vizevorsitzende dem Straßenfestverein einen privaten Kredit von 7500 Euro gewährt habe. „Deshalb kommen wir um eine Gebührenerhöhung nicht herum.“ Kleinere Vereine könnten beim Kulturamt um einen Zuschuss nachfragen.

Der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer hält die Gebühren nicht für den Grund, dass manche Vereine sich nicht mehr am Straßenfest beteiligen. „Es ist wohl eher die Schwierigkeit, drei Tage lang das alles personell zu stemmen“, sagte er den Vereinsvorständen bei der Versammlung.

Er versprach, das Thema Gebühren und Zuschüsse der Stadt, die bisher 50 000 Euro durch Dienstleistungen des Bauhofs beisteuert, neu zu überdenken. Den Charakter des Festes „als Begegnung der Kulturen und Religionen“ wolle man auf jeden Fall erhalten, sagte der OB.